Ein Mörder kehrt heim
müssen. Zum Beispiel eine gefühlte Ewigkeit lang einen Kinderwagen durch die Gegend schieben. Eine Zumutung für die lesbische Kampfsportlerin.
»Und wenn der Fendt vorher loszieht?«, fragte Twiggy.
Dornröschen schwebte woanders, offenbar immer noch schlecht gelaunt.
Matti rief Gaby an.
»Ach nee, nur wenn du was willst, meldest du dich. Das letzte Mal hast du mich im Krankenhaus vergammeln lassen. Nee, Matti, du willst doch wieder, dass ich was Beklopptes mache. Soll ich diesmal die Oma spielen?«
»Quatsch«, sagte Matti. »AuÃerdem hab ich dich im Krankenhaus besucht â¦Â«
»Schlechtes Gewissen. Aber vorher hast du mit deinem neuen Freund erst mal ordentlich gesoffen.«
Matti wusste, dass Gaby den Frust erst mal loswerden musste. »Entschuldigung!«, rief er gespielt verzweifelt.
»Das überschreitet die Grenze des Entschuldbaren! Also, was willst du?«
»Könntest du vielleicht, also, ähem, so einen Typen im Auge behalten?«
»Was soll das heiÃen?«
»Verfolgen, beschatten â¦Â«
»Au ja! Wann?«
»Jetzt.« Er beschrieb, wo sie waren. »Du kennst uns nicht. Du musst auÃerhalb der Sichtweite rumlümmeln und darfst die Haustür nicht aus dem Blick verlieren. Wir sehen genau, wer aus dem Haus rauskommt und würden dich dann anrufen. Die Warterei kann aber dauern, nicht dass du meuterst.«
»Bin schon unterwegs.«
Sie hatten Glück, und Fendt verlieà das Haus nicht, bevor Gaby auftauchte. Sie hatte sich in eine Jeans und ein dunkelblaues
T-Shirt geworfen und Turnschuhe angezogen. Schlank, groà und blond, sah sie groÃartig aus. Sie setzte sich auf einen Telefonverteilerkasten an der Ecke mit der BürgerheimstraÃe und begann auf ihrem Smartphone zu lesen. Es passierte Ewigkeiten nichts. Matti kam die Warterei doppelt so lang vor. Er fürchtete, dass Gaby ungeduldig wurde und zu nölen anfing. Aber die saà wie angewachsen auf dem Kasten.
Die Haustür öffnete sich. Matti stieà Dornröschen an, die in der Mitte saÃ. Die gab den Schubser an Twiggy weiter. Dabei hatten die drei sowieso auf die Tür gestarrt, als könnten sie Fendt mit optomagnetischer Kraft aus dem Haus ziehen.
Heraus trat eine Frau mit Rollator.
»ScheiÃe!«, sagte Twiggy. Das Starren ging weiter.
»Hoffentlich hat Gaby ein dickes Buch gespeichert«, sagte Dornröschen.
»Wenn sie die Faxen dicke hat, könnten wir ja Rainer fragen«, sagte Twiggy.
»Der muss sich erst mal erholen«, erwiderte Matti.
»Oder Werner das GroÃmaul«, sagte Twiggy. Aber das meinte er nicht ernst.
Matti stellte sich vor, wie Werner im Clash im Mehringhof herumposaunte, dass er wieder einmal eine Superaktion geleitet habe, um das internationale Netz des Faschismus zu zerschlagen. Und ein paar schwarz gekleidete junge Frauen würden ihm bewundernde Blicke spenden. Und vielleicht auch ein bisschen mehr. Natürlich würde Werner Gaby löchern, wenn sie wieder in ihrer gemeinsamen WG war. Und ein bisschen neidisch und sauer würde er sein, dass er wieder auÃen vor geblieben war.
»Wie Gaby es mit Werner in einer WG aushält, war mir schon immer ein Rätsel«, sagte Twiggy.
»Ich glaube, dass der in der WG ganz anders ist als drauÃen«, erklärte Dornröschen. »Die GroÃmäuligkeit kompensiert doch nur, dass er sich wie ein Würstchen fühlt. Das ist ein armer Wicht.«
Twiggy tat so, als heulte er.
»Du bist ein herzloser Sack«, sagte Matti und grinste.
Dornröschens Ellbogen traf zielsicher Mattis Rippen.
Er fuhr prüfend mit dem Finger über ihren Ellbogen. »Das Ding ist waffenscheinpflichtig. Hat dir das mal jemand gesagt?«
»Ja, du.«
Die Tür öffnete sich, und es erschien Fendt. Er hatte eine Kappe auf und eine Sonnenbrille. Er schaute sich nach allen Seiten um und ging schnellen Schritts Richtung Frankfurter Allee. Matti rief Gaby an, und die setzte sich aufseine Spur.
»Irgendwie sieht das aus, als hätte der Fendt sich verkleidet, um erkannt zu werden«, sagte Dornröschen. »Los, wir hängen uns an Gaby.«
Sie lieÃen ihr einen Vorsprung. Fendt würde sie so nie entdecken. Und wenn Gaby aus dem Blick verschwand, würden sie die einfach anrufen. Verfolgung de luxe. »Mal was anderes«, sagte Matti.
»Wenn das hier vorbei ist, werten wir Fendts Festplatte aus«, sagte
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