Ein mörderisches Komplott (German Edition)
verunglückte,
eine Beobachtung gemacht haben will. Sie bestellte ihn für heute 14 Uhr in die
Redaktion und hofft, dass mir das trotz meines Urlaubs recht ist. Das passt mir
zwar gar nicht, aber vielleicht ist es doch etwas sehr Wichtiges. Ich werde
wohl oder übel diesen Besucher empfangen müssen.«
Paul beruhigte sie: »Nicht zuletzt deswegen hatten Sie
sich doch Urlaub genommen. Verhören Sie den Mann, vielleicht hat der
tatsächlich etwas bemerkt, das uns weiterhelfen könnte!«
Als Jenny gegen 14 Uhr in der Redaktion eintraf, wurde sie
im Vorzimmer von einem jüngeren, verlegen wirkenden Mann erwartet. Nur ungern
reichte sie ihm die Hand, deren bräunliche Nikotinfinger den starken Raucher
erkennen ließen. Sie führte ihn in ihr Büro und als sie den Geruch
abgestandenen Zigarettenrauchs wahrnahm, der aus der Kleidung des Besuchers
entströmte, bot sie ihm nur den Stuhl vorm Schreibtisch an. Mit gequältem
Lächeln stellte sie sich vor: »Ich bin Jenny Symon und leite hier die
Lokalredaktion. Sie haben Neuigkeiten für uns?«
»Ja, ich denke schon. Ich heiße übrigens Troy
Middleton«, stotterte er und lief dabei rot an. »Darf man hier rauchen?«,
erkundigte er sich nervös.
»Dies ist leider ein Nichtraucherzimmer«, entgegnete
Jenny. »Aber wenn wir es kurz machen, können Sie sich bald draußen wieder eine
anstecken. Was führt sie denn zu mir?«
Der junge Mann sah sich im Zimmer um und verriet seine
Unsicherheit ohne die gewohnte Zigarette. Doch dann reckte er sich und fragte:
»In einem Aufruf des Inverness Report ging es um den schrecklichen
Autounfall bei Aviemore. Haben Sie noch Interesse an einer Aussage dazu?«
»Natürlich, aber warum melden Sie sich erst jetzt? Der
Aufruf erfolgte doch schon vor einer ganzen Weile.«
»Das kam so: Ich war in Irland bei meinen Eltern, als
mein alter Mitsubishi-Van seinen Geist aufgab. Die Beschaffung der benötigten
Ersatzteile dauerte ziemlich lange, sodass ich erst gestern zurückkam. Als ich
dann die alten Zeitungen durchsah, die meine Vermieterin für mich aufhob, las
ich den Appell an Ihre Leserschaft«
»Sie wollen also an jenem Sonntag eine Beobachtung
gemacht haben?« Jenny sah den Besucher etwas freundlicher an und konnte ihre
Neugier nicht mehr verbergen.
»Ja, und das war so: Ich kam mit meinem Wagen aus
Richtung Edinburgh. Etwa drei Kilometer nördlich von Aviemore winkte ein Mann
am Straßenrand, den ich mitnahm und in Inverness absetzte. Er gab an, Stefan
Müller zu heißen. Seine Mutter sei Deutsche und er sprach auch diesen typisch
deutschen Akzent, sie wissen schon, die können kein ›th‹ aussprechen. Er
lachte und schien allmählich seine Unsicherheit zu verlieren.
»War der Mann verletzt? Oder aus welchem Grund kam er
Ihnen verdächtig vor?«
»Wir unterhielten uns während der Fahrt über alles
Mögliche und kamen auch auf das kürzliche Fußballturnier in der Scottish
Premier League zwischen den Inverness Caledonians und den Berwick
Rangers zu sprechen. Unsere Jungs aus Inverness gewannen dabei mit 3:1.
Dieser Stefan Müller hatte angeblich dem Match beigewohnt, was mich sehr
wunderte, denn das Ganze war doch ein ausgesprochen regionales Ereignis.«
»Na gut!«, sagte Jenny. »Der Deutsche war also dort, und
Sie gewiss auch, oder?«
»Ja, natürlich! Und da bemerkte ich erstmals die
installierten Videokameras und dachte ...«
Jenny war einen Moment sprachlos, dann rief Sie: »Das
ist ja ein toller Hinweis! Vielleicht hat eine der vielen Kameras diesen Stefan
Müller ins Visier bekommen. Würden Sie den Mann wiedererkennen?«
»Ich denke schon, solche Typen vergisst man nicht.
Allerdings wirkte er damals sehr erschöpft, möglicherweise sieht er inzwischen
anders aus.«
»Einen Versuch sollten wir trotzdem wagen. Wären Sie
bereit, sich für eine Durchsicht der Videoaufzeichnungen zur Verfügung zu
stellen?«
Troy Middleton stimmte ohne lange zu überlegen zu.
Am späteren Nachmittag saßen sie im Polizeipräsidium vor
einem Abspielgerät und betrachteten die Aufzeichnungen der Videokameras. Aber
Troy Middleton konnte seinen Anhalter nicht entdecken; der saß vermutlich auf
einem von den Kameras nicht einsehbaren Platz.
Jenny Symon bedankte sich trotzdem für seine
vergeblichen Bemühungen: »Vielleicht hatte Ihr Stefan Müller überhaupt nichts
mit dem Unfall zu tun. Oder er ist gar nicht dabei gewesen und wollte nur mit
seinem
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