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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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auf die Wange. »Nein, Großvater«, flüstert sie. Langsam schließt er die Augen und schläft ein. »Ich heiße Joanne.«
    Als sie in ihre Auffahrt einbiegt, glaubt Joanne Eve aus deren kleinem Schlafzimmer an der Vorderseite des Hauses herunterstarren zu sehen. Joanne steigt aus dem Wagen und sieht auf die Uhr. Es ist fünf. Sie ist den ganzen Nachmittag herumgefahren. In ihrem Kopf hallten ausgesprochene Worte und unausgesprochene Gedanken wider, prallten aufeinander. Einbeinige Läufer auf Amerikas Highways. Jetzt will sie nur noch ein Bad nehmen und ins Bett gehen. Aber irgend etwas zieht sie zu Eves Haus hinüber.
    Während sie über den Rasen geht, wirft sie noch einmal einen Blick auf das Fenster des kleinen Schlafzimmers, das zur Straße hinaus liegt, jenes Zimmer, das Eve für das nie geborene Baby eingerichtet hatte. Niemand steht dort. Niemand beobachtet sie. Hat Eve gesehen, daß sie kommt? Geht sie gerade die Treppe hinunter, um die Tür zu öffnen?
    Joanne klopft ein paarmal und drückt dann auf den Klingelknopf. Niemand kommt, obwohl sie Stimmen hört. Sie streiten sich. »Eve!« ruft sie. »Ich weiß, daß du da bist. Ist alles in Ordnung?«
    Sie hört näher kommende Schritte. Die Tür geht auf. Eves Mutter steht vor Joanne. »Eve will dich nicht sehen«, sagt sie trocken.
    »Warum denn nicht?« Joanne schluckt schwer.
    »Sie sagt, sie hat es satt, sich jedem gegenüber zu verteidigen. Wenn du wirklich ihre Freundin wärst, müßte sie sich nicht verteidigen.«
    »Ich bin ihre Freundin!«
    »Ich weiß.« Mrs. Cameron nickt traurig. »Und ich glaube, im Innersten weiß sie es auch, aber …«
    »Ich bin müde, Mrs. Cameron«, hört Joanne sich sagen, »zu müde zum Streiten. Ich habe selbst einen schlimmen Tag hinter mir. Ich steige jetzt in die Badewanne, und dann gehe ich ins Bett. Sagen Sie Eve, daß ich hier war, und … sagen Sie ihr, daß ich sie liebhabe.« Sie versucht zu lächeln, aber es gelingt ihr nicht, und sie bricht den Versuch hastig ab.
    »Ich werde dafür sorgen, daß sie dich anruft.«
    Joanne läuft die Treppe hinunter und nimmt die Abkürzung über den Rasen. Auf der Treppe vor ihrem Haus nimmt sie zwei Stufen auf einmal, dreht den Schlüssel im Schloß, drückt die Tür auf und streckt den Arm aus, um den Alarm auszuschalten. Nur – er ist gar nicht eingeschaltet.
    Unwillkürlich weicht Joanne einen Schritt zurück. Das grüne Licht brennt nicht, und wenn das grüne Licht nicht brennt, heißt das, der Alarm ist nicht eingeschaltet. Ist es möglich, daß sie vergessen hat, ihn anzuschalten?
    Sie versucht sich an den Morgen zu erinnern. Es ging ihr nicht gut, als sie das Haus verließ, sie war müde und deprimiert wegen Paul. Das ändert überhaupt nichts, hatte er gesagt. In Gedanken sieht sie sich nach ihrer Handtasche greifen und die Haustür hinter sich zumachen. Es ist völlig ausgeschlossen, daß sie vergessen hat, die Alarmanlage einzuschalten. Blödsinn! denkt sie und beschießt, besser erst einmal die Fenster und Türen zu kontrollieren. Es ist ja möglich, daß jemand versucht hat einzusteigen. Brian hatte ihr zwar versichert, er werde das Haus überwachen lassen, aber sie hat in der Nähe des Hauses nie irgendwelche patrouillierenden Streifenwagen gesehen.
    Der Gedanke an Brian führt zu Gedanken an Eve. Was ist nur mit ihrer Freundin los? überlegt sie, während sie sich vorsichtig der gläsernen Schiebetür zur Küche nähert. Das Schloß ist zu. Niemand hat daran herumgefummelt. Joanne entspannt sich wieder, findet sich albern, aber sie geht trotzdem ins Wohnzimmer und dann ins Eßzimmer. Alles ist unberührt. Die Fenster sind fest verschlossen.
    Mit leichtem Widerwillen steigt sie die Treppe ins unterste Stockwerk hinunter. Rasch sieht sie an der gläsernen Schiebetür im Hobbyraum nach. Auch sie ist fest verschlossen. Hier war niemand.
    Dasselbe in den Schlafzimmern. Nachdem sie sich vergewissert hat, daß niemand die Fenster im oberen Stock zu öffnen versucht hat, läßt Joanne sich aufs Bett fallen. Vielleicht sollte sie doch kein Bad nehmen. Vielleicht sollte sie einfach unter die Decke kriechen und versuchen zu schlafen.
    Als sie gerade einzudösen beginnt, klingelt das Telefon.
    Schon beim ersten Läutton nimmt Joanne den Hörer ab. »Hallo, Eve?«
    »Böses Mädchen«, sagt die Stimme tadelnd. »Flittchen! Hure!«
    Joanne knallt den Hörer auf die Gabel und vergräbt das Gesicht in den Händen. Eine Sekunde später rast sie in die Küche hinunter und

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