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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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kleinen Balkon standen, die Schneeflocken um sie herum tanzten und er die Möglichkeit hatte, sie endlich im Arm zu halten. Was hinderte ihn daran? Vielleicht hatte sie sich ja wirklich in ihn verliebt. Was war daran so abwegig? Er sah gut aus, sie verstanden sich prächtig und waren so ziemlich auf einer Wellenlänge. Vielleicht hatte sie nur ihre Zeit gebraucht, das zu realisieren. Vielleicht wollte sie sich erst selbst darüber im Klaren sein, dass sie mehr für ihn empfand, als nur Freundschaft. Vielleicht war die Begegnung mit diesem Turner eine Art Schlussstrich, den sie gezogen hatte.
     
    Sie stand immer noch vor ihm und blickte ihn aus ihren großen blauen Augen an. Einzelne Schneeflocken hatten sich auf ihre Schulter gesetzt und schmolzen wenige Sekunden später zu zarten Tropfen, die ihre Haut benetzten.
     
    Nick stellte sein Champagnerglas auf das Balkongeländer, machte einen Schritt auf Vicky zu und küsste sie.
     
     
    Es hatte wieder angefangen zu schneien, als Vicky draußen auf ihrer winterlichen Terrasse stand und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Es war klar, dass die Nacht mit Nick ein Fehler gewesen war. Sie hatte gehofft, sich mit Nick über Mark hinwegtrösten zu können, vielleicht hatte sie sogar gehofft, ihn durch Nick vergessen zu können, was ihr allerdings nicht gelungen war. Ihr war jetzt lediglich klar, dass sie Nick ausgenutzt und ihn zweifellos verletzt hatte. Jetzt hatte sie genau dasselbe mit ihm gemacht, was Mark mit ihr gemacht hatte. Sie hatte ihm tatsächlich vorgemacht, sich für ihn zu interessieren. Hatte ihm erzählt, sich in ihn verliebt zu haben. Hatte ihn davon überzeugt, dass sie in ihn verliebt war, obwohl er skeptisch war. Sie hatte ihn geküsst und ihn überredet, noch mit in ihr Appartement zu kommen und jetzt hatte sie nicht nur die Freundschaft zu Nick auf dem Gewissen sondern auch den Schmerz, den er verspüren würde, wenn sie ihm reinen Wein einschenkte.
     
    Sie war eine Weile draußen am Geländer gestanden. Nach ihrer Nase waren erst ihre Finger, dann ihre Zehen und schließlich ihre Oberarme und ihre Oberschenkel kalt geworden. Doch sie hielt der Kälte stand. Wenn sie hinein ging, würde das Drama unweigerlich seinen Lauf nehmen. Irgendwann würde Nick aufwachen und bemerken, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Er würde bemerken, dass die gemeinsame Nacht nicht aus gegenseitigen Gefühlen passiert war, sondern nur, weil Vicky zuviel getrunken hatte und insgeheim Mark eins auswischen wollte.
     
    „ Hey, Süße, was machst du denn hier draußen? Du holst dir noch den Tod!“
    Nick tauchte hinter ihr auf und hüllte sie in eine warme Wolldecke. Die Decke fühlte sich an, als käme sie geradewegs aus einer Feuerstelle. Die angenehme Wärme ließ die kalten, angefrorenen Teile ihres Körpers warm werden. Nick stand hinter ihr, hatte sie von rücklings umarmt, drückte sich an sie und küsste sie sanft auf die
    Wange.
    „ Möchtest du nicht zurück ins Bett kommen – es ist noch nicht einmal sechs Uhr“, fragte er sanft.
     
    Vicky überlegte. Nick war das Beste, was ihr passieren konnte. Sie hatte ihren Freundinnen gegenüber oft gescherzt und gemeint, dass im Lexikon neben dem Wort Traummann ein Foto von Nick sein müsste. Und er war ein Traummann. Er war warmherzig und ehrlich, witzig, intelligent und charmant, treu und aufrichtig, hatte integere Ziele und war obendrein attraktiv. Sie fragte sich, wie verrückt jemand sein musste, so einen Mann in die Wüste zu schicken. Und trotzdem war er nicht Mark. Er war nicht Mark mit all seinen Makeln und Fehlern, mit seiner arroganten, hochnäsigen Art, Mark, der ihr eine offene Beziehung vorgeschlagen hatte, Mark, der sie versetzt hatte, weil er mit einer Solariumbekanntschaft auf seiner Couch Sex hatte, Mark, der sich erneut an sie herangemacht hatte, obwohl seine neue Freundin mit auf dem Bankett gewesen war.
     
    Langsam drehte sie sich um. Nicks Haar war zerzaust und er sah etwas schläfrig aus. Sie hasste sich selbst unsagbar in diesem Moment. Er sah sie an und sein Blick wandelte sich von schläfrig in besorgt.
     
    „Ist alles in Ordnung mit dir“, fragte er.
     
    „Nick, hör zu“, begann Vicky und kämpfte mit sich selbst. Irgendetwas in ihrem Kopf sagte ihr, dass sie Nick keinesfalls gehen lassen durfte. Sie stellte sich sich selbst vor, in fünfzig Jahren, wie sie mit Achtzig ganz allein in einem Haus auf Long Island lebte. Irrwitzigerweise waren auch ihre Katzen noch da, die dann

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