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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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verschiedenen Flaschen zu verschaffen. Bis zu diesem Augenblick wußte sie gar nicht, daß sie soviel zu trinken im Haus hatten.
    »Hier«, sagt er. Sein Arm berührt ihre Schulter, als er sich über sie beugt, um die richtige Flasche herauszunehmen. »Jetzt brauche ich nur noch ein Glas.« Sofort geht Joanne zu dem Schrank an der gegenüberliegenden Wand und entnimmt ihm ein passendes Glas. »Und ein Lächeln«, sagt er, als sie ihm das Glas in die ausgestreckte Hand drückt. Sie ertappt sich dabei, wie sie in seine Augen starrt, während ihr Mund die geforderte Form anzunehmen versucht. »Schon besser«, sagt er. »Ich glaube, das war das erstemal, daß Sie mich richtig angesehen haben, seit ich das Haus betreten habe.«
    Joanne will schon etwas erwidern, da wird ihr klar, daß er wahrscheinlich recht hat. Sofort sieht sie weg.
    »Nein, tun Sie das nicht! Schauen Sie mich an!« bittet er sie. Widerwillig richtet sich ihr Blick wieder auf ihn. »Sie sehen wunderbar aus«, sagt er. »Das wollte ich Ihnen schon die ganze Zeit sagen, aber irgendwie waren wir immer in verschiedenen Zimmern.« Sie merkt, daß sie, ohne es zu wollen, zu lächeln begonnen hat. »Sie haben Ihre Frisur verändert.«
    Automatisch fährt Joannes Hand zu ihrem Kopf hinauf. »Ich habe mir ein paar Strähnchen hineinmachen lassen«, erklärt sie und wird sofort verlegen. »Sind es zu viele? Ich habe ihm gesagt, er soll nur ein paar reinmachen.«
    »Es ist wunderschön. Genau richtig. Es gefällt mir.«
    »Danke.«
    »Auch was Sie anhaben gefällt mir gut.«
    Joanne sieht an sich hinab. Sie trägt eine enge graue Seidenhose, eine gelbe Baumwollbluse mit Schulterpolstern, und um die Hüften hat sie, so wie es ihr die Verkäuferin gezeigt hat, einen gelb-grauen Seidenschal geschlungen. Alles ist neu, auch die cremefarbene Satinunterwäsche mit Spitzen. Bei dem Gedanken daran wird Joanne rot.
    »Warum sind Sie denn so nervös?« fragt er.
    Sie versucht die Frage abzutun, wegzulachen. Wer, ich? Nervös? Seien Sie doch nicht albern! Statt dessen erwidert sie: »Sie machen mich nervös.«
    »Ich? Aber wieso denn?«
    »Ich weiß nicht, warum, es ist einfach so.« Abrupt dreht sie sich um und geht in die Küche zurück. Er folgt ihr. »Ich kenne mich mit Drinks nicht aus«, sagt sie abwehrend. »Ich fürchte, Sie werden sich ihn selber mixen müssen.«
    Wortlos tut er es. Das rinnende Leitungswasser ist das einzige Geräusch. Joanne hat den Blick starr auf das Glas in Steve Henrys Hand gerichtet, folgt ihm wie unter Hypnose ins Wohnzimmer.
    »Und Sie wollen wirklich nichts trinken?« fragt er, nachdem er es sich wieder in Pauls Lieblingssessel bequem gemacht hat. Sie sitzt verkrampft auf dem äußersten Rand des Sofas.
    »Nein, danke. Ich mache mir nicht viel aus Alkohol.«
    »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, warum ich Sie nervös mache.« Er hält sich das Glas vor den Mund, so daß sie den Blick heben muß. Sie sieht, daß er lächelt. »Glauben Sie, ich werde mich auf Sie stürzen?«
    »Haben Sie das vor?«
    »Ich weiß nicht. Wollen Sie, daß ich es tue?«
    »Ich weiß nicht.«
    Wer sind diese Leute? fragt sie sich einen Augenblick lang. Von was reden sie?
    »Warum haben Sie mich zum Essen eingeladen?« fragt er.
    »Ich weiß nicht genau.«
    »Soll das eine Steigerung von ›Ich weiß nicht‹ sein?«
    »Entschuldigen Sie, ich muß Ihnen wie eine richtige Idiotin vorkommen«, ruft Joanne halb lachend, halb weinend. »Ich meine, ich bin einundvierzig und führe mich kindischer auf als die meisten der Mädchen, mit denen Sie sicherlich befreundet sind …«
    »Ich bin nicht mit Mädchen befreundet«, korrigiert er sie, »sondern mit Frauen.«
    »Was heißt das?«
    Er lacht. »Das heißt, daß ich finde, die meisten Frauen werden erst dann richtig interessant, wenn sie über Dreißig sind.«
    Joanne starrt in ihren Schoß. »Und Männer? Wann werden die interessant?«
    »Das müssen Sie mir sagen.«
    Hektisch sieht Joanne nach links und rechts. »Hoffentlich mögen Sie Hühnchen«, sagt sie, weil ihr nichts Besseres einfällt.
    »Ich liebe Hühnchen.«
    »Ich bin eine gute Köchin.«
    »Das haben Sie mir schon gesagt.«
    Sie läßt den Kopf wieder sinken. »Es war ein Fehler«, sagt sie schließlich. »Ich hätte Sie nie einladen dürfen.«
    »Wollen Sie, daß ich gehe?«
    Ja. »Nein … ja!« Nein.
    »Was nun?«
    »Nein«, flüstert Joanne nach einer Pause. Es ist die Wahrheit. »Ich will, daß Sie bleiben.« Sie versucht zu lachen. »Ich habe

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