Ein mörderisches Komplott (German Edition)
weitere Hilfe benötigen, dürfen Sie mit meiner vollsten Unterstützung
rechnen. Die beiden Constable stehen übrigens ab sofort unter Ihrem Befehl.«
Damit verabschiedete er sich.
Paul O’Brien wies die Polizisten an, sich bei den Nachbarn
nach möglichen Tatzeugen umzusehen. Doch sie hatten keinen Erfolg. »Keiner will
was gehört oder gesehen haben«, erklärte der ältere der beiden.
Kurz darauf läutete es an der Haustür. Paul O’Brien
öffnete selber. Eine Frau mittleren Alters stand draußen und schien ziemlich
aufgeregt zu sein. »Ich wohne gleich nebenan, bin soeben erst nach Hause
gekommen. Eine Nachbarin berichtete mir, was hier passierte. Es ist
schrecklich, Peter McDavid war so ein lieber Mann. Wenn das seine Frau
erfährt!«
»Ist Ihnen bekannt, wo sie sich zurzeit aufhalten
könnte?«, erkundigte sich O’Brien.
»Lucy, also Mrs McDavid? Ja natürlich! Wir treffen uns
normalerweise sonntags zum Bridge. Aber für heute hatte sie abgesagt, sie
wollte nämlich für ein paar Tage ihre kranke Mutter besuchen.«
»Und wo wohnt die?«, bohrte O’Brien weiter.
»Wissen Sie, ich bin nicht neugierig und hatte nie
danach gefragt. Aber Lucy erwähnte mal eine der Hebriden-Inseln.«
»Wir müssen unbedingt Lucy McDavid finden. Lebt deren
Mutter vielleicht auf Skye, Mull oder einer der Äußeren Hebriden? Denken Sie
bitte scharf nach!«
»Bedaure Inspector. Ich weiß es wirklich nicht mehr.«
»Ist Ihnen gestern etwas Besonderes aufgefallen?«
»Eigentlich nicht. Doch ja! Es war gestern Abend – die
Zeit weiß ich nicht so genau – da tat es in der Nähe einen Knall. Ich erschrak,
nahm aber an, dass er von einem defekten Auspuff herrührte. Sicher hörte ich
den tödlichen Schuss in McDavids Wohnung. Wie schrecklich!«
Paul O’Brien bedankte sich bei der Zeugin. Inzwischen
hatten auch die Spezialisten von der Spurensicherung die Arbeit aufgenommen.
»Sehen Sie mal, was ich soeben gefunden habe!« Eine
junge Kriminaltechnikerin wedelte vor O’Briens Nase mit einem dunkelgrauen
Stofffetzen.
»Und, was ist damit?«, fragte O’Brien skeptisch.
»Mein Kollege meint, dass es von einer Herrenhose
stammen könnte. Vermutlich Teil eines Stoßbands vom unteren Ende eines
Hosenbeins.«
Paul O’Brien nahm den Stoffrest entgegen und zeigte sich
begeistert. »Wo haben Sie denn das entdeckt?«
»Ich fand es zufällig im Körbchen des kleinen Hundes.
Vermutlich riss er es mit seinen spitzen Zähnen aus der Hose des Mörders, als
er seinem Herrchen zu Hilfe kommen wollte.«
»Sie sind ein Engel!« strahlte O’Brien. »Dieses Beweisstück
bricht dem Kerl hoffentlich das Genick!«
Für Paul O’Brien gab es hier vorläufig nichts mehr zu tun;
die Kriminaltechniker schienen ihre Arbeit äußerst gewissenhaft auszuführen.
Außer dem Stück Stoff hatten sie im Hundekorb noch Blutspuren entdeckt, die
nach Lage der Dinge nicht vom Opfer stammen konnten. Allem Anschein nach hatte
der Zwergpinscher dem Mörder eine stark blutende Wunde zugefügt.
O’Brien wies beide Polizisten an, noch solange im Haus
zu bleiben, bis die Spurensicherung abgeschlossen sei. Abschließend sollten sie
die Versiegelung der Tür vornehmen.
»Was machen wir jetzt mit dem kleinen Hund?«, fragte der
Wortführer missmutig.
»Da lassen Sie sich was einfallen!«, gab O’Brien zur
Antwort. »Im Übrigen müssen Sie diesen Fall absolut vertraulich behandeln,
dürfen also keine Informationen an die Presse geben. Sonst besteht nämlich
Gefahr für Leib und Leben von Mrs McDavid«, sagte er. Dann verließ er mit
knappem Gruß das Haus.
Es war inzwischen Nachmittag geworden. Jenny saß mit
hängendem Kopf im Auto und sah Paul missbilligend an, als er die Wagentür
öffnete.
»Es tut mir leid, dass ich dich so lange habe warten
lassen«, sagte Paul sich entschuldigend. »Aber es sollte wohl so sein, dass wir
bereits einen halben Tag nach dem Mord hier auftauchten. Nur fehlt uns noch von
Lucy McDavid jede Spur. Eine Nachbarin erklärte, sie sei zu ihrer kranken
Mutter gefahren, konnte aber nicht sagen, wo die wohnt.«
»Du bist mir vielleicht ein Kriminalist!«, frotzelte
Jenny. Hast du denn ganz vergessen, dass Mrs McDavid meine ehemalige Kollegin
in Stornoway auf Lewis war? Vor ihrer Heirat hieß sie Lucy Burnett. Es ist
immerhin möglich, dass ihre Mutter noch in Stornoway wohnt.«
Paul setzte eine schuldbewusste
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