Ein moerderisches Geschaeft
immer als Tobsuchtsanfälle bezeichnet, aber Jilly hatte im Laufe der Jahre gelernt, sich zu kontrollieren. Nicht immer, aber meistens. Wenn ein Zimmermädchen in den Bungalow gekommen wäre, kurz nachdem Jilly von Carries Überleben erfahren hatte, dann wäre sie wahrscheinlich auf sie losgegangen, das musste Jilly zugeben. Und sie hätte es genossen, sie windelweich zu prügeln.
Jilly hatte noch nie einen Menschen getötet. Sie überließ es den Männern, solche Dinge zu regeln und die Probleme aus dem Weg zu räumen. Waren sie nicht dazu da? Aber sie hatte sich oft gefragt, was für ein Gefühl es sein mochte, wenn man jemanden erschoss oder mit bloßen Händen umbrachte. Wenn jemand sie unglücklich machte, dann wäre es nur natürlich, diese Person sterben zu sehen. Warum sollte sie sich diese Freude und Befriedigung versagen? Als sie fassungslos vor dem Fernseher saß, wurde ihr bewusst, dass Monk die ganze Zeit Recht gehabt hatte. Er hatte die Frauen einzeln töten und es so aussehen lassen wollen, als wären sie einem Unfall zum Opfer gefallen, aber Jilly hatte ihn angefleht und ihm schöngetan, bis er nachgegeben und sich ihrem Willen gebeugt hatte. Wie hatte ein so brillanter Plan fehlschlagen können? Er war so perfekt, so einfach, so … genial gewesen.
Carrie. Carrie war schuld daran, dass alles schief gelaufen war. Dieses selbstsüchtige Miststück hatte alles verdorben.
Jilly warf sich aufs Bett und schlug mit beiden Fäusten auf das Kissen ein. Plötzlich hielt sie inne. Der Nachrichtensprecher kündigte wieder den Film an, der Carrie und die Richterin zeigte. Jilly richtete sich abrupt auf, wischte ärgerlich die Tränen weg und starrte auf den Bildschirm. Die Kamera war auf die Richterin gerichtet, aber Jilly hatte kein Interesse an ihr, auch wenn sie noch so bekannt sein mochte. Sie wartete leise wimmernd, bis endlich ihre verfluchte Schwester ins Bild kam. Zwei Sanitäter brachten sie auf einer Trage zu einem Krankenwagen. Männer – Sanitäter, aber trotzdem Männer – scharwenzelten um sie herum. Wie konnten sie es wagen, dieser Hexe Aufmerksamkeit zu schenken? Das Verhalten dieser Männer machte Jilly wütender als die Tatsache, dass ihre Schwester noch quicklebendig war.
Die Kamera zoomte Carries Gesicht heran. Jilly bildete sich ein, ein Lächeln zu sehen, und das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie stieß wüste Beschimpfungen aus, nahm eine Lampe und schmetterte sie an die Wand.
Carrie machte alles kaputt.
Es dauerte eine Stunde, bis sich Jilly einigermaßen beruhigt hatte. Dann rief sie die Rezeption an und bestellte sich einen Masseur. Die Massage hatte geholfen, und jetzt war sie im Stande, über einen neuen Plan nachzudenken. Diesmal durfte es nicht so kompliziert sein, entschied sie.
Warum hatte sie dem Drang nicht nachgegeben und Carrie mit der Schere umgebracht? Weil das längst nicht so viel Spaß gemacht hätte. Nach allem, was ihre Schwester ihr angetan hatte, verdiente sie es, lange zu leiden, bevor sie starb. Es war nicht fair. Männer umsorgten dieses Miststück und kümmerten sich um sie. Sahen sie denn nicht, wie hässlich Carrie war?
Jilly spürte, dass sie sich wieder in ihren Zorn hineinsteigerte. Die Maske in ihrem Gesicht fing an zu jucken. Ihr Handy klingelte im seihen Augenblick, in dem die Kosmetikerin wieder hereinkam.
»Gehen Sie«, ordnete Jilly an. »Ich wasche mir das Zeug selbst ab. Und machen Sie die Tür hinter sich zu.«
Jilly stieß einen Stapel Handtücher um, als sie nach dem Telefon tastete. »Ja?«
»Ich dachte, du würdest gern ein paar gute Neuigkeiten hören. Ich habe herausgefunden, wo Carrie und die Richterin sind.«
Jilly wurde hellwach. »Du weißt es? Wo, Liebling? Hatte ich Recht?«, fragte sie. »Bringen sie die beiden Frauen nach Sheldon Beach und verstecken sie Carrie dort bis zum Prozessbeginn?«
»Deine Schwester fliegt nicht nach Florida, weil sie bei dem Prozess nicht aussagen wird.«
Jilly lachte erfreut. »Sie hat Angst.«
»Ja.«
Die Gesichtsmaske riss, als sie lächelte. »Das ist wunderbar. Erzähl mir alles ausführlich.«
Sie hörte aufmerksam zu, und als Monk geendet hatte, sagte sie ihm, dass er sich keine Sorgen machen müsse und dass sie sich einen neuen, besseren Plan einfallen lassen würde. »Aber diesmal wird er nicht so kompliziert«, versprach sie. Dann flötete sie: »Du fehlst mir, Liebling.«
»Sehen wir uns nachher?«
»Natürlich.«
»Ich liebe dich.«
Sie lächelte
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