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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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besorgten Joanne ins Gesicht. »Dieser Scheißkerl!« murmelte sie noch einmal und wollte sich wieder umdrehen.
    Joanne packte sie am Ärmel ihrer weißen Leinenjacke. »Würdest du jetzt bitte aufhören, so zu rennen und zu fluchen, und mir endlich sagen, was da drin vorgefallen ist?«
    Eve atmete einige Male tief durch, um sich ganz bewußt zu beruhigen. »Weißt du, was dieses Arschloch mir zu sagen wagte?« Joanne schüttelte ungeduldig den Kopf. »Er wagte es, mir zu sagen, daß meine Schmerzen alle im Kopf sind.«
    »Was?«
    »Er sagt, physisch ist alles in Ordnung, zumindest soweit er es feststellen kann – also kann ganz offensichtlich nichts mit mir los sein, was irgendein anderer festzustellen in der Lage wäre …«
    »Langsam, Eve, ich komme nicht mit!«
    Eve ging rasch weiter – eine sehr aufgeregte Person vor dem Hintergrund der geparkten Autos. »Er hat genau dieselben Untersuchungen vorgenommen wie der Arzt im Northwest General Hospital. Natürlich habe ich ihm nicht gesagt, daß das alles schon gemacht wurde, aber daß ich beim Kardiologen und beim Frauenarzt war, das habe ich gesagt, aber das war wohl ein Fehler, ich hätte diesem Dreckskerl gar nichts sagen sollen …«
    »Beruhige dich, Eve …«
    »Und dann sagte er, daß, soweit er feststellen kann, nichts mit mir los ist, daß die Röntgenbilder beweisen, daß alles in Ordnung ist. Ich bin völlig gesund! Und was ist mit den Schmerzen, habe ich ihn gefragt. Er sagte, mein Körper habe vor kurzem ein Trauma durchgemacht – damit meint er natürlich die Fehlgeburt –, und die jetzige Krise ist seiner Meinung nach ein typisches Beispiel für eine Post-partum-Depression. Ich sagte, daß ich überhaupt nicht deprimiert bin, aber er erklärte mir, klinische Depression sei etwas anderes als das, was wir Normalsterbliche uns darunter vorstellen, und da habe ich ihm gesagt, daß er mir nicht zu erklären braucht, was klinische Depression ist, weil ich nämlich Psychologieprofessorin bin, und da sagte er – jetzt zitiere ich wörtlich! – : ›Ein bißchen Kenntnis über eine Sache ist gefährlich.‹ Kannst du dir das vorstellen? Ich sagte, daß ich den Unterschied zwischen physischem Schmerz und Seelenqual sehr wohl kenne. Dieser aufgeblasene Scheißkerl erwiderte darauf ganz geduldig, wie zu einem zweijährigen Kind: ›Manchmal spielt einem die Seele Streiche.‹ Die Seele spielt Streiche!« wiederholte sie ungläubig. »Er hat mir doch glatt Valium verschrieben!«
    »Meint er, daß du dich noch weiter untersuchen lassen sollst?«
    »Für seinen Geschmack bin ich schon viel zuviel untersucht worden!«
    »Komm, fahren wir heim«, sagte Joanne. Sie führte ihre Freundin zum Auto.
    »Kannst du dir diese Unverschämtheit vorstellen?« wiederholte Eve immer wieder. Joanne fuhr aus dem Parkplatz hinaus und bog in die Straße ein. »Er kann sich nicht denken, was mit mir los ist, also muß sich das alles natürlich in meinem Kopf abspielen! Wie erklären Sie sich denn den Gewichtsverlust und die erhöhte Temperatur? habe ich ihn gefragt. Mein Gewicht sei normal für mein Alter und meine Größe, und schließlich hätte ich ja kein Fieber. Dann habe ich ihn gefragt, wie er sich meine Verdauungsprobleme erklärt. Daraufhin hat er nur gemeint, ich soll das Valium nehmen, dann würde meine Verdauung ganz von selbst wieder funktionieren.«
    »Also solltest du vielleicht doch …«
    »Was denn?«
    »Vielleicht entspannt sich … dein Darm dann … ich weiß nicht …«
    »Ganz sicher nicht! Valium ist ein Beruhigungsmittel und kein Medikament gegen Krebs.«
    »Wer hat denn von Krebs gesprochen?«
    Es folgte eine unangenehme Pause, angefüllt mit unausgesprochenen Vermutungen.
    »Ich weiß nicht«, sagte Joanne, alarmiert von der überraschenden Behauptung ihrer Freundin; obwohl – dieser Gedanke war auch ihr schon einige Male gekommen. »Schließlich bin ich kein Arzt«, fügte sie leise hinzu.
    »Glaubst du, die wissen mehr als du? Bei wie vielen war ich denn in den vergangenen fünf Wochen? Na? Bei einem pro Woche? Mehr? Zehn insgesamt?«
    »Nicht so viele.«
    »Genug jedenfalls. Und nicht einer von ihnen kann mir etwas erklären. Alles Super-Spezialisten und wissen nicht mehr als mein armer kleiner Hausarzt! Einen ganzen Monat habe ich im College versäumt, habe meine Kurse nicht besuchen und keine Arbeiten abgeben können. Nächstes Jahr muß ich die verdammten Seminare noch mal machen!« Plötzlich brach sie in eine wahre Flut von

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