Ein moerderisches Geschaeft
und musste dir Recht geben. Es ist nicht besonders klug, uns alle zusammen in einer überwachten Wohnung unterzubringen.«
»Und?«
»Was, und? Erwartest du ein Kompliment?« Sie gab ihm nicht die Gelegenheit zu beteuern, dass ihm das nicht in den Sinn gekommen war, und fuhr fort: »Okay, gut. Ich glaube, ich habe mit dir an meiner Seite eine bessere Chance zu überleben.«
»Was hat dich dazu gebracht, zur bösen Seite überzulaufen?«, fragte er grinsend. »Hat Knolte etwas gesagt oder getan, was dich zur abtrünnigen Agentin gemacht hat?«
»Ich bin keine Agentin. Ich gebe Daten in den Computer ein und analysiere sie, und Knolte hat nichts gesagt oder getan. Ich habe immer noch vollstes Vertrauen in das FBI. Niemand ist loyaler als ich.«
»Oh … Also, warum hast du dich dann aus dem Staub gemacht?«
Sie musste eine Weile überlegen. »Ich ergreife Initiative. Man hat uns beigebracht, das zu tun.«
»Ja, klar«, höhnte er. Er deutete mit dem Kopf auf ein Hinweisschild, das am Rand der Landstraße stand. »In fünf Meilen kommen wir an einem Restaurant vorbei«, sagte er. »Ich muss auch telefonieren und Hilfe für uns organisieren.«
Der große Einzelkämpfer bittet jemanden um Hilfe? Was für ein Schock.
»Was dann?«, fragte sie.
»Du kannst mit Carrie telefonieren, aber sag ihr auf keinen Fall, wohin wir fahren.«
»Wie könnte ich das? Ich weiß es ja selbst nicht.«
Er nahm das zusammengefaltete Papier in die Hand. »Chief Tyler besitzt eine Hütte in den Bergen. Dort gibt es auch eine Scheune, in der ich das Auto verstecken kann. Wir übernachten dort.« Sie drehte den Kopf und spähte zum wiederholten Mal aus dem Heckfenster, um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand folgte. Sie hatten lange kein anderes Fahrzeug gesehen, und Avery befürchtete, dass sie vielleicht ein wenig paranoid war, aber sie hielt trotzdem die Augen offen. Man kann nie vorsichtig genug sein, sagte sie sich.
»Hast du eine Vermutung, wo Monk sein könnte?«
»Wahrscheinlich noch in Colorado, und er hat inzwischen bestimmt gehört, dass deine Tante und die Richterin noch am Leben sind.«
»Das FBI wird uns suchen«, stellte sie fest.
»Nicht uns, Süße. Dich. Sie werden dich suchen.«
»Ich habe die Dusche angestellt für den Fall, dass einer der Agenten zu dem Schlafsaal hinaufgeht, und die Tür von innen zugeschlossen; aber irgendwann wird Knolte merken, dass ich weg bin, und Alarm schlagen.«
Und dann würde die Hölle losbrechen. Wenn Carter von ihrer Eigenmächtigkeit erfuhr, würde er ihren Kopf auf einem Silbertablett fordern. Sie hatte sich bereits ihre Argumente zurechtgelegt. Sie würde darauf bestehen, dass es keine Gehorsamsverweigerung war. Carter war streng, aber auch vernünftig und einsichtig. Sicher würde Carter den Vorzug ihrer Entscheidung erkennen und zu schätzen wissen, dass sie Eigeninitiative gezeigt hatte -wieder einmal.
»Wird Chief Tyler Knolte sagen, dass er dir seine Berghütte angeboten hat?«, erkundigte sie sich.
»Nein, das wird er nicht. Wusste er, dass du vorhattest, durchs Fenster abzuhauen?«
»Nein.«
John Paul bog von der Straße ab und blieb auf dem geteerten Parkplatz neben dem Restaurant stehen. Über dem Eingang blinkten Neonbuchstaben »OPEN«.
»Erzählst du mir von Jilly?« John Paul war bisher nicht auf Jilly zu sprechen gekommen, weil Avery so heftig reagiert hatte, als Tyler die Frau als ihre Mutter bezeichnet hatte. Da Avery schwieg, fügte er hinzu: »Du wirst mir erklären müssen, mit wem ich es zu tun habe.«
»Mit wem wir es zu tun haben«, berichtigte sie ihn. »Ja, ich werde dir erzählen, was ich weiß, aber nicht auf leeren Magen. Morgen«, versprach sie, »morgen erzähle ich dir alles.«
»Okay.«
Er nahm ihre Hand, und sie gingen zusammen in das Restaurant, das in so grellen Farben gehalten war, dass sie beide blinzeln mussten. Die Wände waren in Lila und Orange gestrichen, die Tische und die Theke waren blendend weiß. Eine Jukebox stand gleich neben der Tür. Elvis Presley sang: »All Shook Up«, als sie durch den schmalen Gang zwischen den Tischen gingen.
John Paul entschied sich für eine Nische am Fenster, von dem aus er den Parkplatz überblicken konnte. Er wartete, bis sich Avery auf die orangefarbene Vinyl-Bank gesetzt hatte, dann nahm er ihr gegenüber Platz.
Die Serviererin war noch ein Teenager, aber sie schlurfte wie eine Neunzigjährige. Ihre Zunge war gepierct und deshalb lispelte sie.
»Was darf ich Ihnen bringen?«
Sie
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