Ein Mörder kehrt heim
heruntergeladen war. Dann stöpselte er die externe Festplatte an Dornröschens Rechner, den sie inzwischen auf seinen Schreibtisch gestellt hatte, nachdem es ihr gelungen war, zwischen dem Gerödel aus Rohlingen, speckigen Handbüchern und Computerteilen einen Landeplatz zurechtzuschieben.
»Bring hier nichts durcheinander«, brummte Twiggy.
Er installierte Office und hackte den Licence Key ein, womit er Dornröschen eine Vollversion spendierte. Dann importierte er die PST-Datei ins frische Outlook. »Jetzt haben wir Fendts Mailverkehr in voller Schönheit.«
Twiggy Spezialhandy meldete sich. Er schaltete den Freisprechlautsprecher ein.
»Wir haben ein Problem«, sagte Fendt.
»Wenn wir nur wüssten, mit wem er telefoniert«, flüsterte Dornröschen.
»Nein, du hast recht. Wir warten, bis die Lage sich beruhigt. Ja. Es gibt keine Beweise. Ãberhaupt nichts.« Er hörte lange zu. »Nein, die Polizei würde nichts finden. Es gibt auch keinen Grund für eine Durchsuchung ⦠der ist sauber ⦠ich bin doch nicht verrückt.«
»Ich fürchte, der redet von seinem PC «, sagte Matti und deutete auf die Festplatte.
Twiggy nickte.
»Machâs gut«, sagte Fendt, nachdem er eine Weile nichts gesagt hatte. Dann war Schweigen.
»Der verplappert sich nicht«, sagte Dornröschen. »Wär bei so einem auch ein Wunder.«
»Trotzdem, wir durchsuchen seine Platte bis zum letzten Byte«, erklärte Twiggy.
»Find ich auch«, sagte Matti. »Es ist unmöglich, dass er nicht die geringste Spur hinterlassen hat. Ein winziger Hinweis, dreimal um die Ecke, könnte doch reichen.«
Dornröschen widersprach nicht. Sie hatten ja sowieso nichts in der Hand.
Das Telefon klingelte. »Holt mich ab, aber flott!«, sagte Gaby.
»Gehtâs dir gut?«, fragte Dornröschen aufgeregt.
»Besser gingâs mir nie«, ätzte Gaby. Im Hintergrund schepperte es.
»Wo?«, fragte Dornröschen.
»Das heiÃt ⦠Meteora , ist in Kleinmachnow, August-Bebel-Platz. Das ist ein Grieche.«
»Ich komme«, sagte Dornröschen. »Ohne Verstärkung. Reicht das?«
»ScheiÃe, ich muss zu den Bullen.« Matti sprang aufund rauschte die Treppe runter. Er strampelte wie ein Blöder zum Polizeirevier. Als er zwanzig Minuten später zurück war, saà Twiggy allein vorm PC . Er las gerade Fendts Mails.
»Was Langweiligeres hab ich nicht gesehen. Der Kerl besucht keine S/M-Klubs, bestellt nichts bei Online-Versendern, verschmäht Internet-Spiele. Der hat praktisch keine Browser-Links auÃer Google. Der Browser-Chronik nach zu urteilen, hat er nur sittsame Seiten besucht. Wikipedia mehrfach. Interessiert sich für Militärgeschichte, aber das hätten wir auch so raten können. AuÃerdem recherchiert er über seine Stasi, die NVA , dann diese komischen Vereine zur Ehrenrettung der Tschekisten und ihrer Freunde. Alles, wie man es erwartet.«
»Kein einziger Hinweis auf eine Verbindung zu Georg?«
»Wenn man das als Hinweis betrachten will: Er hat bei Wikipedia auch die RAF nachgeschlagen und deren Helden. Dazu 2. Juni, RZ und so weiter.«
»Und seine Mails?«
»Sag ich doch, harmlos. Er hat eine Tochter. Die lebt verheiratet in Leipzig. Zwei Enkel, beide Jungs.«
»Freunde?«
»Eher Genossen«, sagte Twiggy. »Hab ich schon gesagt, der ist Mitglied bei ISOR und nimmt an Treffen teil. Dazwischen tauscht er sich mit Genossen aus über den bösen Kapitalismus.«
» ISOR ?«
Twiggy startete den Browser und tippte ISOR in die Google-Zeile. »Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe und der Zollverwaltung der DDR «, las er laut und genüsslich vor.
»Toller Name«, sagte Matti. »Da sollten wir unbedingt eintreten.«
Robbi maunzte vom Bett.
»Robbi will auch mitmachen«, sagte Twiggy. »Weiter gehtâs. Er hat noch Seiten der Polizei und der Justiz durchforstet. Möglicherweise glaubte er, so schlauer zu werden über das, was ihm vielleicht noch droht. Stell dir vor, der hat damals einen Mordauftrag erteilt â¦Â«
Matti unterbrach ihn gleich: »Bestimmt nicht als Leutnant und auch nicht als Hauptmann und Major. So was kommt doch von ganz oben.«
»Stimmt auch wieder. Jede Wette, der hat zu DDR -Zeiten ein paar Dinger â¦Â«
Wieder unterbrach
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