Ein moerderisches Geschaeft
im Imbiss Bescheid gesagt. Die Serviererin bringt Ihnen was zu essen hierher.«
»Danke«, erwiderte John Paul.
»Ich habe es überprüft«, erklärte der Chief. »Sie waren bei der Marine.«
»Ja.«
»Ich habe in der Army gedient«, berichtete der Chief. »War in West Point und später in Deutschland stationiert. Mein bester Freund war bei der Marine. Er ist letztes Jahr gestorben und er fehlt mir sehr. Er war ein guter Mann.«
John Paul wusste nicht, warum er ihm das alles erzählte. »Ich habe gehört, Sie können gut mit Schusswaffen umgehen«, fuhr Tyler fort. »Glauben Sie, wir werden hier Ärger bekommen? Bis das FBI eintrifft, sind wir ganz auf uns gestellt.«
»Wenn Monk weiß, wo wir sind, versucht er möglicherweise, die Sache hier zu beenden. Aber ich glaube kaum, dass er es weiß. Wahrscheinlich ist er mittlerweile in seinem Unterschlupf und schmiedet neue Pläne – das würde ich zumindest an seiner Stelle tun.«
»Wir dürfen kein Risiko eingehen«, entgegnete Tyler. Er stand auf und ging zu einem Schrank an der gegenüberliegenden Wand. Er holte einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete das Vorhängeschloss. Als er die Tür aufzog, lächelte John Paul. Chief Tyler hatte ein ganzes Waffenarsenal zur Verfügung.
»Sie sind gern auf alles vorbereitet, was?«, fragte John Paul anerkennend.
Der Chief grinste. »Manchmal kommt ein reizbarer Bär in die Nähe und ich muss hinter ihm her.«
»Sie jagen Bären mit einem M1911?«
»Nein, das ist nur ein Überbleibsel aus meinen Army-zeiten. Suchen Sie sich was aus«, bot er an, dann wandte er sich an seine Mitarbeiterin und sagte: »Verna, du gehst nach Hause zu deiner Tochter und bleibst dort, bis das hier vorbei ist.«
»Aber ich möchte dieses Mädchen da oben nicht allein lassen. Sie braucht jetzt Trost. Ich fürchte, sie hat einen Schock erlitten.«
»Sie ist viel zäher, als sie aussieht«, sagte John Paul. »Ich werde sie trö … ich werde ein Auge auf sie haben.«
Er hätte beinahe gesagt, dass er Avery trösten würde, sich jedoch gerade noch zurückgehalten. Was war los mit ihm? Er hatte keinen blassen Schimmer, was er tun musste, damit sich Avery besser fühlte; er wollte nur nicht, dass sie an der Schulter eines anderen Menschen weinte. Nichts von alldem machte Sinn. Sie verwirrte ihn, krempelte seine Denkweise um und setzte ihm alle möglichen verrückten Flausen in den Kopf. Er konnte nicht verstehen, wie und warum sie so wichtig für ihn geworden war. Er wusste nur, dass er sie unbedingt und um jeden Preis vor Leid und Schmerz bewahren wollte.
Er wollte sie beschützen und bei sich haben. Wenn er weiterhin so dachte, würde er wieder auf der Seite von Gesetz und Ordnung landen. Er schauderte bei diesem Gedanken.
Der Chief unterbrach seine Überlegungen. »Dies ist eine stabile Tür mit Doppelverriegelung. Es gibt noch eine Hintertür mit Glasscheibe, aber dort habe ich eine Alarmanlage installiert wegen der Waffen, die ich hier aufbewahre. Die ganze Stadt würde hören, wenn jemand versuchen sollte, hier einzubrechen.«
John Paul sah sich im Haus und draußen um. Fünfzehn Minuten später setzte er sich in Tylers Büro und aß einen Burger mit Pommes; dann ging er hinauf, duschte und zog eine Trainingshose und ein T-Shirt von Tyler an. Als er aus dem Bad kam, wartete Verna mit einer Plastiktüte auf ihn, in die sie seine schmutzige Wäsche stopfte.
»Mein Schwiegersohn bringt die Sachen mit denen von Avery wieder her, sobald sie gewaschen und gebügelt sind«, sagte sie, bevor sie die Treppe hinunterging. »Sie passen gut auf das Mädchen auf. Haben Sie verstanden?«
»Das werde ich tun«, versprach er.
Tyler bestand darauf, dass sich John Paul ein wenig hinlegte, und behauptete, er könne so lange allein die Stellung halten.
John Paul erhob keine Einwände. Er versuchte, keinen Lärm zu machen, als er in den Schlafsaal schlich, in dem Avery lag. Da waren vier frisch bezogene Pritschen. Der Chief hatte ihm erzählt, dass der Stadtrat beim Bau des Hauses davon ausgegangen war, bald eine Berufsfeuerwehr zu haben; doch dann hatten sich die Dinge nicht so entwickelt, wie es die Stadtplaner vorausgesagt hatten, und es fehlte das Budget für die Gehälter der Feuerwehrleute. Jetzt bekämpften Freiwillige die Brände.
John Paul bemerkte, dass das Fenster nicht verriegelt war. Es ging nach hinten hinaus und gleich links davon befand sich eine Feuerleiter. Er verriegelte das Fenster und setzte sich auf die Pritsche neben Averys.
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