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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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könnte. Kapiert?«
    Twiggy hatte immer eine Überraschung parat. Wenn man ihn zum ersten Mal sah, traute man ihm nicht zu, zwei und zwei zusammenzuzählen. Aber Matti kannte niemanden, der Twiggy in Sachen Elektronik hätte ausstechen können. Er besorgte und wartete die Computer der WG und manchmal auch der Stadtteilzeitung . Obwohl er Microsoft als Reich des Bösen den schnellstmöglichen Untergang wünschte und Linux-Fan war, beherrschte er auch alle Windows-Tricks. Allerdings steckte der Schmerz an, der sich in seinem Gesicht spiegelte, wenn er gezwungen war, mit Produkten aus dem Hause Gates zu hantieren. Bei Dornröschen aber hatte er mit seiner MS -Verachtung auf Granit gebissen.
    Â»Wenn wir jetzt zum Bulli gehen, könnte der uns sehen, und der ganze Plan ist im Eimer«, sagte Dornröschen. »Herrje, daran hätten wir denken müssen.« Sie guckte die beiden böse an.
    Â»Ich hab eine Idee«, sagte Twiggy. Er nahm sein normales Handy und drückte ein paar Tasten. »Rainer, sorry, wir brauchen dich. Echt … müssen die Autos tauschen … ist dringend … kannst du den nicht verschieben? … Wirklich, ist wichtig … mich nervt das auch … was heißt hier schon wieder so ein Scheiß? … Erzähl ich dir später … es eilt … ja, auch das noch … wie die Straße heißt? Wart mal … Alfredstraße … ja, da, wo Dornröschen enden wird, genau … der Frauenknast.« Als er das Gespräch getrennt hatte, trat ihm Dornröschen in den Hintern.
    Vor ihnen stand ein Gebäude, das irgendwann einmal aus zwei Bauten zusammengefügt worden sein musste. Beige Fassade, rechts drei Etagen, links vier, alle vergittert. Rechts schloss sich ein Stahltor an und an dieses ein riesiger Klotz aus roten Klinkern und Stahlträgern. Davor an einem Laternenpfahl das Firmenschild einer Supermarktkette. Von außen wirkte der Knast wie tot.
    Sie warteten, Matti blieb auf Spähposten. Dornröschen war immer noch stinkig, wahrscheinlich am meisten auf sich selbst, weil sie die Aktion nicht zu Ende geplant hatte.
    Ein BVG -Bus rollte auf seiner Spur vorbei. Dann ein leeres Taxi. Der Fahrer trug eine Wollmütze trotz der Wärme. Er bremste, glotzte und winkte Matti zu. Der grüßte knapp zurück. Gott sei Dank gab der Fahrer Gas, das Taxi verschwand.
    Es war die langweiligste Straße der Welt.
    Nach einer ewigen halben Stunde tauchte ein alter VW Passat auf. Am Steuer saß Rainer, dem man die miese Laune schon von Weitem ansah. Er parkte vor dem Knasttor und stieg aus.
    Â»Wo steht eure Rostlaube?«
    Twiggy drückte ihm den Schlüssel in die Hand und beschrieb die paar Schritte zum Bulli. »Du kriegst deine Karre nachher wieder.« Als Rainer skeptisch guckte: »Spätestens morgen.«
    Schlüssel-Rainer lachte einmal auf in gespielter Verzweiflung, winkte ab und marschierte los. Er schüttelte den Kopf, bis er außer Sicht war. Rainer verdankte seinen Namen unbeschränkten Fähigkeiten in allen Fragen des Automobils. Rainer besorgte Autos und verkaufte welche. Manchmal fand er auch Karren oder Nummernschilder oder Nummernschilder, die bestens an Karren passten, die ihm zugelaufen waren. Wenn man das eigene Auto mal besser nicht benutzte, hatte er immer einen Leihwagen, dessen Preis der Nutzer bestimmte. Rainer hatte auch schon Klapperkisten in verkappte Rennwagen umgebaut. Außen Schrott, innen Rakete.
    Als Twiggy den Motor anließ, klang es mehr nach Ferrari als nach VW . Sie umfuhren das Karree und stießen dann zurück in eine Parklücke gegenüber dem Haus, in dem Fendt wohnte. Die Karre stank nach Rauch und Teer wie der Führerstand einer Dampflokomotive. Der Aschenbecher quoll über. Auf dem Boden zerknüllte Zigarettenschachteln und Colabüchsen. Dazwischen Zeitungsreste und Aluminiumfetzen.
    Â»Immerhin, das hat geklappt«, sagte Matti.
    Â»Diesmal haben wir nur eine Chance, an dem Kerl dranzubleiben«, warnte Dornröschen.
    Matti erinnerte sich immer noch gut daran, wie sie bei der letzten Verfolgung aufgeflogen waren und der Typ sie lächelnd ausgetrickst hatte.
    Â»Und der Fendt weiß, wie so was geht. Dem können wir nicht einfach nachlatschen«, sagte Twiggy.
    Â»Das kriegen wir nie hin«, sagte Matti. »Wir fragen mal Gaby, ob sie nicht mitmacht.« Gaby hatte auf Bitten ihrer Freunde auch schon grässliche Dinge tun

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