Ein mörderisches Komplott (German Edition)
auf seine kleine Farm in der Nähe von
Stornoway ein. Garry ist ein wundervoller Mensch. Er war ein Schulfreund von
Lucys Vater und kannte sie von Geburt an. Lucys Vater war Fischer, wie so viele
Männer auf Lewis. Seit er bei einem Orkan im Atlantik ums Leben kam, war Garry
wie ein Onkel zu Lucy. Er war schockiert, als ich ihm von der Ermordung Peter
McDavids berichtete. Er hatte davon noch nichts erfahren, die Pressestelle der
Polizei hat anscheinend dicht gehalten. Garry versprach, Lucy den Tod ihres
Peters schonend beizubringen.«
»Da bin ich erleichtert«, sagte Paul. »Denn wir haben
jetzt andere Sorgen und es ist beruhigend, dass sich ein vertrauter Mensch um
die arme Witwe kümmert.«
»Hast du deinen Sir Anthony erreicht?« Sie
betonte das Sir mit spitzer Zunge, so dass Paul den Spott heraushörte.
»Lass man gut sein! Ja, er zeigte sich entsetzt wegen
des neuen Verbrechens und gab mir völlig freie Hand für meine Arbeit. Er hat
auch nichts dagegen einzuwenden, wenn du mich begleitest. ›Warum nicht‹ ,
meinte er. ›Frauen verfügen über einen besonderen Instinkt. Aber Kosten darf
uns ihre Freundin nicht verursachen und die Verantwortung für sie tragen Sie
ganz allein. Versichert ist sie ebenfalls nicht – was ich Ihnen wohl nicht zu
erklären brauche‹ « .
Über die A862 gelangten sie nach halbstündiger Fahrt ans
Ostufer des Loch Ness. Bei der Ansiedlung Dores bogen sie in eine
Nebenstraße ein, wo sie schon bald das Gasthaus The Jacobite’s Inn erreichten. Sie ließen den Wagen auf dem Parkplatz stehen und genossen die vom
See her wehende frische Brise. Paul entnahm seiner Aktentasche einen Plan, den
er auf der Motorhaube ausbreitete.
»Dort unten muss es passiert sein«, sagte er und zeigte
auf einen fast unleserlichen Wegweiser aus Holz. »Wir sollten uns da einmal
umschauen!«
Sie fanden den zwischen einem Schilfgürtel hindurchführenden
Pfad, der sie ans Ufer des knapp 39 Kilometer langen und 1,6 Kilometer breiten,
sanft dahinströmenden Gewässers führte.
»Drüben liegt Drumnadrochit mit dem Castle Urquhart«,
sagte Jenny und deutete in nordwestliche Richtung auf die andere Seite des Loch
Ness, wo sich die dunklen Konturen einer Burgruine abzeichneten. »Dort befindet
sich auch das Loch Ness Visitor Centre mit einer Beobachtungsstation für
das legendäre Seeungeheuer Nessie . Von dieser Stelle aus will man es
wiederholt gesichtet haben. Aber wer’s glaubt, wird selig!«
Vorsichtig stapften sie auf dem schmalen Kiesbett
weiter. »Wir haben Glück, dass gerade Niedrigwasser herrscht, sonst könnten wir
hier nicht gehen«, bemerkte Jenny, die Paul immer wieder durch ihre
Ortskenntnisse überraschte. »Übrigens, der Loch Ness ist Teil des Caledonian
Canals, der von Fort William aus über den Loch Lochy und bei Inverness in den Inverness
Firth, später in den Moray Firth mündet. Viele Schiffe, vor allem
Ausflugsdampfer und Segelboote benutzen diese landschaftlich reizvolle
Wasserstraße, die vom Atlantik her über den Loch Linnhe bis in die Nordsee
führt.«
Anhand der Planskizze fanden sie rasch die Stelle, wo die
Leiche George McCallums im See treibend entdeckt wurde.
»An dem Felsen bei der großen Kiefer, soll sein Kopf aus
dem Wasser geragt haben, erklärte Paul. »Man hat mich leider zu spät
angefordert, daher weiß ich das nur aus dem Protokoll.«
Paul bemerkte, wie Jenny erblasste. »Nur kein Grund zur
Panik!«, tröstete er sie und legte seinen Arm um ihre Schulter. »Der Mann war
gleich tot, er hat bestimmt nicht leiden müssen. Eines Tages werden wir den
Unmenschen schnappen, der diese grausamen Verbrechen verübte. Angeblich soll er
keine Spuren hinterlassen haben, aber wenn man welche finden will, dann findet
man sie auch. Das ist eine alte kriminalpolizeiliche Weisheit.«
Jenny versuchte sich abzulenken und stocherte mit einem
angeschwemmten Ast im Kies herum. Plötzlich bückte sie sich nach einem
Stückchen Goldpapier.
»Was hast du da?«, rief Paul, der ihr Treiben
beobachtete.
»Ich habe was gefunden!« rief sie zurück.
Paul trat neben sie. »Was ist das? Etwa ein
Bonbonpapier?«
Jennys Stimme überschlug sich förmlich: Stell dir vor,
als ich noch Redakteurin bei der Zeitung in Ullapool war, machte ich die kurze
Bekanntschaft eines LKW-Fahrers, der Baumaterialien zur Errichtung von
Lachsfarmen transportierte. Das war übrigens der Auslöser für meinen
folgenschweren
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