Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Rover. Er riss
den Kofferraumdeckel hoch, stieß sie hinein und fuhr rasch davon.
Erst als er sich auf der A96 befand wurde ihm bewusst,
welcher Gefahr er gerade entronnen war. Allerdings hatte er wieder eine riesige
Dummheit begangen, als er ausgerechnet einen Chief Inspector des CID
niederschlug. Aber hätte er sich mit hoch erhobenen Händen ergeben und
festnehmen lassen sollen? Nein, dieser Schnüffler hatte nichts anderes
verdient. Ein eingebildeter Flegel aus London, der nichts als Unruhe in die
Region brachte und erfahrene Kriminalisten oder Juristen durch neue
Fahndungsmethoden an die Wand zu spielen suchte. Am liebsten hätte er ihm
gleich eine Kugel in den Kopf gejagt, was mit einer registrierten Waffe leider
nicht möglich war. Das Weibsstück, das jetzt im Kofferraum lag, war bestimmt
keine andere als die Zeitungsredakteurin Jenny Symon. Seit sie den damaligen
Lokalredakteur Martin O’Connor ablöste, schien sie zu glauben, sich in alles
einmischen zu müssen. Diese Person war nicht weniger schlimm als ihr verdammter
Freund; hatte Gordon doch beide Arm in Arm ein italienisches Restaurant
verlassen sehen. Nun war sie Zeugin seiner jüngsten Missetat geworden. Es blieb
ihm daher nichts anderes übrig, als auch sie zu beseitigen. Letzten Endes käme
es auf ein sechstes Mordopfer auch nicht mehr an.
Unterwegs überlegte er schon, wo er Jenny Symons Leiche
verstecken könnte. Doch bevor er sie tötete, wollte er noch ein bisschen Spaß
mit ihr haben. Ein Jammer war nur, dass er den Schussapparat nicht mehr besaß,
dann würde man auch diese Tat dem ominösen Kopfschussmörder anlasten.
Andererseits konnte er Jenny unbedenklich mit seiner Pistole erschießen. Ihren
Leichnam würde man ohnehin nie finden; jedenfalls noch nicht so bald.
Als er an dem Ortsschild Nairn vorbeifuhr, erinnerte
er sich wieder an den misslungenen Überfall Richard Turners auf den Juwelier
Harold Thompson, der dabei ums Leben kam. DCI Paul O’Brien hatte gleich den
richtigen Riecher gehabt und Turner als Mörder überführt. Forster musste
grinsen: Als Vertreter der Anklage war er beinahe in die Rolle des
Strafverteidigers geschlüpft, denn nur um O’Brien eins auszuwischen, hatte er
den Rechtsbeistand Turners nach Kräften unterstützt. Dieser wollte dem Gericht
weismachen, dass Harold Thompson nur infolge des stümperhaften Vorgehens der
Polizei ums Leben kam. Doch leider war die Beweislage so eindeutig, dass dem
Mörder keine Strafmilderung zugebilligt werden konnte. Aber dass ausgerechnet
ein strafversetzter Kriminaler von Scotland Yard eine Ehrenmedaille erhalten
sollte, ging Forster einfach zu weit. Über seinen persönlichen Kontakt zu Lord
Mayor Polson war es ihm in letzter Minute gelungen, diese Fehlentscheidung zu
verhindern. Sein Freund Gordon erhielt dann die Medaille, obwohl Sir Anthony
gegen eine solche Mogelpackung – wie er sich ausdrückte – Einspruch erhob. Doch
er wollte sich nicht mit dem Stadtoberhaupt anlegen und erteilte schließlich
seine Zustimmung.
Das war der Beginn einer verhängnisvollen Entwicklung.
Hätte O’Brien anstelle Baynes die goldene Ehrenmedaille und den Gutschein für
ein Urlaubswochenende in einem der schönsten Hotels erhalten, dann würde sich
Gordon vermutlich nicht den Rover ausgeliehen haben und es wäre zu keinem
Unfall gekommen. Aber nun saß er selber tief in der Tinte. Es gab keinen Gordon
mehr, der ihm – wie damals im Fall Betty Findlay – durch eine Falschaussage
helfen könnte. Er lächelte bei der Vorstellung, dass Gordon ihm sicherlich
wieder Schützenhilfe gegeben hätte, wenn er nicht bereits tot wäre.
Kapitel 40
Kenneth McGilroy; der Laird (Grundbesitzer) eines
weitläufigen Weidelandes um Forres, eine Kleinstadt von gut 9.000 Einwohnern an
der Findhorn-Bay, ist auch Eigentümer der etwa 15 Meilen südlich am
gleichnamigen Flüsschen gelegenen Findhorn-Lodge. . Dabei
handelt es sich um eine aus skandinavischem Kiefernholz errichtete, mit
dunkelgrauen Schieferplatten eingedeckte und rustikal möblierte Jagdhütte. Dort
treffen sich jährlich im Oktober die Mitglieder eines Jagdclubs, denn nur um
diese Zeit findet in den Highlands die Jagd auf Hasen und Rotwild statt.
Gordon Bayne hatte vor etlichen Jahren McGilroy ein
zweifelhaftes Alibi in einer Verkehrsstrafsache verschafft. Daraufhin nahm ihn
dieser in seinen Jagdclub auf und gestattete ihm die ganzjährige Benutzung
seiner Lodge. So genossen Gordon und Henry dort immer wieder
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