Ein mörderisches Komplott (German Edition)
genau zu
der Zeit, als er sich nach Portsmouth durchschlug; wir konnten seinen Weg
anhand verschiedener Zeugenaussagen recht genau verfolgen. Sein Pech war ein
Digitalfoto, das ein Jugendlicher von ihm machte, als er an einem Marktstand
Obst klaute. Anhand dieses neuesten Fotos war es für die Polizei ein Leichtes,
Henrik vor der Überfahrt nach Frankreich festzunehmen, trotz seines inzwischen
mächtig gewachsenen Barts. Schließlich verriet ihn auch eine grünrote
Tätowierung auf seinem rechten Handrücken. Außerdem hinterließ er
Fingerabdrücke in Hülle und Fülle. Bereits zuvor waren Henrik und ein
grauhaariger, älterer Herr im Regent Hotel Oban unangenehm aufgefallen. Bei
Letzterem konnte es sich zwar um einen zufälligen Tischnachbarn handeln, was
ich allerdings nach Befragung des Kellners ausschließen möchte. Der konnte sich
noch recht gut an die beiden Hotelgäste erinnern, die sich entgegen seiner
höflichen Tischzuweisung in die hinterste Ecke des Frühstückraums begaben. Dort
hätten sie sich nur im Flüsterton unterhalten, obwohl sie die einzigen Gäste
waren. Fazit ist also, dass Henrik Jörgensson einen Partner gehabt haben muss,
der ihm bei seinen Untaten half und nach seiner Flucht auf eigne Faust
weitermordete. Jedenfalls bleibt noch zu klären, was für unterschiedliche
Motive zur Ermordung der drei Fischfarmgegner und der übrigen Opfer führten.«
»Vielleicht handelt es sich um nichts anderes als einen
Trittbrettfahrer«, meinte Hastings. »Einen Psychopaten, der nach Herzenslust
mit einem Bolzenschussgerät herumballert in der festen Überzeugung, dass auch
diese Taten dem bisherigen Kopfschussmörder zugerechnet würden.«
»Das halte ich für ausgeschlossen, denn vor den Medien
wurde stets geheim gehalten, womit die Opfer getötet wurden. Aber die wahren
Ursachen werden wir bald kennen, denn schon morgen findet hier im Haus die
Vernehmung des U-Häftlings Jörgensson statt. Leider ist Staatsanwalt Henry
Forster noch immer nicht erreichbar, er wird daher durch einen Kollegen aus
Edinburgh vertreten. Und Sie, Hastings, werden auch dabei sein. Wir beide
müssen diesen Typ solange mit Fragen löchern, bis er mit der ganzen Wahrheit
herausrückt. Was er bisher verlauten ließ, will die Kollegen in Portsmouth an
die Märchenstunde in einem Kindergartens erinnert haben.«
Den Abend verbrachten Paul und Jenny wieder zusammen,
diesmal in seiner Wohnung. Er hatte eine Flasche Bordeaux geöffnet und bei
einem Lieferservice zwei Riesenpizzas und Salat bestellt. Jenny gratulierte ihm
zu seinem grandiosen Erfolg, erfuhr dann aber zu ihrer Enttäuschung, dass die
Suche nach dem Kopfschussmörder damit noch längst nicht beendet sei.
Paul zog aus seiner Hosentasche einen Stofflappen hervor
und zeigte ihn Jenny. »Dieser grünrote Wimpel lag unweit der Stelle, an der
mehrere Schafe von Henrik Jörgenssons Lastwagen überfahren wurden.«
»Das ist ja interessant!«, rief Jenny aus. »Ein
ähnliches Muster hatte die Tätowierung, die er auf seinem rechten Handrücken
trug. Ich bemerkte das gleich, als er mir eins seiner Schokoladenbonbons
anbot.«
»Ja, ich erinnere mich, du erzähltest mir das kürzlich.
Henrik Jörgensson war früher einmal Unteroffizier in der französischen
Fremdenlegion und scheint großen Wert auf Symbolik zu legen, was ihm jetzt zum
Verhängnis wurde. Der Wimpel und das aufgedruckte Wappen mit einer
siebenflammigen Granate entstammen seiner damaligen Einheit, der in Dschibuti
stationierten, sogenannten Halbbrigade der
Fremdenlegion . Das haben unsere Leute
inzwischen herausgefunden.«
Im Polizeigefängnis Portsmouth verbrachte Henrik Jörgensson
nur wenige Tage. Auf richterlichen Beschluss hin wurde er in die
Justizvollzugsanstalt Inverness überführt und dort in Untersuchungshaft
genommen.
Kapitel 34
Oblag es bislang DSupt Gordon Bayne, die Staatsanwaltschaft
Inverness regelmäßig über den aktuellen Sachstand der Ermittlungen des CID zu
unterrichten, fiel diese Aufgabe jetzt DCI Paul O’Brien zu. Allerdings war
Staatsanwalt Henry Forster schon seit Tagen nicht in seiner Dienststelle
erschienen. Er war weder telefonisch zu erreichen, noch traf ihn ein
Zivilbeamter des CID in seiner Wohnung an.
Obwohl O’Brien die freundschaftliche Beziehung zwischen
Forster und Bayne nicht verborgen geblieben war und sein Verhältnis zu dem
Staatsanwalt kaum als kollegial bezeichnet werden durfte, bereitete ihm die
bereits mehrtätige
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