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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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selbstsicher in seiner engen weißen Hose und dem blaßrosafarbenen Polohemd. »Hab' Ihnen was mitgebracht«, sagt er, zieht die Hand hervor und streckt ihre eine Flasche Pouilly-Fuissé entgegen. »Ich wußte nicht, ob Sie lieber roten oder weißen mögen, und ich wußte auch nicht, was es zu essen geben würde, aber ich dachte mir, weiß ist am sichersten.«
    »Wunderbar. Vielen Dank.« Joanne nimmt die Flasche. Sie hat keine Ahnung, was sie nun damit tun soll – was sie mit ihm tun soll, jetzt, wo er tatsächlich hier ist. In ihren Phantasien ist sie nur bis hierher gekommen.
    In den letzten paar Tagen hat sie sich diese Szene in hundert Varianten ausgemalt, hat ihn an der Tür klopfen hören, sich überlegt, was er wohl tragen werde, hat sein Haar auf jede nur denkbare Art gescheitelt gesehen, seinen Begrüßungsworten gelauscht. Über diesen Punkt hinauszugehen, hat sie ihrer Phantasie verboten. Und jetzt steht Steve Henry in der Mitte ihrer hellerleuchteten Diele – hat sie mit den Lampen übertrieben? –, hat ihr gerade eine Flasche teuren Weißwein überreicht, und sie sieht, daß sein Haar aus seinem süßen – ja, süßen! – Gesicht gekämmt ist, daß er eine enge weiße Hose trägt (womit sie gerechnet hat) und ganz offensichtlich annimmt, er könne zum Abendessen dableiben. (Und ist es etwa nicht so? Hat sie nicht den ganzen Vormittag und den größten Teil des Nachmittags damit verbracht, zu kochen?) Und jetzt weiß sie nicht, was sie mit im anfangen soll. (Danke für den Wein, es war ein netter Abend!)
    »Möchten Sie nicht Platz nehmen?« hört sie sich fragen. Die Hand, die die teure Flasche Wein hält, deutet zum Wohnzimmer hin.
    »Sie haben ein sehr schönes Haus«, sagt er, betritt leichten Schritts das Wohnzimmer, läßt sich in einen der cremefarbenen drehbaren Sessel fallen – ironischerweise Pauls Lieblingssessel.
    Joanne bleibt in der Diele stehen. Sie ist sich nicht sicher, ob sie ihm in das hellerleuchtete Wohnzimmer folgen oder erst den Wein in die Küche bringen soll. »Hatten Sie Schwierigkeiten, hierherzufinden?« fragt sie und beschließt, den Wein in den Kühlschrank zu stellen.
    »Nein, ich war schon mal hier«, antwortet er, während sie in die Küche verschwindet.
    »Wirklich?« Joanne stellt den Wein in den Kühlschrank und bleibt wie angewurzelt auf dem gefliesten Fußboden stehen.
    »Na ja, nicht direkt hier. Meine Eltern haben Freunde, die drüben in der Chestnut Street wohnen. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Nein, danke. Ich komme gleich.« Sie rührt sich nicht vom Fleck.
    »Ihre Bilder gefallen mir. Wann haben Sie begonnen, Kunst zu sammeln?«
    Joanne hat keine Ahnung, von was er spricht. Welche Bilder? Sie kann keinen klaren Gedanken fassen. An den Wänden kann sie nichts entdecken.
    »Joanne?«
    »Entschuldigung. Was haben Sie gefragt?« Sie muß jetzt ins Wohnzimmer gehen – sie kann doch nicht die ganze Zeit in der Küche bleiben. Das ist ja albern. Sie benimmt sich wie eine Idiotin. Trotzdem, wenn sie nur lange genug hier stehenbleibt, versteht er die Anspielung vielleicht und geht wieder. Sie hätte ihn gar nicht erst einladen dürfen. Die Flasche Wein kann sie dann im Lauf der Woche ja immer noch in den Club zurückbringen. Sie könnte einen geistreichen kleinen Entschuldigungsbrief daran befestigen, in dem sie ihr unmögliches Verhalten kurz erklärt, so daß er sie dann noch liebenswerter findet, sich aber keine Hoffnungen mehr auf sie macht. Noch ein Feind – das ist das letzte, was sie jetzt brauchen kann. Automatisch schielt sie zum Telefon hinüber.
    »Ich habe Sie nach Ihren Bildern gefragt«, sagt er, vor der Küchentür stehend. »Wie lange sammeln Sie denn schon?« wiederholt er lächelnd.
    »Wir haben vor ein paar Jahren begonnen«, erzählt sie und verfällt unbewußt in den Plural.
    »Ihr Geschmack gefällt mir.« Er macht einige Schritte in die Küche hinein.
    »Es ist vor allem Pauls Geschmack«, erklärt sie. Er bleibt stehen. »Das Essen ist noch nicht ganz fertig. Möchten Sie einen Drink?«
    »Ja. Scotch mit Wasser, bitte.«
    »Scotch mit Wasser«, wiederholt Joanne und überlegt, ob sie Scotch im Haus hat und wenn ja, wo.
    »Wenn Sie keinen haben …«
    »Ich glaube, wir haben welchen.« Sie läuft an ihm vorbei ins Eßzimmer und zu dem Büfett, in dem Paul die Alkoholika aufbewahrt. Das ist immer Pauls Sache gewesen – sie hat es mit dem Trinken nie gehabt. Auf den Knien versucht sie sich einen Überblick über die

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