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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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den Boden fallen.
    »Aber warum nur?«
    »Er sagt, er werde mich überführen«, höhnt Eve. »Er benutzt eine Flasche, weißt du«, fügt sie rätselhaft hinzu.
    »Wer? Von was redest du?« Joanne hat sich schon niedergekniet und angefangen, die Papiere einzusammeln.
    »Der Vorstadtwürger«, flüstert Eve in einer Art Singsang. »Es scheint, als könne er die Arbeit nicht allein ausführen. Ich habe mich informiert. Es heißt, der Mörder könnte auch eine Frau sein.« In ihrer Stimme schwingt etwas Unheimliches, Fieses mit. Joanne hört auf mit dem Einsammeln und starrt auf die Frau, die seit dreißig Jahren ihre beste Freundin ist. »Sogar ich könnte es sein.« Eve lächelt. Offenbar amüsiert sie der Gedanke.
    »Red doch keinen Unsinn«, sagt Joanne barsch.
    »Woher willst du wissen, daß ich es nicht bin? Du hältst mich doch bereits für verrückt! Warum könnte ich es nicht sein?«
    »Weil ich dich kenne. Weil ich weiß, daß du niemandem etwas zuleide tun könntest, außer …«
    »Was?« fragt Eve sofort. »Sprich zu Ende!«
    »Du könntest niemandem etwas zuleide tun«, fährt Joanne sanft fort, »außer dir selbst.« Sie läßt die Papiere, die sie eingesammelt hat, auf den Boden zurückfallen. »Eve, du hattest eine Fehlgeburt. Deshalb bist du kein schlechter Mensch. Es bedeutet doch nicht, daß du etwas falsch gemacht hast. Es bedeutet, daß etwas außerhalb deiner Kontrolle Liegendes nicht geklappt hat. Wie lange willst du dich dafür noch bestrafen?«
    »So lange, wie du gedenkst, Psychiaterin zu spielen, ohne irgendwelche Kompetenz dafür zu haben«, spöttelt Eve trocken und gibt einem der Aktenordner einen Fußtritt.
    »Also gut, wenn ich schon einmal so weit gegangen bin, kann ich auch gleich alles sagen …«
    »Ich freue mich schon darauf.«
    »Ich glaube nicht, daß du Angst vor dem Tod hast«, sagt Joanne. »Ich glaube, du hast Angst vor dem Leben.«
    »Interessante Theorie.« Eves rechter Fuß wippt nervös auf und ab.
    »Ich glaube, du hast dir selbst unerreichbare Ziele gesetzt. Da bist du nicht die einzige. Ich bin genauso schuldig wie du. Irgendwoher haben wir die Vorstellung, es reiche nicht, Ehefrauen und Mütter zu sein, wir müssen perfekte Ehefrauen und Mütter sein. Und während wir uns um unseren perfekten kleinen Haushalt kümmern, erwartet man von uns, daß wir gleichzeitig perfekte, erfolgreiche Geschäftsfrauen sind. Natürlich ist es günstig, wenn man die ganze Zeit hindurch auch noch jung und schön bleibt. Scheiße! Wir werden alt. Wir werden dick. Wir kriegen Krampfadern und Falten, und, verdammt noch mal, wir werden müde! Wir sind nicht perfekt! Aber deswegen sind wir doch keine Versagerinnen! Eve, verstehst du, was ich damit sagen will? Es war nicht deine Schuld, daß du eine Fehlgeburt erlitten hast …«
    »Das weiß ich selbst!«
    »Wirklich?«
    Eve sitzt, inmitten aller Papiere, am Boden, legt den Kopf in den Schoß und wiegt sich vor und zurück. Ihre Stimme ist ein leises Stöhnen. »Jede Idiotin kriegt ein Baby, Joanne. Warum konnte ich keins kriegen?«
    Joanne erwidert nichts. Langsam rutscht sie auf Knien zu ihrer Freundin hinüber und legt ihr tröstend den Arm um die Schulter. »Auf perverse Weise hatten unsere Mütter es einfacher«, flüstert sie gedankenverloren, während Eve zu schluchzen beginnt. »Für sie gab es Regeln, denen sie folgen konnten, Rollen, die sie spielen konnten. Und auch nicht alle Rollen auf einmal. Sie … mein Gott!« Joanne läßt ihren Arm von Eves Schultern fallen.
    Eve ist erschrocken, weil Joannes leise, tröstende Worte so abrupt aufgehört haben. »Was ist denn?« fragt sie mit tränenerstickter Stimme.
    »Unsere Mütter …«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Meine Mutter hieß Linda!«
    »Joanne, geht's dir noch gut?«
    Joanne springt auf. »Er nannte mich Linda. Es war keine Verwechslung!«
    »Von was redest du da?«
    »Es war keine Verwechslung. Er nannte mich Linda, weil er glaubt, daß ich so heiße. Und warum auch nicht? Er hat meinen Großvater mich immer nur Linda nennen hören.«
    »Von was redest du denn?«
    »Es ergibt alles einen Sinn. Woher er seine Informationen hat, woher er alles wußte. Die ganze Zeit über war er da und hat immer zugehört, wenn ich mich jeden Samstagnachmittag ausweinte. Mein Gott, Eve, ich weiß, wer es ist!«
    »Joanne, du machst mir angst!«
    »Ich muß mal telefonieren.« Joanne geht auf den Schreibtisch zu. »Wo ist denn das verdammte Telefon?« Endlich hat sie es gefunden. Es liegt

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