Ein Mörder kehrt heim
bei Demos zuzulangen, wenn die Sache es erforderte.
Rainer hockte sich auf seinen Stuhl. »Na, habt ihr die Stasi-Krake entmannt?«
»Die hat Gaby entführt«, sagte Matti.
»Was?« Rainer erstarrte für ein paar Sekunden.
»Ich dachte â¦Â«
»Ja, vor unseren Augen. Um die Ecke, und weg war sie.«
»Und dieser �«
»Opi hat einen Spaziergang gemacht.«
»Ich werd wahnsinnig.«
»Das sind wir schon«, sagte Twiggy.
»Und jetzt?«
»Jetzt ruf ich den Fendt an«, sagte Dornröschen.
Der nahm nach dem ersten Klingeln ab, als hätte er den Anruf erwartet. »Ich habe nur eine kurze Nachricht für Sie. Wenn Sie unserer Freundin etwas tun, egal, was, bringen wir Sie um. Sie kommt heute noch frei. Wenn nicht, würde ich ungern in Ihrer Haut stecken. Haben Sie das kapiert?«
»Mit Drohungen kommt man doch nicht weiter.«
»Nur wenn man sie nicht ernst meint.« Sie trennte das Gespräch.
»Und du meinst, das hilft?«, fragte Matti.
»Natürlich.«
»Und warum?«
»Weil ich es tun werde. Und das hat er gehört. Blöd ist er nicht. AuÃerdem will er Gaby nicht umbringen. Sonst hätte er nicht gefragt, ob sie einen erkannt hat.«
»Du würdest den umbringen?«, fragte Rainer.
»Für dich auch«, sagte sie. »Lass uns gehen.«
Sie fuhren schweigend nach Hause. Robbi sagte auch nichts, als sie die Wohnung betraten. Er wusste natürlich längst, dass die WG sich wieder in eine üble Lage manövriert hatte. Geduldig wartete er neben seinem Schälchen, bis Twiggy ihm Thunfischfutter servierte.
»Was soll das Ganze?«, fragte er, während er Robbi streichelte.
»Ich fasse mal zusammen«, sagte Dornröschen. »Georg wird erschossen, seine Leiche verschwindet. Schon vorher taucht Anja auf, seine Tochter. Georg hat ihr geraten, sich bei Matti nach ihm zu erkundigen. Das war nicht dumm. Georg hatte sich ausgemalt, dass Anja ihm erst gar nichts glauben würde. Mit Matti wurde es leichter. Nachdem Georg ermordet wurde, verschwand Anja. Sie hat eine falsche Anschrift angegeben. Wir bilden uns ein, dass wir Anja finden, wenn wir Georgs Umfeld umgraben und wenn wir herauskriegen, was er in Berlin wollte. Dabei stoÃen wir auf Fendt. Und Fendt erweist sich als harter Brocken. Er lässt Gaby entführen. Warum?«
Matti überlegte, und dann versuchte er einen scheuÃlichen Gedanken zu verdrängen. Aber es gelang nicht. »Vielleicht hat der Fendt eine ganz andere Sache am Laufen. Und wir stören ihn nur.«
Schweigen.
Die Zweifel rumorten in seinem Hirn. »Wir wissen doch nur, dass Fendt zu DDR -Zeiten mit den Terris verbandelt war. Warum sollte es ihm gerade jetzt um Georg gehen? Vielleicht hat er Stasi-Knete gebunkert und fürchtet, wir kämen ihm auf die Schliche. Oder er hat eine Leiche im Keller, also eine richtige. Und fürchtet, bei unserer Suche könnten wir darauf stoÃen.«
»Vielleicht haben die damals einen Genossen umgebracht, weil er auspacken wollte über die Geheimaktionen der Stasi für die RAF «, sagte Twiggy. »Stell dir vor, da hat einer die Schnauze voll und will zum BKA . Er will denen sagen: Jungs, ich hab da eine irre Geschichte. Die erzähl ich euch aber nur, wenn ihr mir das Pölein pudert und ich nicht so lange einsitzen muss. Aber die Stasi in Person des Tschekisten Fendt kriegt Wind davon und erledigt den Verräter, bevor der verraten kann.«
»So, jetzt checken wir die Festplatte von Herrn Dserschinski«, sagte Dornröschen.
Sie gingen in Twiggys Zimmer. Robbi flitzte hinterher und sprang aufs Bett, von wo aus er seine Truppen am besten hin- und herschieben konnte.
Twiggy schloss die Festplatte an seinen Rechner an.
Nachdem die losgerattert war, stöhnte er. »Der Typ benutzt Outlook. Eine Strafe! Eine Beleidigung!« Er wandte sich an Dornröschen. »Hol deine Kiste, du hast doch Outlook.«
»Nicht mehr«, sagte Dornröschen.
»Wenn man es mal braucht«, knurrte Twiggy. »Man könnte die PST-Datei auch in Thunderbird importieren. Aber wir schauen uns den Kram in Reinform an. So wie der liebe Leo.«
Er rief eine Website auf, stöberte eine Weile, redete seinem Rechner gut zu, und bald hatte er eine Office-Testversion aufgestöbert und zur Sicherheit gleich noch einen gehackten Lizenzschlüssel dazu. Es dauerte ein paar Minuten, bis die Feindesware
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