Ein Mistkerl zum Verlieben
Vicky eingezogen war. Bis sie gemeinsam nach L.A. geflogen waren und er in dieser kurzen Zeit erkannt hatte, was ihm alles entging.
“ Mark? Mark! Dr. Turner?”
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Ed Hayes plötzlich in seinem Büro stand. Ed Hayes war der Leiter der chirurgischen Abteilung des Jackson Memorial und hatte ihn vor einer halben Stunde um einen Termin gebeten.
„Dr. Hayes, entschuldigen Sie, ich war in Gedanken“, sagte Mark und war etwas beschämt.
„ Mir ist aufgefallen, dass sie in letzter Zeit öfters in Gedanken sind. Ist alles in Ordnung“, antwortete Dr. Hayes und nahm auf dem Stuhl an Marks Schreibtisch Platz.
„ Ja, alles bestens“, seufzte Mark und selbst ein Blinder mit dem Krückstock hätte erkannt, dass nichts bestens war.
„ Das glauben sie doch selber nicht“, entgegnete Hayes und legte eine dünne, blaue Mappe vor sich auf den Schreibtisch, „raus damit Mark, was ist los?“
„ Ich weiß nicht, ob das hierher gehört, Ed“, begann Mark sich aus der Affäre zu winden. Es war ihm unangenehm, mit seinem Vorgesetzten über seine Liebesprobleme zu sprechen.
„ Es gehört sehr wohl hierher“, sagte Ed. „Immerhin arbeiten sie für dieses Krankenhaus und wenn es ihnen nicht gut geht, muss ich davon ausgehen, dass auch ihre Arbeit darunter leiden wird. Also raus mit der Sprache, was ist los?“
Mark überlegte. Ed Hayes war ein netter Kerl. Vermutlich war er der einzige Gesprächspartner, der ihm seine objektive Meinung zu seiner Lage mitteilen würde, ohne eigennützig sein zu wollen oder ihm Honig ums Maul zu schmieren. Er atmete einmal tief durch und begann dann zu erzählen: „Eigentlich geht es um eine Frau, die ich vor einigen Monaten kennengelernt habe. Wie sie wissen, war ich eine Weile in Manhattan. Ich hatte mir dort ein Appartement am Central Park gekauft und sie war meine Nachbarin. Wir hatten keinen guten Start und zu allem Überfluss arbeitete sie für dieselbe Kanzlei, für die ich als Sachverständiger in einem Fall von Ärztepfusch tätig war. Der Fall wurde nach L.A. transferiert und wir beiden mussten für einige Wochen dorthin reisen. Die Kanzlei hatte uns ein Haus gemietet, damit wir nicht wochenlang im Hotel leben mussten. Tja, und irgendwie war es wohl vorhersehbar, dass wir das Kriegsbeil begruben und uns näher kamen. Wir haben versucht, die Beziehung in Manhattan weiter zu führen, doch ich habe bereits am ersten Tag nach unserer Ankunft eine andere mit nach Hause genommen. Ich habe sie dadurch wahnsinnig verletzt und bin am Tag darauf Hals über Kopf zurück nach Miami. Seither ist sie mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen, egal, was ich versucht habe. Verrückterweise habe ich eine Einladung zu einem Wohltätigkeitsbankett der Kanzlei erhalten und bin nach New York geflogen – gemeinsam mit einer Frau, das ich hier an einer Strandbar aufgelesen habe. Ich habe sie dann tatsächlich auf dem Bankett wieder gesehen und wir waren drauf und dran, uns auszusprechen und dieser Beziehung, die noch nicht einmal zustande gekommen war, eine zweite Chance zu geben. Doch genau in dem Moment kam das Mädchen aus der Strandbar hinzu, hat erklärt, sie wäre meine feste Freundin und wie glücklich wir beide wären. Es war wie eine Szene aus einem schlechten Film, Ed. Das Mädchen aus New York hat sich dann verabschiedet und sich wirklich sehr professionell verhalten, aber ich konnte sehen, wie ihr Herz gebrochen ist, ich konnte es wirklich sehen. Ich bin noch in derselben Nacht zurück nach Miami, aber seither kann ich meine Gedanken einfach nicht mehr ordnen. Ich stelle in den letzten Tagen mein komplettes Leben in Frage und bin nicht mehr damit zufrieden, was ich tue und getan habe!“
Während der ganzen Geschichte blickte Mark auf die Schreibtischunterlage, die vor ihm auf dem Tisch lag. Er hatte noch nie mit jemandem so über sein Gefühlsleben gesprochen, wie gerade eben mit Dr. Hayes. Einerseits fühlte er sich dämlich, ihm das alles erzählt zu haben, doch auf der anderen Seite war es auch irrsinnig befreiend, all die Dinge, die ihm in den letzten Tagen im Kopf herumgespukt waren, endlich aussprechen zu können.
Ed Hayes nickte, während Mark seine Geschichte erzählte.
„Wissen Sie, Mark, sie sind ein guter Arzt und haben wahnsinnig viel Ahnung von dem, was sie tun. Ihr Privatleben habe ich persönlich immer schon als etwas „extrem“ eingestuft, aber es ist ihr Leben und es steht mir nicht zu, mir darüber ein Urteil zu
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