Ein mörderisches Komplott (German Edition)
fuhren nach Aviemore zurück. Paul
parkte seinen Wagen auf dem Hof der Autowerkstatt. Harry Coleman hatte bereits
die Ankunft des Wagens gehört und auf neue Kundschaft gehofft. Er kam heraus
und erkundigte sich, ob seine Hilfe gebraucht würde. Paul O’Brien zeigte seinen
Polizeiausweis vor. »Sind Sie der Inhaber dieses Betriebes?«, fragte er und
bemerkte dabei, wie der Mann zusammenzuckte.
»Ja, der gehört mir. Ich vermute, dass Sie wegen des
kürzlichen Unfalls kommen. Erst vor ein paar Tagen war ein Busfahrer hier, der
angeblich dabei seine ganze Familie verlor.«
»Hatten Sie zufällig den Unfall beobachtet?«, erkundigte
sich Paul O’Brien.
»Nein, ich war an diesem Tag gar nicht zu Hause, erfuhr
erst nach meiner Rückkehr, was da draußen passiert war.«
»Ist Ihnen vielleicht etwas Besonderes aufgefallen, was
uns bei der Ermittlung des flüchtigen Unfallverursachers behilflich sein
könnte?«
Harry Coleman zögerte kurz und meinte dann: »Ich weiß
nicht, ob es wichtig ist. Aber an dem gleichen Abend stand plötzlich ein
silbergrauer Rover hier auf meinem Gelände. Ich hatte keinen leisen Schimmer,
wer sein Besitzer ist. Jedenfalls wurde das Fahrzeug am nächsten Morgen von
einem Abschleppdienst abgeholt.«
»War denn der Wagen kaputt?«, wollte Jenny Symon wissen.
»Nicht direkt, aber ein Reifen war platt, etwas Öl hatte
er auch verloren und ein Kotflügel wies eine großflächige Schleifspur auf.«
»Können Sie uns verraten, welche Firma den Rover
abtransportierte?«, fragte nun wieder Paul O’Brien.
»Nein, es ging alles viel zu schnell. Ich rannte gleich
nach draußen, aber da war der Abschleppwagen schon losgefahren.«
Paul O’Brien bedankte sich für die Auskunft und Jenny
Symon überreichte Coleman ihre Visitenkarte: »Vielleicht fällt Ihnen doch noch
etwas ein. Dann rufen Sie mich bitte unter meiner privaten Telefonnummer an,
denn ich befinde mich zurzeit im Urlaub.« Sie strich mit dem Kugelschreiber die
Rufnummer der Redaktion durch, so dass man sie nicht mehr entziffern konnte.
Harry Coleman versprach, sich gegebenenfalls zu melden,
verriet aber nicht, dass er anhand des Versicherungsscheins den Namen des
Fahrzeugbesitzers kannte.
»Der hat uns was verschwiegen!«, meinte Jenny, als sie
sich wieder auf der Rückfahrt nach Inverness befanden. »Haben Sie gesehen, wie
verlegen der Mann war? Der Typ weiß etwas, will aber nicht mit der Sprache
raus. Unser Mr Packard hat schon recht: Hier ist der Teufel los.«
Am Abend schrillte in Jennys Wohnung das Telefon. Am
Apparat war die Redaktionsassistentin Mary Tarill. Sie entschuldigte sich wegen
der späten Störung, aber eine Dame namens Jane McNiven aus Kingussie hätte um
einen Rückruf gebeten, da sie eine Aussage machen möchte.
Jenny bedankte sich und wählte sofort die angegebene
Rufnummer. Es meldete sich eine sympathische, aber ziemlich aufgeregt klingende
Frauenstimme mit »Hello?«, worauf Jenny fragte: »Spreche ich mit Mrs Jane
McNiven?«
»Ja, am Apparat. Und wer sind Sie?«
»Mein Name ist Jenny Symon von der Lokalredaktion des Inverness
Report . Sie baten doch um einen Rückruf wegen des Zeitungsappells.«
»Ach entschuldigen Sie Miss, ich hatte schon Angst, dass
sich dieser Mann wieder meldete. Seit ich den Zeitungsartikel las, fürchte ich
seinen Anruf. Ich bin momentan ein wenig durcheinander.«
»Was ist mit diesem Mann?«, wollte Jenny wissen. »Hat
der etwas mit dem furchtbaren Unfall zu tun?«
»Nun ja, vielleicht irre ich mich, aber einiges spricht
doch dafür. Ich lernte Oliver Robinson übers Internet kennen. Er besuchte mich
an dem fraglichen Wochenende und behauptete, Besitzer einer Whisky-Destillerie
östlich von Inverness in der Grafschaft Sutherland zu sein. Leider habe ich mir
den Namen des Ortes nicht gemerkt.« Sie stockte. »Mir ist das sehr peinlich,
aber ich dachte, ich sollte Ihnen trotzdem davon berichten.«
»Das ist auch gut so und Sie brauchen sich vor mir nicht
zu schämen. Was führte Sie zu der Annahme, dass Mr Robinson etwas mit dem
Unfall zu tun haben könnte?« Jenny hatte das Gefühl, auf die richtige Fährte
gestoßen zu sein. »Sie können ganz unbesorgt sein. Was Sie mir jetzt berichten,
bleibt natürlich unter uns, es sei denn, dass es sich bei dem Mann tatsächlich
um den flüchtigen Fahrer handelt.«
»Also, bevor Oliver mich verließ – es war so um die
Mittagszeit –
Weitere Kostenlose Bücher