Ein Mistkerl zum Verlieben
Turner, und es war nett, sie kennen zu lernen, Miss Wheeler“, sagte sie dann in einem spitzzüngigen Ton. „Ich wünsche Ihnen beiden noch einen unterhaltsamen Abend. Sie müssen sich unbedingt unsere Mitternachtseinlage ansehen, sie werden überrascht sein!“ Mit diesen Worten machte sie kehrt und ließ die beiden hinter sich zurück.
44
Ihr erster Weg führte sie zurück in den Flur und an den Garderoben von Elvis und dem Zauberer vorbei, auf die Toilette. Ihr war übel und schwindelig und sie fühlte sich, als hätte sie jemand verprügelt. Sie stand am Waschbecken und betrachtete sich im Spiegel. Ließ kaltes Wasser über ihre Arme laufen und versuchte, nicht zu weinen, was der Kloß, der sich in ihre Hals gebildet hatte, schwer machte. Sie trocknete ihre Hände mit einigen Papierhandtüchern und drückte dann sanft an ihre Augeninnenseite, um die Tränen abzufangen. Das war es also gewesen. Selbst, wenn es bis vorhin irgendwo in ihrem Hinterkopf ein Fünkchen Hoffnung gegeben hatte, dass sie und Mark wieder zusammenfinden würden, so war dieses Fünkchen jetzt erloschen. Sie drehte sich herum und lehnte sich an das Waschbecken. Der kühle Marmor fühlte sich gut auf ihrer Haut an. Das, was in den letzten zehn Minuten passiert war, sollte ihr endgültig die Kraft geben, mit Mark abzuschließen. Er war einfach nicht der Richtige für sie und basta. Sie lehnte noch eine Weile am Waschbecken, als ihr ein Gedanke kam.
„Das hast du echt großartig gemacht, gratuliere“, schimpfte Mark. Er hatte, nachdem Vicky in Richtung Toiletten abgebogen war, Janice am Handgelenk geschnappt und sie Richtung Ausgang gezogen. „Was bildest du dir ein, einfach so auf der Bildfläche aufzutauchen. Hast du nicht gesehen, dass ich beschäftigt war?“
„ Was soll das – du tust mir weh“, jammerte Janice, während sie in kleinen Schritten neben Mark hertrippelte, „und wo gehen wir überhaupt hin? Ich will noch nicht zurück ins Hotel, ich will hier bleiben!“
„ Gut, dann bleib hier!“ Er ließ sie los und ging weiter.
„ Aber du kannst mich doch nicht hier lassen. Wie komme ich denn zurück ins Hotel?“
Mark drehte sich um und kam bedrohlich auf sie zu.
„Um ehrlich zu sein ist mir das scheißegal“, sagte er. Er war außer sich. Vicky und er hatten sich ausgesprochen und er war sicher, dass sie eine zweite Chance hatten. Bis Janice aufgetaucht war und alles zerstört hatte. Er hätte sie nicht mitnehmen dürfen. Er hätte sie nicht vergessen dürfen. Am besten wäre es gewesen, wenn er mit Vicky weg vom Bankett gegangen wäre. Doch alles war viel zu schnell passiert. Tief in seinem Innersten wusste er, dass er eine Aussprache mit Vicky haben wollte. Was ihn jedoch geritten hatte, Janice mitzunehmen, konnte er nicht sagen. Er hatte damit rechnen müssen, dass es ihm nicht gelingen würde, die beiden Frauen voneinander fern zu halten. Hatte er überhaupt damit gerechnet, dass es zu einer Aussprache mit Vicky kommen würde? Eigentlich war er davon ausgegangen, dass er sie entweder gar nicht zu sehen bekam, oder, dass sie nichts mehr von ihm wissen wollte. Er hatte in Janice so eine Art Schutzschild gesehen, das Vicky klar machte, dass sie nicht die Einzige war, und dass es ihm nichts ausmachte, wenn sie nichts mehr von ihm wissen wollte. Dass sie ebenso noch Gefühle für ihn hatte, damit hätte er nicht gerechnet. Doch er hatte ohnehin alles falsch gemacht. Selbst wenn er sich mit Vicky versöhnt hätte, wenn sie ihm eine zweite Chance gegeben hätte, hätte er sie immer noch anlügen müssen, was Janice betraf. Immerhin teilte sie sich mit ihm das Bett im Hotelzimmer, er hatte ihr Flugticket bezahlt – sie war seine Begleitung.
Janice hatte Tränen in den Augen und trotzdem wollte Mark nichts lieber, als ihr ins Gesicht schlagen.
„ Heul hier nicht rum sondern komm mit“, sagte er. „Wir fliegen noch heute Nacht zurück nach Florida – und nach diesem Flug will ich nichts mehr von dir hören oder sehen!“
„ Mann, wo hast du denn gesteckt?“ Kelly sah Vicky neugierig an, als sie wieder am Tisch Platz nahm. „Ist alles in Ordnung?“
Nach der Begegnung mit Mark hatte Vicky eine geschlagene halbe Stunde auf der Toilette verbracht. Sie hatte darüber nachgedacht, was gerade eben passiert war und überlegt, wie sie diese ganze Sache verarbeiten sollte. Obwohl Mark sie ein weiteres Mal abgrundtief verletzt hatte, waren da immer noch Gefühle für ihn. Sie hatte sich auf dem
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