Ein Mistkerl zum Verlieben
ihr stand und dieselbe Anziehung auf sie ausübte wie damals, brachte sie kein Wort heraus. Hatte fast Angst, etwas zu sagen. Also beschloss sie, das Gespräch abzubrechen und doch wieder zurück an ihren Tisch zu gehen.
„ Trinkst du ein Glas Champagner mit mir“, fragte Mark, gerade als sie ihm mitteilen wollte, dass sie nun wieder zurück in den Festsaal ging. Sie war überrumpelt und in ihrem Magen begann es wieder, zu kribbeln.
„ Klar, gerne!“
Gemeinsam gingen sie den Flur entlang an den Garderoben und Zimmern vorbei und wieder hinaus in den Festsaal.
Dieses Mal waren gleich zwei Kellner an der Champagnerbar und beide schenkten eifrig die verschiedensten Sorten Sprudelwasser aus. Mark musste etwas warten, bis er an der Reihe war und seine zwei Gläser ordern konnte. Vicky sah einfach großartig aus. Für ihn war es ein Flash gewesen, als er sie bei den Toiletten wiedergesehen hatte. Janice verblasste förmlich neben ihr. Wo Janice im Moment war, wusste er nicht genau. Sie hatte sich vorhin mit einigen Anwälten der Kanzlei unterhalten und die Einladung angenommen, mit ihnen an der Cocktailbar Pina Coladas zu trinken. Mark war froh, sie für eine Weile los zu sein. So konnte er wenigstens Zeit mit Vicky verbringen. Wenn alles so lief, wie er es sich vorstellte, sollte Vicky Janice nicht treffen. Bis auf Don Stevens hatte ihn niemand mit ihr gesehen, und er war sicher, dass Vicky mit ihrem Vorgesetzten nicht über die Damenbegleitung eines Gastes diskutierte. Er würde versuchen, Janice aus dem Weg zu gehen, mit Vicky das Fest baldmöglichst zu verlassen und ihre Beziehung neu zu beginnen. Als er an der Champagnerbar auf seine beiden Gläser gewartet hatte, hatte er mit sich selbst gehadert, weil er sie erneut anlügen würde. Doch wenn er ihr sagte, dass er mit einer anderen Frau hier war, würde sie ihm erst recht keine zweite Chance geben. Diese zweite Chance, auf die er die vergangenen Monate Tag für Tag, Sekunde für Sekunde gewartet hatte, nach der er sich verzehrt hatte und an die er fast immer hatte denken müssen. Nein, er würde diese eine kleine Notlüge durchziehen und sie für immer für sich behalten. Außerdem waren sie beide ja noch kein Paar. So gesehen würde er auch in ihrer Beziehung nicht lügen.
Mit den zwei Gläsern bewaffnet kam er auf Vicky zu. Er reichte ihr eines und dann stießen sie an.
„ Ich weiß jetzt nicht einmal, worauf wir anstoßen sollen“, gab er kleinlaut zu. In seinen Gedanken tauchte ihre letzte Begegnung auf, die so furchtbar geendet hatte. Er bereute, Vicky verloren zu haben.
Sie lächelte ihn an und sagte: „ Wir könnten auf diesen Abend heute trinken. Und auf unser Wiedersehen!“
Während Mark an der Bar gestanden hatte, hatte sie überlegt, ob es eine gute Idee war, sich noch einmal auf ihn „einzulassen“. Er hatte ihr die schlimmsten Monate ihres Lebens beschert – und davor die schönsten Wochen. Sie hatte sich im Augenblick ihres Wiedersehens eingestehen müssen, dass sie keineswegs über ihn hinweg war. Dass sie ihn weder vergessen hatte noch ihn verachtete. Sie liebte ihn noch genauso, wie an jenem Tag, als sie zurück nach New York gekommen waren und sich für den Abend verabredet hatten.
Er wollte ihr sagen, wie sehr er bereut hatte, was an jenem Abend vorgefallen war, dass er sich selbst dafür ohrfeigen wollte, weil er einfach so abgehauen war. Dass er doch eigentlich mit ihr zusammen sein wollte und nur sein verdammter Stolz ihn daran gehindert hatte, das Richtige zu tun.
„ Und…wie läuft’s so bei dir“, fragte er stattdessen.
„ Alles bestens“, antwortete sie, nachdem sie von ihrem Champagner getrunken hatte. „Die Leute, die dein Appartement gemietet haben, haben die Terrasse noch nicht so verunstaltet, wie du das nach ein paar Tagen schon geschafft hast!“ Sie lächelte.
„ Schuldig im Sinne der Anklage“, antwortete Mark.
„ Ich habe deinen Freund kennen gelernt“, sagte er nach einer Weile und fühlte, wie das Gewicht eines imaginären Steines auf sein Herz drückte. Er hatte sie einfach nach diesem Nick Gellar fragen müssen. Er wollte wissen, ob er überhaupt noch eine Chance bei ihr hatte.
„ Meinen…? Wen denn?“
„ Diesen Nick Gellar. Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwäche für Schönlinge hast!“
„ Nick ist nicht mein Freund“, stellte Vicky klar und freute sich insgeheim über die Eifersucht, die unweigerlich in Marks Tonfall lag. „Wir sind nur Freunde, aber nicht
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