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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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herausbekommen?«
    »Hören Sie auf, mich zu belästigen!« Sie sah auf den Wecker. Vier Uhr.
    »Ihre neuen Schlösser werden mich nicht abhalten können. Süße Träume noch, Mrs. Hunter.«
    Joanne sprang aus dem Bett und lief die Treppe hinunter. Wie eine Besessene überprüfte sie die Schlösser an der Haustür und an der Glasschiebetür in der Küche. Dann rannte sie die Treppe zum Hobbyraum hinab. Alles war abgeriegelt. Sie lugte durch die Jalousien, blickte hinaus in die Dunkelheit, auf den halbfertigen Pool, der vom Mond nur schwach beleuchtet wurde. Versteckte sich ihr Peiniger irgendwo dort draußen? Sie ging in die Diele zurück und betrachtete die Nummern am Alarmsystem. »Der unterste Knopf«, hörte sie Harry sagen. Der ohne Ziffer. Einfach drücken, dann war der Alarm eingeschaltet und würde losgehen, sobald jemand eine der Türen oder eines der unteren Fenster zu öffnen versuchte. Langsam bewegte sich Joannes zitternder Finger auf den Knopf zu. Sie drückte. Ein kleines grünes Licht flackerte auf. Atemlos wartete sie auf das ungewollte Alarmgeräusch. Es kam nichts. »Ich habe es richtig gemacht«, seufzte sie.
    Ist es wirklich ein Mann? fragte sie sich, als sie den Kopf auf das Kissen sinken ließ. Die Stimme war so offensichtlich verstellt, und sie hatte etwas so … Geschlechtsloses an sich. Wie hieß das heutzutage? Androgyn? Das hörte man jetzt immer im Zusammenhang mit Mode, Frisuren, Rocksängern …
    Hinter ihren geschlossenen Lidern sah sie einen mageren Jungen. Er blickte durch sie hindurch, als ob sie gar nicht existierte, dann verschwand er.

12
    »Du hättest uns sehen sollen«, sagte Joanne. »Robin wußte nicht, daß der Alarm eingeschaltet war, und ich glaube, es war das erstemal, daß das arme Ding vor zehn Uhr aufgewacht ist« – Robin ließ ein mißmutiges Seufzen hören –, »jedenfalls öffnete sie die Tür, um die Zeitung reinzuholen, da ging der Alarm los! Natürlich konnte ich mich nicht erinnern, wie man das verdammte Ding ausschaltet! Fast eine halbe Stunde lang heulten die Sirenen, bis endlich, endlich die Polizei anrückte. Ich mußte ihnen erklären, was passiert war, und natürlich waren sie nicht gerade begeistert.«
    »Mom«, sagte Robin leise, »er hört dich nicht.«
    »Er hört mich schon«, erwiderte Joanne trotzig. »Nicht wahr, Pa?« Sie sah ihren Großvater in die wäßrig-blauen Augen – Augen, die immer an ihr vorbeisahen, egal, wohin sie sich stellte. »Auf jeden Fall mußte ich Paul anrufen. Ich fand nämlich die Nummer dieser Alarmsystemfirma nicht mehr – keine Ahnung, wo ich die hingetan habe –, er mußte mit den Leuten telefonieren. Sie kamen dann auch und erklärten mir alles noch einmal. Jetzt ist Paul wütend auf mich, die Polizei ist wütend auf mich, Robin natürlich auch …«
    »Wer behauptet das?« fragte Robin verärgert.
    »Na, jedenfalls«, Joanne lachte nervös, »wissen wir jetzt, daß das Alarmsystem funktioniert.«
    »Und ich werde niemals das Jahr vergessen, in dem der Burenkrieg begann«, bemerkte Lulu vom Fenster her. Joanne lächelte. Sie war dankbar, daß wenigstens eines der Kinder sich an dem Gespräch beteiligte.
    »Mom«, quengelte Robin. »Können wir jetzt nicht gehen?«
    »Nein!« sagte Joanne in scharfem Ton, wurde dann aber sofort wieder freundlich. »Schau, du bist nicht sehr oft hier. Es schadet dir doch nichts, wenn du mal für ein paar Minuten still sitzt.«
    »Er weiß doch gar nicht, wer ich bin!« protestierte Robin.
    »Das kann man nie wissen.«
    »Linda …«, rief die schwache Stimme. Das alte Gesicht wurde fast verschluckt von der steifen weißen Bettdecke. Irgend jemand hatte ihm eine Mao-Mütze auf den Kopf gesetzt, die schief in seine Stirn hing. Wer hat sie ihm wohl gegeben? fragte sich Joanne.
    »Ja, Pa, ich bin hier«, antwortete sie automatisch.
    »Wer sind all diese Leute?«
    »Das sind meine Töchter, Pa«, sagte Joanne stolz.
    »Nett, sehr nett«, murmelte der Großvater. Plötzlich setzte er sich auf und starrte die erschrockenen Mädchen an. »Spielt ihr Kinder auch Karten?«
    Ein Lächeln ging über Joannes Lippen. Wie viele verregnete Nachmittage hatten sie und ihr Großvater im Cottage beim Gin Rommé verbracht!
    Aber bevor sie sich diese Frage beantworten konnte, sah sie, daß es nicht mehr wichtig war. Ihr Großvater sank in die Kissen zurück, verschwand wieder in der einzigen Welt, in der sein zerbrechlicher Körper bestehen konnte. Es wurde still im Zimmer.
    Joanne sah hinüber

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