Ein mörderisches Komplott (German Edition)
wiederholt
hohe Bußgelder bezahlen musste, weil er sich nicht an die vorgeschriebenen
Jagdzeiten hielt. Aber das war ihm aus beruflichen Gründen nicht möglich und so
nutzten beide die Lodge immer seltener. Bayne soll sich angeblich darum bemüht
haben, einen Käufer für das nur schwer zugängliche Objekt zu finden. Ob ihm das
inzwischen gelang, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht befindet sich die
Lodge auch heute noch in seinem Besitz.«
Können Sie mir verraten, wo genau diese Lodge liegt?
Vielleicht ist Henry dort etwas zugestoßen und er benötigt Hilfe.«
»Keine Ahnung. Henry hat mit mir nie darüber gesprochen
und ich drängte ihn auch zu keinen Erklärungen.«
».An wen könnte ich mich sonst noch wenden?«
»An Gordon Bayne.« Sie lachte. »Doch den können Sie nun
nicht mehr fragen. Aber die zuständige Forstbehörde kann Ihnen bestimmt
weiterhelfen.«
Sie schob O’Brien einen Aschenbecher aus weißem
Porzellan hin. »Möchten Sie rauchen? Ich selber rauche nur selten, aber Henry
qualmte furchtbar, woran letztlich auch unsere Ehe auseinanderbrach. Dieser
Aschenbecher ist das einzige Stück, das er zurückließ.«
»Nein danke, ich rauche zum Glück nicht. Ein schönes
Exemplar übrigens!« Er nahm den Aschenbecher in die Hand und las mit Interesse
den in goldenen Buchstaben aufgetragenen Werbetext Santiago Golden Leaf. »Was
ist das, eine Zigarettensorte?«
»Nein, mein Ex ist starker Zigarrenraucher und Santiago
Golden Leaf war seine Lieblingsmarke. Die rauchte er ausschließlich, er
bezog sie immer kistenweise durch einen Importeur in Edinburgh. Diese Marke ist
hier nämlich so gut wie unbekannt.«
Paul O’Brien erinnerte sich sofort an den zertretenen
Zigarrenstummel, den Hastings in der Nähe von Baynes Leiche im Waldboden
gefunden hatte. Dieser trug Reste einer Banderole, auf der der Markenname Santiago
Golden Leaf deutlich zu erkennen war. Es durchfuhr ihn wie ein Schock, als
er an die Möglichkeit dachte, dass der Stummel vielleicht von Forsters Zigarre
stammte. Obwohl ihm die Verstrickung Forsters in die Mordserie als völlig
absurd erschien, wollte er unbedingt der Sache nachgehen. Eine DNA-Analyse
würde dann jeden Zweifel ausschließen.
»Besitzen Sie zufällig noch ganz persönliche Gegenstände
Ihres Mannes, wie z.B. Zahnbürste, Rasierapparat oder Kamm?«
Mrs Forster blickte ihn entgeistert an. »Wozu brauchen
Sie denn so etwas?«
Paul O’Brien druckste herum. »Nun ja, es ist immer gut,
über genetisches Material zu verfügen, man weiß vorher nie, wozu das gut ist.«
»Henry hegte und pflegte seine Glatze, brauchte dazu
weder Haarbürste noch Kamm. Aber einen alten Rasierapparat kann ich Ihnen
geben. Wenn Sie mich einen Augenblick entschuldigen wollen.« Sie verschwand und
kehrte mit einem Trockenrasierer zurück. »Den dürfen Sie gern behalten, ich
wollte ihn ohnehin wegwerfen.«
Paul O’Brien steckte das Gerät in seine Jackentasche und
meinte dann: »Es ist auch denkbar, dass Henry völlig hilflos in seiner Wohnung
liegt. Wir müssen schließlich auf alles gefasst sein. Würden Sie mich dorthin
begleiten, damit wir uns hoffentlich vom Gegenteil überzeugen können?«
»Auf gar keinen Fall! Ich hatte mir geschworen, nie
wieder diese stinkende Behausung zu betreten. Allerdings besitze ich noch einen
Schlüssel zu seiner, also unserer damals noch gemeinsamen Wohnung. Wenn Sie
wollen, dürfen Sie selber einmal nachschauen.«
O’Brien erklärte sich damit einverstanden. Mrs Forster
entnahm einer Holzschatulle zwei Schlüssel. »Einer ist für die Haustür, der
andere für die Wohnung. Die können Sie mir gelegentlich wiederbringen«, sagte
sie, als sie ihm beide Schlüssel überreichte. »Vielleicht benötige ich sie
später doch noch einmal.«
Paul O’Brien bat Lucinda Forster, ihn sofort zu
verständigen, sollte sie etwas über Henrys derzeitigen Aufenthaltsort erfahren.
Kapitel 35
Punkt 9 Uhr wurde Henrik Jörgensson in Handschellen und
Fußfesseln von zwei Polizisten in den Conference Room N° 2 des CID geführt, wo
ihn bereits Haftrichter Justin Murphy, Oberstaatsanwalt Jim Collins, Detetive
Chief Inspector Paul O’Brien, Detective Sergeant Edward Hastings sowie Pflichtverteidiger
Gordon Gray erwarteten. Die Pressefotografen mussten draußen bleiben und die
Blitzlichter erhellten nur kurz den dunkel getäfelten Raum, bis sich die Türen
hinter dem
Weitere Kostenlose Bücher