Ein mörderisches Komplott (German Edition)
an.
»Ist das wirklich dein Ernst? Willst du dich wirklich
nochmals mit einem Angsthasen wie mich belasten, der gleich in Panik gerät,
wenn er nur das Wort Mord vernimmt?«
Paul nickte »Genau, das will ich! Das zeigt mir die
Grenzen auf, die wir Männer oft überschreiten, indem wir ein Verbrechen wie
Mord berufsmäßig als etwas Alltägliches betrachten und total vergessen, dass es
sich um eine Anomalie menschlichen Verhaltens handelt. Aber was soll’s, dein
lieber Chef erteilt dir ohnehin keine Reiseerlaubnis mehr, zumindest was meine
Begleitung betrifft.« Er musste jetzt lachen.
»McKinnel hat mir keinesfalls verboten, dich zu
begleiten. Er hat mir nur davon abgeraten, weil er befürchtet, ich könnte mich
unnötig in Gefahr begeben. Bestimmt hat er nichts dagegen, wenn ich ein paar
Tage mit dir fahre und ihm schließlich eine tolle Story liefere. Ich darf also
mitkommen? Dann rufe ich gleich morgen früh McKinnel an und gebe ihm Bescheid.«
»Du bist ein Schatz!«, strahlte Paul. Dann besiegelten
sie den soeben beschlossenen Plan mit einem herzhaften Kuss.
Kapitel 28
Paul beschaffte sich am Montagmorgen die Unterlagen und
Skizzen zu den einzelnen Tatorten. Gleich danach brachen sie auf. »Wir werden
am Loch Ness beginnen«, erläuterte er Jenny seinen Reiseplan. »Dort nahm die
Mordserie ihren Anfang.«
»Wie war das eigentlich zwischen dir und Adams?«,
erkundigte sich Jenny unterwegs. »Du besitzt doch einen höheren Dienstrang als
er. Ich begreife nicht, weshalb Bayne dir die Ermittlungen entzog und Adams
übertrug.«
»Das Ganze war doch ein abgekartetes Spiel! Adams war der
Liebling von Bayne und sein Protegé. Zunächst trug ich die alleinige
Verantwortung für die Fahndung nach dem Kopfschussmörder. Doch hinter meinem
Rücken saß Adams bereits in den Startlöchern. Ich bin davon überzeugt, dass mir
von Bayne viele Informationen vorenthalten wurden, denn das meiste erfuhr ich
erst durch die Medien. Wenn ich schließlich zum Tatort gerufen wurde, fand ich
denselben weder polizeilich abgesichert vor, noch hatte man Zeugen vernommen.
Auch im weiteren Umfeld der Toten hatte man überhaupt nicht ermittelt und somit
kostbare Zeit vergeudet. Das alles wäre bereits Aufgabe der Ortspolizisten
gewesen, die sich erst dann ans CID wandten, wenn sie selber nicht weiterkamen.
Zu allem Übel waren die Leichen bereits – ohne kriminaltechnische Begutachtung
– in die Gerichtsmedizin überführt worden. Dort verweigerte man mir den Zutritt
mit der Begründung, das sei nur den unmittelbaren Verwandten eines Toten
gestattet. Auf meine Beschwerde hin hatte Bayne süffisant bemerkt, die
Untersuchung von Mordopfern zähle in Schottland nicht zu den Aufgaben der
Kriminalpolizei, dafür sei ausschließlich das gerichtsmedizinische Fachpersonal
zuständig. Aufgrund der erhofften Misserfolge meinerseits beauftragte Bayne
seinen Schoßhund Adams mit den weiteren Ermittlungen. Nun ist Adams tot und ich
habe das Vergnügen, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.«
»Rege dich bitte nicht auf!«, versuchte Jenny ihn zu
beschwichtigen, als sie bemerkte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg.
»Natürlich rege ich mich auf. Immer wenn etwas schief
ging, durfte ich mich als Sündenbock der Presse stellen. Bayne hatte es
verstanden, die Pleiten bei der Fahndung ausschließlich mir in die Schuhe zu
schieben und – vielleicht sogar auf Anraten höherer Stellen – Adams zum Leiter
einer Sonderkommission Kopfschussmorde bestimmt. Es war sein
unglaublicher Zynismus gewesen, als er mir den Fall Kinderpornografie übertrug und betonte, dass er hoffe, ich würde das als einen besonderen
Vertrauensbeweis würdigen. Ich hatte allerdings schon geahnt, dass der
unfähige Adams irgendwann Schiffbruch erleiden würde und ich schließlich wieder
mein früheres Aufgabengebiet übernehmen muss. Das hat sich nun bewahrheitet,
wenn auch auf äußerst tragische Weise.«
Die grauenvollen Erlebnisse des gestrigen Tages ließen Paul
noch immer nicht los. »Hast du eigentlich Lucy McDavid erreicht, während ich
noch im Büro war? Ich vergaß dich danach zu fragen.«
Jenny seufzte: »Leider nein! Die Telefonnummer muss sich
wohl geändert haben. Da die Auskunft ständig belegt war, ist mir etwas viel
Besseres eingefallen: Ich rief nämlich Garry Gibson an, den Verleger des Lewis
Today. Als ich noch in seinem Zeitungsverlag arbeitete, lud er einmal Lucy
und mich für ein ganzes Wochenende
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