Ein moerderisches Geschaeft
Rücken zu brechen, um selbst ganz an die Spitze zu kommen. Heutzutage gibt es keine Loyalität mehr. Fressen oder gefressen werden – nur darum geht es. Sie sind … Bürokraten«, fügte er mit einem Schaudern hinzu.
»Und Sie sind ein Zyniker.«
»Verdammt richtig.«
Sie sah aus dem Seitenfenster. »Trotzdem danke.«
»Wofür?«
»Dass Sie mit mir gekommen sind. Sie hätten sich auch weigern können.«
»Nur damit Sie klar sehen: Ich mache das nicht für Sie oder für Ihre Tante. Ich möchte Monk schnappen, ehe er noch jemanden umbringt.«
»Mit anderen Worten – Sie haben Ihre eigenen Interessen und erweisen mir keine Gefälligkeiten. Ich verstehe.«
Aber sie verstand gar nichts. Wie konnte man nur so gefühllos sein? Sie fragte sich, ob er jemals von seinem Kurs abwich, um einem Menschen in Not zu Hilfe zu kommen. Vermutlich nicht. Er gehörte wohl zu denen, die an einem Unfall vorbeifuhren und ungerührt über Herzanfallopfer stiegen.
Sie schwiegen eine ganze Weile, bis Avery sagte: »Erzählen Sie mir, was Sie über Monk wissen. Er geht sicher immer nach einem bestimmten Muster vor. Das tun sie alle.«
Er fand es eigenartig, dass sie über so etwas Bescheid wusste. »Ja, er hatte ein Muster, aber diesmal weicht er offensichtlich davon ab.«
»Inwiefern?«
»Monk ging immer absolut unauffällig vor. Er kam, machte seinen Job so schnell und so sauber wie möglich, und verschwand wieder.«
»Das klingt fast, als würden Sie ihn bewundern.«
»Nein, ich bewundere ihn nicht«, widersprach John Paul. »Ich will nur sagen, dass seine Arbeitsweise im Großen und Ganzen immer gleich war. Anfangs hat er seine Morde alle jedes Jahr im Zeitraum von zwei Wochen begangen. Daran hat er sich sieben Jahre gehalten. Ich habe eine Theorie, warum er das getan hat.«
»Sie glauben, dass er einen Ganztagsjob hat? Dass er ein Doppelleben führt?«
»Ich glaube, dass das früher so war«, korrigierte er sie. »Mit Morden verdient er offenbar sehr viel mehr, und ich vermute, dass er seinen Job aufgegeben hat. Ich kann ihn mir gut hinter einem Schreibtisch vorstellen – er war bestimmt sehr gewissenhaft bei der Arbeit und beliebt bei seinen Kollegen. Sie wissen schon – der Mitarbeiter, der die Listen für die Footballwetten führt und geduldig zuhört, wenn ihm die anderen ihr Herz ausschütten. Und mit Sicherheit sind seine Kollegen schockiert, wenn er geschnappt wird. Sie werden alle dasselbe sagen: Bob war doch so ein netter, zuvorkommender Mann.«
»Das war Ted Bundy auch.«
»Genau das meine ich.«
»Und was bringt Sie darauf, dass er die Morde begangen hat? Hat er eine Art Visitenkarte hinterlassen, um zu zeigen, dass ihm das Verdienst zukam?«
»So ungefähr. Er mag Rosen. Er hinterlässt immer eine langstielige rote Rose.«
»Schaurig«, sagte Avery. »Also war er früher ein Angestellter und vergnügte sich im Urlaub damit, Menschen umzubringen. Aber jetzt ist er ein Profi und mordet das ganze Jahr. Was hat er sonst noch verändert? Sie scheinen seine Methoden eingehend studiert zu haben.«
John Paul nickte. »So etwas wie dies hat er nie versucht … drei Opfer auf einmal zu erledigen. Er ist niemand, der sich selbst darstellt. Und bisher hat er immer ganz allein gearbeitet. Jetzt scheint er sich mit dieser Frau zusammengetan zu haben. Vielleicht will er ihr imponieren.«
Sie holperten über ein Schlagloch. Avery hielt sich am Armaturenbrett fest, als ihr Kopf gegen das Wagendach stieß.
»Fahren wir noch nach Norden?« Es war nicht zu erkennen. Rechts und links der Straße war Wald.
»Nach Nordwesten«, sagte John Paul.
Sie hörte einen Schrei in der Ferne … Nein, es war eher das Kreischen eines Tieres. Der Laut jagte ihr Schauer über den Rücken.
»Wie kommt er an die Aufträge? Wissen Sie das?«
»Nein, aber ich vermute übers Internet«, antwortete er. »Das ist einfach und anonym. Bis dato war er vorsichtig und hat sich seine Opfer sorgsam ausgewählt. Möglicherweise hat er genügend Aufträge für die nächsten fünfzig Jahre. Sie würden staunen, wenn Sie wüssten, wie viele Männer sich den Tod ihrer Frauen wünschen und wie viele Frauen Unsummen bezahlen würden, um ihre Männer loszuwerden.«
»Mein Onkel Tony hat nichts mit dieser Sache zu tun.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut«, erklärte sie mit Nachdruck.
Für den Moment beließ er es dabei. »Sie sagten, es müsse eine Verbindung zwischen den drei Frauen geben …«
»Ich habe das, was wir wissen, analysiert und
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