Ein moerderisches Geschaeft
du meinst, es besteht die Möglichkeit, dass sie uns nicht aussagen lassen?«
»Schätzchen, was ist los mit dir? Hörst du mir nicht zu? Ja, es besteht die Möglichkeit, dass wir nicht aussagen dürfen. Okay? Wir wären leichte Beute, und es wäre für Monk eine wunderbare Gelegenheit, uns etwas anzutun.«
Avery umklammerte den Hörer fester. »Niemand hält mich davon ab, meine Aussage zu machen.«
»Sei doch vernünftig.«
»Möchtest du, dass Skarrett freikommt?« Averys Stimme bebte vor Wut.
»Unsere Sicherheit ist mir wichtiger.«
»Ich lasse ihn nicht davonkommen.«
»Wir werden jede Menge Zeit haben, über den Prozess zu sprechen«, sagte Carrie. »Wieso stellst du keine Fragen über Jilly?«
»Ich möchte nicht über sie reden.«
»Wenn sie sie schnappen, dann hoffe ich, sie geben mir fünf Minuten allein mit ihr.«
»Sie würde dich fertig machen.«
»Aber dich nicht – nicht nach all dem Tai-Chi- und Karatetraining, das du gemacht hast.« Carrie seufzte. »Hab keine Angst vor ihr.«
Avery hätte am liebsten laut gelacht. Nach all den fürchterlichen Geschichten, die sie im Laufe der Jahre über Jilly gehört hatte, müsste sie verrückt sein, wenn sie keine Angst vor Jilly hätte.
»Hast du sie gesehen? War sie im Haus?«
»Ja«, antwortete Carrie. »Ich erzähle dir alles, wenn ich dich sehe.«
»Versprich mir, dass du tust, was immer dir die Agenten sagen. Okay, Carrie? Versprich es mir.«
»Ja, natürlich.«
»Mach ihnen ihren Job nicht … schwierig. Du weißt, wie du sein kannst, wenn du aufgeregt oder verängstigt bist.«
»Ich bin nicht verängstigt; ich bin wütend. Sehr, sehr wütend. Warum, zum Teufel, konnte Jilly nicht tot bleiben?«
»Sie war nie tot«, stellte Avery klar.
»Sie sollten uns lieber nicht in eine verwanzte Bruchbude stecken, solange sie uns schützen. Das Haus ist in Florida, also möchte ich etwas am Strand …«
»Carrie, das ist nicht deine Entscheidung.«
»Wenn es nicht schön ist, kannst du ja ein paar Fäden ziehen. Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen.«
Avery wappnete sich innerlich. Ihre Tante hatte eine ziemlich kurze Zündschnur, wenn etwas nicht so lief, wie sie es wollte, und Avery war drauf und dran, ein Streichholz dranzuhalten.
»Ich werde nicht zu euch stoßen. Ich gehe nicht in diese vom FBI überwachte Wohnung mit euch …«
Weiter kam sie nicht. Carries Schrei ging ihr durch Mark und Bein, und sie musste den Hörer vom Ohr weghalten.
Sogar John Paul, der relativ weit weg saß, konnte das Kreischen hören. Avery wurde blass, während sie zuhörte. John Paul erhob sich, ging zu ihr und nahm ihr behutsam den Hörer aus der Hand.
»Verabschiede dich, Süße.«
»Sie ist sehr aufgeregt.«
»Mhm.«
»Ich liebe dich, Carrie, und wir sehen uns bald«, sagte sie. »Tschüss.«
Carrie schrie: »Avery Elizabeth, wage es nicht, jetzt aufzuhängen …«
John Paul legte den Hörer auf die Gabel. »Klingt, als wäre sie nett«, sagte er mit unbewegtem Gesichtsausdruck.
Die Serviererin musterte sie, als sie die Teller auf den Tisch stellte. Avery ließ John Paul stehen und ging in die Damentoilette, um sich die Hände zu waschen. Als sie sich wieder an den Tisch setzte, hatte er bereits sein Sandwich verschlungen und den Eistee ausgetrunken.
»Ich möchte nicht, dass du einen falschen Eindruck von meiner Tante bekommst. Klar, sie ist manchmal schwierig, aber ich bin sicher, du wirst sie genauso sehr mögen wie ich, wenn du sie erst mal kennen gelernt hast.«
Er grinste. »Ich glaube kaum, dass das passiert.«
Avery biss von ihrem Truthahn-Sandwich ab, fand, dass es wie gepresstes Sägemehl schmeckte, und trank einen Schluck Tee, um den Bissen hinunterzuspülen.
»Möchtest du das?«, fragte sie und schob John Paul den Teller hin.
Er schob ihn zurück. »Du musst etwas essen«, sagte er und nahm sich eines von den laschen Pommes frites.
Avery bemerkte, dass er die ganze Zeit die Landstraße hinter dem Parkplatz beobachtete. »Die machen hier nicht gerade ein gutes Geschäft, was?«
»Sie schließen in einer Viertelstunde. Vielleicht sind wir deswegen die einzigen Gäste. Sag mir eines, Avery: Als du das Bewerbungsformular für das FBI ausgefüllt hast, war es da dein Ziel, Agentin zu werden?«
»Ja.«
»Und warum bist du es nicht geworden?«
Sie hatte schon ihre Standardantwort auf der Zunge, aber dann entschloss sie sich, aufrichtig zu ihm zu sein. Außerdem war sie ziemlich sicher, dass er sie durchschauen und wissen würde,
Weitere Kostenlose Bücher