Ein Mistkerl zum Verlieben
Weg zurück zu ihrem Tisch zwei Tequila gegönnt und je mehr Alkohol sie intus hatte, umso einfacher konnte sie mit der Situation mit Mark umgehen.
„Oh ja, der Elvis-Imitator und der Zauberer hatten sich in den Haaren“, scherzte sie. „Aber ich hab sie beide ruhig gestellt!“
„ Hast du sie zusammengeschlagen“, lachte Gloria.
„ Nein, ich hab ihnen versprochen, dass du mit ihnen schläfst“, konterte Vicky.
Die Tischgesellschaft grinste.
„Hey, was ist denn mit dir los? Du bist so aufgedreht“, stellte Nick fest.
„ So, findest du“, sagte Vicky und funkelte ihn aus ihren blauen Augen an.
Mark und Janice hatten den ersten Flug nach Miami um fünf Uhr früh genommen. Die ganze Zeit über, bis das Taxi sie zum Flughafen brachte, hatten sie an der Bar im Hotel gesessen und kein Wort gewechselt. Mark hatte für sich ein Businessclass-Ticket gekauft und für Janice eines in der Economy. Er hasste sie und wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Seine ganze Wut in Bezug auf das misslungene Treffen mit Vicky hatte er auf Janice projiziert. Als sie ins Hotel zurückgekommen waren, hatte er sie keines Blickes gewürdigt und ignoriert. Auf Janices Fragen, was denn passiert sei, hatte er ihr keine Antwort gegeben. Irgendwann hatte Janice schließlich resigniert und war still hinter ihm hergetrottet. Er hatte ihr Ticket bezahlt und sie dann alleine am Flughafen stehen lassen. Erst im Boardingbereich hatte sie ihn wieder gesehen, doch auch dort ignorierte er sie weiter, so als wäre sie eine wildfremde Person, die ihm noch nie zuvor begegnet war.
45
„ Du solltest jetzt eigentlich glücklich sein“, dachte Vicky. Es war kurz nach fünf Uhr morgens, etwa zu derselben Zeit, als die 737 mit Mark an Bord Richtung Miami abhob. Sie hatte sich ihren Morgenmantel übergezogen und war hinaus auf die Terrasse gegangen.
Die klirrend kalte Dezemberluft fühlte sich gut auf ihrer Haut an. Die Terrasse sah merkwürdig kahl aus, ohne all die Gartenmöbel und Pflanzen. Bereits Ende Oktober hatten die Facilty-Mitarbeiter der Hausverwaltung all die Möbel und Pflanzen eingewintert. Das Wasser war aus dem Whirlpool gelassen und das Becken mit einer gläsernen Haube abgedeckt worden, die aussah wie das Oberteil eines Ufos. Statt der einladenden Rattanmöbel gab es jetzt eine gusseiserne Bank, die aussah wie eine Parkbank, zwei dazu passende Stühle und einen kleinen runden Tisch. Der Hausmeister hatte Vicky angeboten, ein oder zwei Heizkanonen heraufzubringen, um der Kälte wenigstens etwas Einhalt zu gebieten, falls sie vor hatte, einmal Gäste einzuladen, doch sie liebte den Winter und die damit verbundene Kälte, sodass sie die Heizkanonen dankend abgelehnt hatte. Sie ging an der kleinen Sitzgruppe vorbei an das Geländer der Terrasse und blickte auf das verschlafene Manhattan hinunter. Die Kälte fühlte sich unangenehm und angenehm zugleich an. Ihre Nase war bereits ganz kalt und ihre Fingerspitzen fühlten sich wie tiefgefrorene Fischstäbchen an. Wenn sie ausatmete, verwandelte sich ihr Atem in weiße Wölkchen. Aber hier draußen konnte sie klar denken und darüber nachdenken, wie es weitergehen sollte. Jetzt, nachdem sie mit Nick geschlafen hatte.
Den Rest des Banketts war Vicky überaus gut gelaunt gewesen, was wohl zum Teil auch am Champagner und an den Cocktails lag, die sie sich ständig holte. Als sie vor den Waschtischen in der Toilette gestanden hatte und dabei war, den Schock zu verdauen, dass Mark mit seiner neuen Freundin hier aufgetaucht war, war ihr klar geworden, dass dieser Wink des Schicksals wohl darauf hindeuten sollte, dass Nick der Richtige für sie war. Sie hatte sich im Spiegel angeschaut und es war ihr wie Schuppen von den Augen gefallen, dass dies alles Teil des großen Ganzen sein musste. Dass Nick für sie vorbestimmt war. Sie hatte diese Hollywood-Geschichte, von der sie immer schon geträumt hatte, doch direkt vor die Nase gesetzt bekommen. Nur eben nicht in der Form, die sie erwartet hatte. Sie hatte immer an Mark gedacht, wenn sie von ihrer Hollywood-Geschichte geträumt hatte, doch jetzt war ihr klar geworden, dass Nick die Hauptrolle spielen würde. Wie konnte es denn sonst sein, dass er gerade in der Zeit auftauchte, in der sie Mark hinterher trauerte? Dass er ihr keine sechs Wochen, bevor sie Mark am Bankett wieder sah, eröffnete, dass er in sie verliebt war. Dass so viele Steine auf dem Weg zu einer Beziehung zu Mark lagen, während der Weg zu einer
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