Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Miene auf. »Ich muss
mich jetzt wohl schämen, dass ich nicht gleich daran dachte. Aber wenn so viele
Eindrücke auf einen herunterprasseln, kann das Gedächtnis schon mal blockiert
sein. Ich werde sofort nach Mrs Burnetts Adresse forschen lassen.
»Nein, so geht das nicht!«, empörte sich Jenny. »Hast du
denn gar kein Gefühl mehr?« Sie öffnete ihre Umhängetasche und zog ein
Notizbuch heraus. »Hierin steht noch die Telefonnummer von Lucys Eltern! Ich
werde sie nachher verständigen, und zwar nicht so rücksichtslos, wie ihr
Beamten das zu tun pflegt.« Sie strafte Paul durch grimmige Blicke. Doch dann
lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und versuchte ein zaghaftes Lächeln.
»Und was hast du jetzt vor?«
»Zunächst bringe ich dich nach Hause. Du musst dich erst
einmal von all dem Schrecken erholen. Und morgen werde ich mich hier nochmals
umsehen, dann soll mich aber Hastings begleiten.«
Als Paul sie vor ihrem Haus absetzen wollte, flehte Jenny:
»Du willst mich doch wohl nicht allein lassen? Gerade jetzt brauche ich dich!
Bitte bleib diese Nacht bei mir, sonst drehe ich noch durch.«
Paul zögerte zunächst, denn eigentlich hatte er
vorgehabt, trotz des Sonntags die Ereignisse dieses Tages im Computer des CID
zu protokollieren. Anschließend wollte er Sir Anthony anrufen, um ihn über den
Sachstand zu informieren. Er wusste zwar, dass sein oberster Chef über die
sonntägliche Störung keineswegs begeistert sein würde. Doch andererseits – wenn
er das versäumte – würde ihm ein Rüffel am Montagmorgen sicher sein. Als er
aber Jennys enttäuschten Blick bemerkte, lenkte er ein.
Wie sich später herausstellte, war seine Entscheidung
richtig gewesen, diese Nacht bei Jenny zu verbringen, die sich allmählich
wieder beruhigte. Erstmals erfuhr Paul einiges über ihre jüngste Vergangenheit.
»Erzählte ich dir eigentlich schon, warum ich damals
Ullapool den Rücken kehren musste?«, erkundigte sie sich nach dem Abendessen.
Paul schüttelte wortlos den Kopf und Jenny erklärte ihm,
in welcher Gefahr sie sich befand, als ihr Artikel über die geplanten
Aquakulturen im Loch Broom erschienen war. »Inzwischen glaube ich nämlich, dass
die Mordfälle am Loch Ness, Loch Ewe und Loch Eil in direktem Zusammenhang
stehen mit den Bürgerprotesten gegen die Errichtung von Lachsfarmen. Die Frage
ist nur: Was hatten Harry Coleman und Jane McNiven damit zu schaffen? Standen
beide vielleicht mit den Umweltschützern in Verbindung? Oder hatte gar Matthew
McNiven etwas damit zu tun? Und letztendlich: Wo ist das Autowrack der Familie
Packard verblieben? Es dürfte sich kaum in Luft aufgelöst haben. Das sind doch
Fragen über Fragen, denen dringend nachgegangen werden sollte. Aber anscheinend
passiert da überhaupt nichts!«
Jenny machte eine Verschnaufpause und fuhr dann fort:
»Bitte sei mir nicht böse, aber ich habe das Gefühl, dass die Ermittlungen von
irgendeiner Seite blockiert werden, entweder vonseiten des CID oder der
Polizei, oder gar den Justizbehörden. Habe ich nicht recht?«
Paul wunderte sich zunächst über Jennys Redefluss und
erwiderte dann: »Sicher, auch ich dachte schon daran, ob hier nicht von
politischer oder anderer Seite etwas vertuscht wird, um vielleicht ein hohes
Tier zu schützen. Dagegen kann man nur wenig tun, sondern muss auf den
berühmten Kommissar Zufall hoffen. Seit der Ermordung Baynes und Adams’
ist im CID alles ziemlich durcheinandergeraten. Es wird Zeit, dass wieder
Ordnung in den Laden kommt. Angeblich sucht man einen Nachfolger für Bayne,
wurde aber noch nicht fündig. Vermutlich befürchten die Kandidaten, ebenfalls
umgebracht zu werden, sobald sie sich mit der Aufklärung dieser Verbrechen
befassen. Ich jedenfalls bewerbe mich nicht um den frei gewordenen Posten, wer
weiß, was dann auf mich zukäme. Außerdem hätte ich dann noch weniger Zeit für
dich.«
Jenny schwieg eine Weile und meinte dann: »Du solltest
nochmals zu den einzelnen Tatorten fahren. Vielleicht würdest du dort auf
bislang unentdeckte Spuren stoßen.«
»Gar keine schlechte Idee!«, lobte Paul. »Warum bist du
eigentlich nicht zur Kripo gegangen? Frauen wie dich könnten wir dort gut
gebrauchen. Es sind die Intuitionen, die euch Frauen uns Männern überlegen
machen.« Nachdenklich schwieg er einen Augenblick und fuhr dann fort: »Würdest
du mich nochmals begleiten? Auf deinen Rat möchte ich ungern verzichten.«
Belustigt sah er Jenny
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