Ein mörderischer Schatten (German Edition)
oder nicht. Sie war müde und würde jetzt schlafen gehen, wenn er nicht mehr vorhatte, rüberzukommen. „Komm, Herr Rossi!“, rief sie und ging zur Haustür. „Wir gehen kurz rüber und sagen Mark Bescheid“, teilte sie dem Hund mit und ging hinaus. Doch als sie auf ihre beleuchtete Einfahrt trat, schnappte sie nach Luft. Da neben seinem Motorrad lag Mark. Sein Helm lag neben ihm. Sie eilte an seine Seite und ging auf die Knie. Er blutete am Kopf. Toni betastete die Wunde. Nicht schon wieder. Nicht wie bei Sabine! „Nicht sterben, Mark, hörst du?“, flehte sie panisch. „Ich hol Hilfe!“, sagte sie, mehr zu ihrer Beruhigung als zu seiner, denn dass er sie hörte, bezweifelte sie. Sie erhob sich und zog den Hund von dem Bewusstlosen weg. „Komm, Herr Rossi, lass ihn in Ruhe. Komm mit.“ Sie rannte zurück ins Haus, suchte hektisch im Wohnzimmer das Telefon und wählte schließlich mit zitternden Fingern den Notruf, als sie es gefunden hatte. Der Hund lief aufgeregt im Zimmer umher, als spüre er ihre Unruhe. Während es am anderen Ende klingelte, zog Toni den Vorhang auf und sah hinaus. Mark lag immer noch bewegungslos in seiner Einfahrt. Endlich klickte es in der Leitung. „Ja, Hallo“, begann Toni aufgeregt, ohne abzuwarten. „Ich brauche einen Krankenwagen. Mein Freund hat eine Kopfwunde.“ Die Adresse! Sie musst die Adresse sagen. „Zur Feldstraße.“ Sie holte Luft. „Hallo?“, rief sie dann verwundert, als niemand etwas erwiderte. Es war merkwürdig still in der Leitung. Toni nahm das Telefon vom Ohr und sah verwundert auf das Display. Keine Station. Die Leitung war tot. Wie konnte das sein. Doch im gleichen Moment wusste Toni, was das bedeutete. Kein Strom. Jemand hat das Telefon aus der Wand gezogen. „Oh, Gott“, stieß sie aus, als Herr Rossi sie plötzlich ablenkte. Er hatte aufgehört, aufgeregt zu winseln. Stattdessen stand er stocksteif ein Stückchen vor ihr und begann zu knurren. Toni ließ das Telefon sinken und starrte auf den Hund. Er sah zur offenen Wohnzimmertüre und mit gesträubtem Nackenfell gab er ein Geräusch von sich, das ihr Gänsehaut verursachte. Toni dachte, ihr schlüge das Herz bis zum Hals,als auch sie auf die Türe starrte. Er war hier! Sie schrak zusammen, als der Hund plötzlich mit einem lauten Bellen losrannte und in der Diele verschwand. Toni rührte sich nicht von Fleck. Sie konnte nicht. Sie war wie gelähmt. Erst als Herrn Rossis agressives Bellen plötzlich mit einem Jaulen verstummte, riss das Toni aus ihrer Erstarrung. Sie rannte zur Terrassentür und riss sie auf, als sich auch schon von hinten eine große Hand auf ihren Mund legte und sie zurückriss. „So, du falsches Luder. Hab ich dich.“
Toni wurde mit Wucht gegen die Couch geschleudert und schnell drehte sie sich um, um in das Gesicht ihres Peinigers zu sehen. „Jochen“, stieß sie ungläubig aus.
Jochen sah sie mit wutverzerrter Miene an und wütend schlug er ein Eisenrohr gegen den alten Kachelofen. Toni schrie erschrocken auf, und Jochen trat näher auf sie zu.
„Oh, Jochen, bitte…“; stieß Toni aus und wollte sich erheben.
„Bleib sitzen, du falsche Schlampe“, befahl Jochen mit drohender Stimme.
Toni gehorchte. „Joche n, was soll das denn?“, begann sie in wie sie hoffte, beruhigendem Tonfall.
„Ich hab genug von dir. Genug von deinem falschen Getue. Du bist nicht besser als alle anderen! Du hast mich getäuscht, du wertloses Stück.“
„Jochen-.“
„Halt jetzt dein Maul, verdammt!“, schrie er. „Meine Arbeit hab ich wegen dir verloren. Und sogar auf Zeit mit meiner Prinzessin hab ich wegen dir verzichtet, weil ich dachte, du wärst etwas Besonderes. Aber du bist nicht besser als all die anderen Weiber, die nur auf ihr Vergnügen aus sind und ihre Familie vernächlässigen.“
„ Das..das tut mir leid, dass du deine Arbeit verloren hast, Jochen.“
„Die Schweine! Ich war so fertig, als Jennifer ihr wahres Gesicht gezeigt und uns verlassen hat, die Hure. Es ging mir wirklich dreckig, in der folgenden Zeit. Eine Abmahnung haben die mir geschickt, nur weil ich mich nicht mehr richtig konzentrieren konnte. Aber dann! Dann hab ich dich gesehen.“ Jochen lächelte ins Leere, während er weitersprach. „Wie du ganz allein für deine Kinder gesorgt hast, das fand ich wirklich anständig von dir. Sicher, du musstest den Simon auch für ein paar Stunden in den Kindergarten bringen, aber ich konnte sehen, dass du es nicht gern getan hast. Dass du viel
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