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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Mütze auf dem Kopf, aber keine Haare. Deine Haut ist faltig und fleckig. Deine Augen tränen. Wenn Kinder dich sehen, sagen sie Opa.
    Dein Leben ist vorbei. Du vegetierst nur noch. Zeit, abzutreten. Es ist die Feigheit, die dich am Leben hält. Oder an dem, was davon übrig ist.
    Du bist zwar von gestern, aber nicht dumm. Dir fehlen Reflexe, dafür hast du Erfahrung. Dein Gedächtnis arbeitet langsam, aber gründlich. Du kannst Zeichen deuten. Seit drei, vier Wochen, vielleicht länger, treiben sich hier Leute herum, die du vorher nicht gesehen hast. Fast jeden Tag siehst du einen, dann siehst du einen anderen, dann wieder den vom ersten Mal. Es sind mindestens drei Typen. Sie sind auch nicht mehr jung, aber gut beieinander. Sie tun so, als wären sie Spaziergänger. Einer rennt manchmal im Trainingsanzug umher. Alle wechseln die Kleidung, nie haben sie an zwei Tagen das Gleiche an. Sie wollen nicht auffallen, das fällt dir auf. Sie beschatten jemanden hier. Sie können den Weg hinunterschauen und sehen jederzeit, wann einer unterwegs ist. Einer von den Nachbarn. Oder sie meinen dich. Aber wenn sie dich meinen, warum? Was könnte jemand von dir wollen? Kurz vorm Grab.

2: Vagabond Virgin
    D er Gettoblaster in der Küche ließ Steve Winwood Shanghai Noodle Factory singen. Die Traffic- CD hatte Platten-Rosi der WG geschenkt. Aber Rosi war tot, genauso wie Antifa-Konny und Zirkel-Norbi. Seit einiger Zeit wurde die WG immer wieder in Verbrechen verwickelt. Als wäre ein böser Geist über sie gekommen, der sie zwang, Kriminalfälle zu lösen, wenn Matti, Dornröschen und Twiggy nicht selbst zu Opfern werden wollten. Daran dachte Matti, als die Wohnungstür klackte und Dornröschen in die Küche schlich. Sie schien nicht überrascht von Anjas Besuch, oder sie ließ sich nichts anmerken. Sie schnaufte vom Treppensteigen und setzte sich zu Matti und Anja an den Tisch. Ihr Blick verharrte ein paar Sekunden bei Robbi, der sich durchwalken ließ wie ein Kuscheltiger.
    Â»Wo ist Twiggy?«
    Matti deutete in die Richtung von Twiggys Zimmertür.
    Â»Dicke Luft?«
    Mattis Zeigefinger deutete auf Robbi.
    Â»Puh!«
    Sie begann sich einen Tee zu kochen.
    Â»Mach ich was falsch?«, fragte Anja.
    Matti grinste. Dornröschen blickte über die Schulter auf Robbi.
    Â»Nein«, sagte Matti.
    Dornröschen kicherte.
    Twiggys Zimmertür klappte, und er schielte missmutig in die Küche. Er lehnte sich an den Küchenschrank und mühte sich, Robbi nicht anzublicken.
    Â»Haben die Bullen was Neues?«, fragte Matti.
    Â»Das wollte ich dich fragen«, erwiderte Anja und zog Robbi am Ohr. »Dir ziehe ich jetzt die Ohren lang«, sagte sie in einer Art Babysprache. Robbi streckte sein Vorderbein in die Luft und schnurrte gnadenlos weiter. »Oder den Schwanz?«, flüsterte sie. Robbi hätte sich von ihr alles lang ziehen lassen.
    Â»Wir haben nichts gehört von denen, rechnen aber sekündlich mit ihrem Einflug.«
    Anja kicherte und zwickte Robbi in den Bauch.
    Â»Aber ich kann dir jetzt schon sagen, was die Bullen uns verraten. Nichts. Es gibt keine Leiche, keine Spuren, gar nichts. Alles eine Provokation der WG .«
    Â»Ihr habt die schon ziemlich geärgert«, sagte Anja.
    Â»Die ärgern uns«, sagte Dornröschen. »Ein paar Jahre lang haben die alle paar Monate die Wohnung auf den Kopf gestellt, weil sie dachten, unterm Teppich in meinem Zimmer versteckten sich Terroristen. Und wir hätten den Genossen ein bisschen … geholfen.«
    Anja kicherte wieder. Sie kam Matti viel jünger vor, wenn sie lachte. Offenbar war sie gut im Verdrängen.
    Â»Und was machen wir jetzt?«, fragte Anja.
    Die drei guckten sie erstaunt an.
    Â»Was sollen wir denn tun?«, fragte Dornröschen.
    Â»Na, rauskriegen, was faul ist. Wer Georg umgebracht hat.«
    Â»Ach, du lieber Himmel!«, schnaubte Twiggy.
    Immerhin hatte er nicht seine Stimme verloren.
    Â»Wir haben zuletzt einiges an der Backe gehabt«, sagte Matti. »Unsere Lust am Detektivspielen hat schwer gelitten.«
    Â»Ein Spiel ist das nicht.« Anja klang energisch. »Mein Vater wurde ermordet. Und dein Freund!« Ein dunkelroter Fingernagel zeigte auf ihn.
    Â»Freund? Ich weiß nicht«, brummte Matti.
    Natürlich klingelte es jetzt energisch an der Tür.
    Â»Wurde ja auch Zeit«, sagte Twiggy und ging gemächlichen Schritts zur Wohnungstür.

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