Ein moerderisches Geschaeft
O ja, er war wütend; sein Hals war knallrot. Aber das war ihr gleichgültig. Sie hatte getan, was sie tun musste, und damit würde er sich abzufinden haben.
In seiner Wange zuckte ein Muskel. Großer Gott, er sah wirklich gut aus. Dieser Gedanke kam ihr aus heiterem Himmel. Menschenskind, Avery, reiß dich zusammen. Der Mann könnte Alimente an acht Exfrauen bezahlen. Sie verwarf diese Heinrich-VIII.-Vorstellung sofort wieder. Es gab bestimmt in ganz Amerika keine acht Frauen, die bereit wären, ihn zu heiraten. Auf keinen Fall.
»Sie waren bei der Marine«, wiederholte sie.
»Und?«
Sie musste sich wieder festhalten, als er das Steuer herumriss, um einem Baumstamm auszuweichen. In der Erde waren tiefe Furchen von anderen Autos oder Trucks, die sich über diese Straße gewagt hatten, aber sie war so abgeschieden und … ruhig, dass sich Avery unbehaglich fühlte. Dies hier war nicht ihr Element. Sie war ein Großstadtmädchen, das beim Klang von Autohupen und Polizeisirenen einschlief. Die Stille war geradezu ohrenbetäubend.
Ganze Mückenschwärme klatschten an die Windschutzscheibe. Avery nahm wieder die Swatch in die Hand und sah nach der Zeit. Noch siebzehn Minuten.
John Paul schielte immer wieder zu ihr. Wahrscheinlich erwartete er, dass sie beendete, was sie angefangen hatte.
»Und das war gut zu wissen«, sagte sie.
»Warum?«
»Marines sind kampferprobt und gut ausgebildet, das könnte hilfreich sein.« Er kommentierte das nicht. »Ich habe auch erfahren, dass Sie rekrutiert …«
Er schnitt ihr das Wort ab. »Ich weiß selbst, was ich war. Sie brauchen mir das nicht alles aufzuzählen.«
Verdammt. Sie hatte gehofft, dass er den Rest ergänzen und ihr verraten würde, was sie noch nicht wusste. Hatte er bei besonderen oder verdeckten Operationen mitgewirkt? Und was war sein Spezialgebiet?
Sie betrachtete die Karte, während sie all ihren Mut zusammennahm. Schließlich konnte sie nichts herausfinden, wenn sie keine Fragen stellte.
»Was genau haben Sie gemacht?«
»Das wissen Sie nicht?«
»Ihre Akte ist als geheim eingestuft.«
»Das möchte ich denen auch geraten haben.«
Da war er wieder, dieser schneidende Tonfall. »Haben sie Ihnen beigebracht, so widerwärtig zu sein, oder sind Sie das von Geburt an? Ihre Feindseligkeit ist tief verwurzelt.«
»Avery, lassen Sie das.«
»Sie jagen mir keine Angst ein.«
Er sah sie aus leicht zusammengekniffenen Augen an. »Doch.«
»O Mann.«
Er lächelte trotz seiner miesen Stimmung. Vielleicht fürchtete sie sich tatsächlich nicht vor ihm. Interessant, dachte er. Und mal etwas ganz anderes.
»Glauben Sie, die beiden sind zusammen? Monk und die Frau, die mich angerufen hat?«
»Ich weiß es nicht. Wenn Ihre Tante und die anderen beiden noch am Leben sind und wenn er sie an einem abgelegenen Ort gefangen hält, könnte er bei ihr sein. Er hat eine Menge zu tun«, sagte John Paul. »Falls die Frauen noch leben.«
»Er muss ein Auge auf sie haben. Und er muss uns folgen.«
»Ich glaube kaum, dass er uns folgt.«
»Aber er ist uns auf der Spur, oder?«
Er lächelte fast. »Wie?« Er kannte die Antwort, wollte aber wissen, ob Avery die richtigen Schlüsse zog.
»In der Uhr befindet sich ein Sender.«
»Ja«, stimmte John Paul ihr zu. »Er weiß genau, wo wir sind.«
Sie schauderte. Der Killer verfolgte aus der Ferne ihre Fahrt. »Sollten wir das Ding nicht loswerden?«
»Nein, das möchte ich nicht. Ich denke, wir könnten es zu unserem Vorteil nutzen. Lassen Sie uns abwarten, was geschieht, wenn wir in die Nähe der markierten Stelle kommen.«
Avery nahm die Uhr in die Hand und inspizierte sie gewissenhaft. »Da ist kein Kratzer – nichts, was darauf hindeutet, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hat.«
»Monk ist ein Profi. Er würde keine Spuren hinterlassen.«
»Und er weiß über Sender Bescheid? Er kennt sich mit der Technik aus?«
»Ja, das tut er.«
»Wieso wissen Sie so viel über ihn?«
»Ich habe seine Akte gelesen.«
»Die FBI-Akte?« Ihre Augen wurden groß. »Wenn Sie beurlaubt sind, ist das illegal.«
»Bestimmt.«
»John Paul, Sie könnten richtigen Ärger bekommen.«
Das klang, als würde sie sich um ihn sorgen. Sie steckte voller Überraschungen und war ganz schön schwierig. Wenn er nicht aufpasste, könnte er sogar anfangen, sie gern zu haben.
»Ich habe gute Verbindungen und kenne Leute, die mich herauspauken können.«
»Leute wie Ihren Schwager?«
»Woher wissen Sie von Theo?«, fragte er.
»Meine
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