Ein Mistkerl zum Verlieben
hatte.
„Du hast Filme geholt?“
Vicky grinste. Sie hatte viel von Mark erwartet. Aber, dass er einen Abend mit Burgern und Videos einer heißen Nacht mit einer sexsüchtigen Nymphomanin vorzog, beeindruckte sie in gewisser Weise.
„Ja. Du hast gestern doch erwähnt, dass du auf diese ganzen Liebesschnulzen stehst. Ich habe Dirty Dancing und Pretty Woman. Das sind die einzigen Liebesschnulzen, die ich kenne. Die hatten auch Titanic dort, aber…der ist zu Neunziger“, er grinste.
„ Außerdem habe ich die Simpsons und einen Horrorfilm, den mir der Typ im Videoladen empfohlen hat. Du hast mir doch damals auf der Terrasse erzählt, dass du Horrorfilme magst!“
„ Wow, Mark. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“
Jetzt war Vicky wirklich überwältigt. Er hatte sich tatsächlich daran erinnert, dass sie Horrorfilme mochte – und das, obwohl sie es nur beiläufig und vor mehreren Wochen erwähnt hatte.
„ Hey, ich weiß eben, wie man Frauen herumkriegt“, witzelte er und öffnete den Gürtel und den Reißverschluss seiner Jeans. Vickys Augen wurden groß.
„ Es ist doch okay für dich, oder“, fragte Mark und hielt inne, als hätte er ihre Gedanken gelesen, „aber ich bin der Meinung, ein Fernsehabend ist in Schlabberklamotten gleich doppelt so gemütlich wie in Jeans und Hemd!“
„ Oh, klar – kein Problem.“
Sie versuchte, wegzusehen, als Mark aus seinen Jeans stieg, sein Hemd aufknöpfte und seine Klamotten über die Stuhllehne hängte, und es kam ihr auch ein wenig seltsam vor, dass er sich vor ihr so mirnichts, dirnichts entblätterte. Aber vermutlich war es genau das, was gute Freunde eben machten. Einen Film in gemütlichen Klamotten ansehen, ohne dass irgendwelche Hintergedanken im Spiel waren. Sie riskierte einen Blick auf Mark, und dann noch einen. Er trug enge, schwarze Shorts, war sportlich-durchtrainiert und seine Haut was sonnengebräunt.
„Na dann, rutsch mal rüber!“
In den ersten Momenten war es für Vicky merkwürdig, mit nichts am Körper, als einer karierten Pyjamahose und einem ärmellosen Tanktop neben Mark, der ebenfalls nicht vollständig angezogen war, zu liegen. Doch nachdem sie den DVD-Player angemacht hatten, Pretty Woman über den Schirm flimmerte und sie die Burger und Pommes verspeisten, die Mark mitgebracht hatte, lockerte sich die Stimmung. Vicky versuchte, sich zu suggerieren, dass es das Beste sein würde, in Mark einfach einen guten Freund zu sehen. Nicht mehr und nicht weniger. Immerhin hatte er ein Wochenende voller Sex und Alkohol geopfert, um mit ihr schnulzige DVDs anzusehen und Burger zu essen, weil sie krank war. Genau das, was ein richtig guter Freund tun würde. Genau dasselbe, was Gloria und Kelly getan hätten – und sie umgekehrt auch für eine der beiden.
„Was ist“, fragte Vicky.
Sie war so in die letzten zehn Minuten von Pretty Woman vertieft, dass sie erst ziemlich spät merkte, wie Mark sie ansah. Schon vor einer Weile war er im Bett nach unten gerutscht und hatte den Film, auf dem Rücken liegend gesehen. Jetzt hatte er sich auf die rechte Seite gedreht, seinen Kopf mit der rechten Hand abgestützt und starrte sie an, als würde der Film in ihrem Gesicht widerspiegelt werden.
„Ich habe mich gefragt, warum eine Frau wie du noch nicht verheiratet ist“, schoss er aus der Pistole.
Für Vicky war es mit einem Augenblick zweitrangig, dass Edward Vivian gerade in seiner Limousine abholen fuhr.
„Was?“
„ Naja, ich meine, die Männer müssen bei dir doch Schlange stehen. Sieh dich nur mal an. Du bist erfolgreich, wunderhübsch, ohne auch nur eine OP vorgenommen zu haben, du bist intelligent, witzig und herzlich. Was an dir ist dieser Makel, dass du immer noch zu haben bist?“
„ Ähm…“
Vicky wusste nicht, was sie sagen sollte und war für eine Weile sprachlos.
„Es tut mir leid – habe ich dich in Verlegenheit gebracht?“
Jetzt wirkte auch Mark, als wäre seine Frage ihm unangenehm.
„Nein, schon okay. Es ist nur…ich habe mich selbst mit dieser Sache noch nie auseinandergesetzt. Ich weiß es nicht. Fakt ist, so toll wie du mich gerade beschrieben hast, bin ich gar nicht. Und mit den Frauen, mit denen ich dich bereits gesehen habe, kann ich lange nicht mithalten. Ich denke, es hat sich einfach bisher noch nichts ergeben. Als ich studierte, dachte ich immer, ich warte, bis ich promoviert habe und dann wird Mr. Right mir schon über den Weg laufen. Dann habe ich promoviert und dachte, hey, was
Weitere Kostenlose Bücher