Ein Mistkerl zum Verlieben
Beziehung mit Nick jedoch frei war. Nick war attraktiv. Nick war witzig und intelligent, charmant und weltgewandt. Nick war kein Arschloch. Nick saß mit ihr auf der Couch und es war ihm einerlei, wie sie aussah und ob sie herausgeputzt war oder Jogginganzug und Pferdeschwanz trug. Er sah keiner anderen Frau hinterher, wenn sie gemeinsam unterwegs waren, und das, obwohl sie noch nicht einmal ein Paar waren. Nick war das Beste, was ihr passieren konnte.
Während der Mitternachtseinlage, als Ben Wendell bzw. Elvis Presley gerade „Always on my mind“ trällerte (und seinen Job wirklich gut machte), standen Vicky und Nick draußen auf einem der kleinen Balkone des Hotels und schauten den Schneeflocken zu, die langsam vom Himmel tanzten.
„Nick?“ Vicky trank einmal mehr von ihrem Champagner und hatte längst vergessen, der wievielte es bereits war.
„ Hm?“ Nick sah sie an und musste schmunzeln. Sie hatte an diesem Abend schon viel zu viel getrunken und wirkte dadurch nur noch liebenswerter als sonst.
„ Kannst du dich noch daran erinnern, als wir an Halloween darüber gesprochen haben, dass aus Freunden manchmal ein Liebespaar werden kann?“
„ Wie könnte ich das je vergessen? Ich hätte mir gewünscht, dass sich ein Loch im Boden auftut, in das ich mich stürzen kann!“ Nick lächelte.
Vicky leerte ihr Glas Champagner und fühlte sich benommen. Aber ihr Vorhaben schien ihr nach wie vor richtig zu sein.
„Ich denke, es ist jetzt passiert?“
„ Hm? Was ist passiert?“ Nick schien nicht zu verstehen.
„ Ich denke, dass ich mich jetzt in dich verliebt habe!“
„ Was? Aber Süße, du hast doch heute viel zu viel getrunken. Denk darüber lieber noch einmal nach, wenn…“
Vicky fiel ihm ins Wort.
„Hast du denn noch nie was davon gehört, dass Betrunkene und Kinder immer die Wahrheit sagen?“ Sie stellte ihr Glas auf dem dicken Marmorgeländer ab, wo es beinahe umkippte, sich aber in letzter Sekunde doch noch stabilisierte, und sah Nick in die Augen.
Nick wirkte wie vom Blitz getroffen. Er starrte Vicky an und konnte kaum glauben, was er da hörte. Er war zwiegespalten. Sie hatte wirklich viel getrunken. Zwar war sie nicht sternhagelvoll, sodass man ihr jegliches Zurechnungsvermögen hätte aberkennen müssen und dass davon auszugehen war, dass sie nichts von dem, was sie sagte, registrierte, aber sie hatte genug getrunken, um Dinge zu sagen, die vielleicht in der Form nicht so ganz zutrafen. Möglicherweise befand sie sich auch in einer merkwürdigen Gefühlslage. Ihm war aufgefallen, dass sie sich, seit er Dr. Turner erwähnt hatte, komisch verhalten hatte. Als er Kelly und Gloria danach gefragt hatte, hatten beide erst versucht, sich aus der Affäre zu ziehen, ihm dann jedoch eröffnet, dass es zwischen den beiden ziemlich geknistert hatte, während sie am Kagan-Fall gearbeitet hatten und dass sie beinahe ein Paar geworden wären. Dann hatten sie ihm noch erzählt, dass Mark derjenige gewesen war, der sie im Sommer so wahnsinnig verletzt hatte und dass er daraufhin abgehauen war. Er wollte kein Lückenbüßer für jemanden sein, schon gar nicht in Vickys Fall.
Nichts hätte er in diesem Moment lieber getan, als Vicky in den Arm genommen und sie geküsst. Er hatte schon relativ bald fest gestellt, dass er mehr in ihr sah, als nur eine nette Kollegin. Sie war ziemlich nah an dem, was Nick sich unter der perfekten Frau vorstellte. Sie war hübsch und gebildet, intelligent, witzig und süß. Und hatte dabei diese unsagbare Natürlichkeit, die er noch nie bei einer Frau erlebt hatte. Er hatte viele Frauen gedatet, bevor er seine Exfreundin Debbie vor fünf Jahren kennen gelernt hatte. Sie alle waren entweder hübsch, intelligent und dafür humorlos und oberflächlich oder aber witzig und nett, aber verklemmte Tussis, die versuchten, sich in ein bestimmtes Schema zu quetschen. Von Vickys Wesen war er fasziniert. Sie sprach grundsätzlich von der Leber weg, hatte immer ein nettes Wort und ein Lächeln auf den Lippen. Wochenlang hatte er auf diesen Moment gewartet. Obwohl er sich ziemlich sicher war, dass er sich seinerzeit an Halloween einen heftigen Korb bei ihr abgeholt hatte und sie diese Sache mit „Aus Freunden kann ein Liebespaar werden“ nur gesagt hatte, um die Situation zu entschärfen, hatte er doch jeden Tag, fast jede Minute gehofft, dass es so weit war. Und jetzt, hier, in diesem wunderbaren Rahmen, mit einem Liebeslied im Hintergrund, wo sie gemeinsam auf dem
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