Ein moerderisches Geschaeft
nicht. Die Leitung ist tot.«
»Sie lügen.«
Carrie wandte sich an Sara, die an der Anrichte lehnte und die beiden anderen beobachtete. »Stammt sie von einem anderen Planeten? Ich glaube, sie ist komplett übergeschnappt.«
»Vielleicht«, stimmte Sara ihr zu. »Der Schock macht manche Menschen … irrational.«
»Was, in Gottes Namen, sollen wir tun?«, flüsterte Carrie.
Sara rückte einen Stuhl zurecht, nahm gegenüber von Anne Platz und faltete die Hände auf dem Tisch. »Anne, es hat keinen Sinn, so zu tun, als wäre alles in schönster Ordnung. Wir sind hier in ernsten Schwierigkeiten und wir brauchen Ihre Mithilfe.«
Anne funkelte sie böse an. »Lassen Sie mich in Ruhe, Sie fettes Schwein.«
»Reizend«, brummte Carrie.
»Miststück«, schrie Anne mit schriller Stimme.
»Wenn Sie weiterhin so laut schreien, Anne, muss ich Sie leider knebeln«, warnte Sara. »Also, möchten Sie sich nicht lieber beruhigen?«
Annes Blick wurde noch finsterer.
»Anne, wo ist der Brief, den man in Ihr Schlafzimmer gelegt hat?« Als Anne trotzig den Kopf wegdrehte, erkundigte sich Sara: »Wollen Sie uns jetzt mit Schweigen strafen?«
»Wäre das nicht ein Segen?«, spöttelte Carrie.
Sara lehnte sich zurück und zog ihren Morgenrock zu, damit ihr Nachthemd bedeckt war. »Wissen Sie, Anne, wenn Sie keinen Brief bekommen haben …«
»Ich habe keinen bekommen«, fauchte Anne.
»Dann könnten Sie zufällig und schuldlos in dieses … Dilemma geraten.«
Dilemma? Carrie war drauf und dran, Sara für ihre Wortwahl zurechtzuweisen. Um Himmels willen, sie saßen mitten in einer Bombe. Aber dann fing sie Saras Blick auf, sah ihr knappes Kopfschütteln und entschied, den Mund zu halten.
»Sehen Sie, Anne«, fuhr Sara ruhig fort, »als Richterin habe ich in all den Jahren jede Menge Kriminelle hinter Gitter gebracht. Ich war bekannt für meine harten Urteile, aber bei jedem Prozess saßen Berufsverbrecher, Männer wie Frauen, auf der Anklagebank. Ich habe nichts zu bereuen.«
Anne musterte Sara mit eisiger Verachtung. »Warum erzählen Sie mir das?«
»Weil es wichtig ist. Im Laufe der Zeit habe ich viele Drohungen erhalten, aber ich habe ihnen nie Beachtung geschenkt.«
Sie ging ins Wohnzimmer, um die Briefe zu holen, die sie und Carrie erhalten hatten. Dann kam sie zurück, setzte sich und las Anne ihren Brief vor. Als sie fertig war, hielt sie Anne den Papierbogen vors Gesicht, damit sie sich selbst überzeugen konnte, dass sie die Wahrheit sagte.
»Und Sie denken, dass sich einer dieser Verbrecher mit dieser Drohung an Ihnen rächen will?«
»Ja, genau das denke ich. Entweder steckt ein ehemaliger Häftling dahinter oder jemand, der noch im Kittchen sitzt und draußen einen Helfershelfer hat.«
»Wen kümmert’s, von wem er das Geld bekommen hat«, mischte sich Carrie ein. »Woher sollte ein entlassener Sträfling oder ein Häftling das Geld haben, einen Killer zu bezahlen?«
»Ich spreche nicht mit Ihnen, Miststück«, zischte Anne.
Sara hob die Hand, um den Streit zu schlichten. Sie wollte nicht noch einen Wutausbruch von Carrie erleben.
»Das ist eine bedeutende Frage«, meinte Sara. »Ich hab keine Ahnung, woher er das Geld hat. Vielleicht hat ein Verwandter eine Erbschaft gemacht oder …«
»Und vielleicht haben Sie einen Unschuldigen eingesperrt und sich so den Zorn seiner Familie zugezogen.«
»Möglich.«
Carrie knirschte mit den Zähnen. Am liebsten hätte sie den beiden unmissverständlich klar gemacht, wie vordringlich es war, einen Weg aus dem Haus zu finden. Sobald sie in Sicherheit waren, konnten sie so viele Spekulationen über das Wer und Warum anstellen, wie sie wollten.
»Carrie hat einen anderen Brief bekommen«, sagte Sara. »Und ihrer ist unterschrieben.«
Das schien Annes Interesse zu wecken. »Also wollte er sie, bevor sie stirbt, wissen lassen, wie sehr er sie hasst.«
»Nicht ›er‹«, berichtigte Sara. »Sie.«
Carrie nickte. Anne gönnte ihr immer noch keinen Blick, aber das war Carrie egal. »Meine Schwester Jilly hat den Brief geschrieben.«
Diese Eröffnung erschütterte Anne so sehr, dass sie das eisige Schweigen Carrie gegenüber nicht mehr aufrechterhalten konnte. »Ihr eigenes Fleisch und Blut möchte Ihren Tod?«
»Ja.«
Entsetzt fragte sie weiter: »Aus was für einer Familie kommen Sie?«
Carrie hielt sich im Zaum. »Aus einer kaputten Familie, Anne. Aus einer sehr kaputten. Meine Schwester ist verrückt.«
»Guter Gott«, staunte Anne. »Moment mal. Ist das
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