Ein moerderisches Geschaeft
wohlgeformt sie wirklich waren. Ein Gedanke führte zum anderen und der wieder zum nächsten, und bevor er sich zurückhalten konnte, stellte er sich vor, wie sich diese Beine um seine Hüften legten.
Er starrte auf die Wand hinter Averys Kopf. »So kannst du nicht hinuntergehen.«
»Wie? Ich ziehe mir eine Hose an«, sagte sie. »Seit wann kümmerst du dich darum, wie ich aussehe?«
»Das tue ich ja gar nicht«, erwiderte er mürrisch. »Aber ich kann durch dieses fadenscheinige T-Shirt hindurchsehen.«
Sie schaute an sich herunter. »O Gott«, flüsterte sie und schnappte sich die Decke von ihrer Pritsche. Sie zerrte daran, weil John Paul draufsaß, und bekam sie frei. Sie ließ die Hose fallen, als sie die Decke um sich wickelte.
»Warum hast du das nicht gleich gesagt?« Sie wurde rot.
»Warum sollte ich?«
Er grinste zweideutig. Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss so schnell wie möglich zu Carrie. Sie ist bestimmt halb wahnsinnig nach allem, was sie durchgemacht hat.«
Sein Lächeln verblasste. »Das ist keine gute Idee«, sagte er. »Setz dich, Avery. Wir müssen reden.«
Sein Tonfall verriet, dass es ihm ernst war. Sie setzte sich neben ihn. »Du meinst, ich sollte nicht zu Carrie fahren?«
»Ja. Telefoniere meinetwegen mit ihr, wenn du dich vergewissern willst, dass es ihr gut geht. Aber fahre nicht zu ihr.«
»Warum nicht?«
»Weil das FBI möchte, dass du genau das tust«, sagte er. »Der Agent, der in Aspen ermittelt, hat Knolte gesagt …«
»Wer ist Knolte?«, unterbrach sie ihn.
»Der Junge, der hier den Laden schmeißt«, erklärte John Paul. »Er hat mir den Plan erläutert. Sie wollen dich, Carrie und die Richterin zusammen in Schutzhaft nehmen, bis sie Monk haben. Aber ich halte das für Wahnsinn.«
»John Paul, sie wissen, was sie tun, und erledigen ihre Aufgaben gut.«
»Ja? Das tut Monk auch. Und wenn ihr alle zusammen seid, dann hat er leichtes Spiel.«
Avery schwieg. Insgeheim musste sie John Paul Recht geben, aber sie würde sich dem FBI gegenüber wie eine Verräterin vorkommen, wenn sie ihre Vorbehalte laut äußerte.
Sie wollte aufstehen, aber John Paul legte seine Hände auf ihre Schultern.
»Was machst du da?«
»Ich halte dich, damit du dir nicht den Kopf anschlägst, wenn du ohnmächtig wirst.«
»Hör zu«, sagte sie. »Vorhin … als ich zusammengebrochen bin … Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich ohnmächtig wurde. Ich bin kein Schwächling. Ich war hundemüde und aufgeregt … und wirklich mit meinen Kräften am Ende. Ich werde nicht noch einmal umfallen. Jetzt lass mich los. Ich möchte mich anziehen und hinuntergehen, um mit Agent Knolte zu sprechen.«
»In einer Minute«, versprach er. Er verstärkte seinen Griff. »Da ist noch etwas, was du wissen musst.«
»Ja?«
Plötzlich fehlten ihm die Worte. Er suchte nach einer schonenden Art, es ihr beizubringen. »Es ist etwas schwierig …«
»Ich werde damit fertig. Sag es mir einfach.« Sie lockerte die Schultern und sagte: »Entschuldige, ich wollte dich nicht anfauchen. Worum geht’s?«
»Carrie weiß, wer die Frau ist, mit der Monk gemeinsame Sache macht.«
Avery legte den Kopf zur Seite. »Sie kennt sie?«
»Ja.« John Paul holte tief Luft. »Und du kennst sie auch.«
»Komm schon, John Paul. Red nicht um den heißen Brei herum. Wer ist sie?«
»Jilly. Carrie sagte, ihr Name sei Jilly.«
Averys Reaktion versetzte John Paul in Erstaunen. Sie verlor nicht das Bewusstsein; sie weinte nicht; sie fing nicht an zu widersprechen und ihm zu erklären, dass das unmöglich war. Sie brüllte.
27
»Besorg mir eine Waffe, John Paul. Ich möchte eine Waffe. Eine große.«
Sie sah aus wie ein Racheengel, wie sie da vor ihm auf- und abging. Sie blieb dicht vor ihm stehen, bohrte ihren Zeigefinger in seine Brust und stellte ihre Forderung noch einmal.
Chief Tyler stand auf der Schwelle zum Schlafsaal und trat von einem Fuß auf den anderen, während er darauf wartete, dass John Paul oder Avery von ihm Notiz nahmen.
»Diesmal wird sie wirklich tot sein, wenn ich mit ihr fertig bin«, wütete Avery. »Ich will eine Waffe haben.«
Der Chief konnte nicht anders, er musste das rasende Mädchen irgendwie beschwichtigen.
»Aber, aber Miss Delaney, Sie sollten keine so verrückten Sachen sagen. Was, wenn jemand Ihre Mutter erschießt? Was meinen Sie, wen die Polizei als Erstes verdächtigt, wenn Sie jetzt solche Drohungen ausstoßen? Ich verstehe ja, dass Sie überreizt sind, aber …«
Sie wirbelte
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