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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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sagte Dornröschen.
    Fendt zuckte mit den Achseln. »Ein Restrisiko gibt es immer. Aber es war sehr klein. Die Protokolle waren nur wenigen zugänglich.«
    Â»Welche Schlüsse hat Georg aus seinen … Einsichten gezogen?«, fragte Matti. Er musste sich eingestehen, dass sein Respekt vor dem Stasi-Mann wuchs.
    Â»Ich glaube, er hat dazu beigetragen, dass dieser Irrsinn aufhörte. Immerhin, die haben selbst beschlossen aufzuhören.«
    Â»Na ja«, warf Matti ein. »Die Selbstkritik fiel dann doch milde aus.«
    Â»Was erwarten Sie? Sie können es sich schwerlich vorstellen, was es bedeutet, sein Leben einer Sache zu widmen … das klingt für Ihre Ohren gewiss altmodisch, sehr altmodisch. Aber wenn man an etwas glaubt mit vollkommener Gewissheit, wenn man nicht den geringsten Zweifel hat …« Er schaute betrübt auf seine Hände, die auf den Knien lagen. »Es ist ein brutaler Absturz.« Heiserkeit lag in seiner Stimme. »Sie müssen sich an etwas festhalten. Verstehen Sie das?«
    Matti verstand, dass Fendt über sich sprach. Und ein bisschen sprach Fendt auch über Matti.
    Â»Aber wenn das, an dem Sie sich festhalten, durch und durch falsch ist?«, fragte Dornröschen.
    Fendt versank in seinen Gedanken.
    Â»Haben Sie keine Idee, wer Georg ermordet haben könnte?«, fragte Matti.
    Wieder Kopfschütteln. »Nein. Aber Georg hatte Feinde. Vielleicht der Verfassungsschutz?«
    Â»Warum sollte der VS ihn töten, nachdem alles vorbei ist? Schon so lang.«
    Fendt blickte irgendwohin. »Das BKA ?«
    Â»Es hat doch keinen Sinn, wild zu raten«, sagte Twiggy. »Ich stell mir vor, dass Georg die Genossen verpfeifen wollte. Also die, die noch frei herumlaufen. Dass er den Kronzeugen machen wollte. Strafermäßigung und so weiter. Das passt doch auch zu dem, was Sie gesagt haben. Dass er weicher wurde, zweifelte. Und nachdem der ganze RAF -Wahnsinn vorbei ist, ist er genervt, immer noch im Untergrund leben zu müssen. Ohne jeden Sinn, außer dass er nicht in den Knast will.«
    Fendt lächelte fein und flüchtig. »Georg war ein Ehrenmann. So einer verrät nicht.«
    Â»Außer Ihnen«, sagte Dornröschen.
    Â»Das war doch kein Verrat!«
    Â»Wenn Sie damals Georg Stasi-Geheimnisse anvertraut hätten, was hätten Ihre Chefs mit Ihnen gemacht? Gevierteilt wäre das Mindeste gewesen, oder?«
    Â»Verrat ist eine Frage des Standpunkts«, sagte Fendt. »Ein Deserteur der faschistischen Wehrmacht sagt den Genossen der Roten Armee, wo der Feind angreifen will. Und die Genossen können den Deutschen so eine Niederlage bereiten mit vielen Opfern.«
    In Mattis Ohren klang das fast wie ein Text aus einem realsozialistischen Lehrbuch. Gestanzt, formelhaft, pathetisch. Wie auswendig gelernt.
    Â»Ist das Verrat?«, fragte Fendt.
    Â»Sie lenken ab«, erwiderte Twiggy.
    Â»Nein, das ist die Grundsatzfrage. Davon leiten sich die Nebenfragen ab.«
    Â»Sie haben doch gesagt, es ist eine Frage des Stadtpunkts. Die Nazis hielten es für Verrat, die Russen für eine Heldentat. Okay?«
    Fendt knetete seine Hände.
    Â»Aber Georg, hat der sich nicht gesagt: Also, die Genossen Soundso, die halten den Terrorkram immer noch für toll? Ich, Georg, bin kuriert. Ist es von da nicht nur ein Schritt, die zu verpfeifen, die es nicht kapieren wollen?«
    Â»Georg war nicht so«, sagte Fendt. »Das war ein besonderer Mensch. Haben Sie das nicht gespürt?«
    Nein, Matti hatte es nicht gespürt. Georg war ein gewöhnlicher Mensch gewesen, sah man davon ab, dass er im Besitz der Wahrheit war.
    Â»Sie haben also keine Ahnung, wer es war?«, fragte Dornröschen.
    Fendt schüttelte den Kopf. »Nein, nicht die geringste.«
    Â»Und die Tochter, also Anja, von der wissen Sie gar nichts?«
    Â»Nein. Nichts.«
    ***
    Das ist dein Endsieg. Sie haben dich nicht gekriegt, die Judenknechte. Keine Sekunde deines Lebens hast du gezweifelt an deinen Ideen. Tagtäglich führen dir die Juden vor, wie recht ihr hattet. Dass der Westen nicht mit euch ging gegen den Bolschewismus, hat er teuer bezahlt. Hätten wir Stalin besiegt, hätte es keinen Kalten Krieg gegeben. Und keine heißen Kriege. Wir hätten Frieden geschaffen auf Erden. Einen deutschen Frieden.
    Dir geht es gut. Jedenfalls besser als den Kameraden, die schon in der Grube liegen. Das Herz ist schwach geworden. Du musst schwer atmen

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