Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Phantombild-Experten hinters Licht
geführt. Sie befürchtete nämlich, dass die Zeitungsreporter ihre kurze
Beziehung zu diesem Mann ausschlachten und an die große Glocke hängen würden.
Aber sie wollte Ruhe vor der Presse haben und stimmte schließlich dem Treffen
mit Ihnen zu. Ich glaubte, dass sei inzwischen zustande gekommen und wollte
Jane heute Abend anrufen. Mein Gott, nun ist sie tot! Wie entsetzlich!«
Paul zog seine Unterlippe hoch, ein Zeichen dafür, dass
er angespannt nachdachte. Jenny hatte ihre Sache gut gemacht. Doch nun fühlte
er sich wieder zuständig und trat näher an den Tresen.
»Vielleicht verraten Sie uns noch einiges über Janes
Lebensgewohnheiten oder Kontakte, Miss Baird. Könnten wir uns wohl irgendwo in
Ruhe unterhalten?«
»Hier geht das jetzt nicht!«, erwiderte Grace und
blickte auf ihre Armbanduhr. »Momentan versehe ich den Dienst an der Rezeption
ganz allein. Aber am Abend stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Ich bewohne in
dem Haus direkt hinterm Hotel ein Appartement. Wenn es Ihnen recht ist, dann
erwarte ich Sie um 19 Uhr. Ich habe eine eigene Klingel.«
»Gut, wir werden pünktlich sein.« Paul überlegte einen
Moment. »Ach, hätten Sie für kommende Nacht zufällig noch ein Doppelzimmer
frei?«
»Will mal sehen!« Sie schaute auf den
Zimmerbelegungsplan. »Ja, im zweiten Stock, das Zimmer 24 wäre noch frei.« Sie
nannte den Preis. Paul sah Jenny an, die zustimmend nickte. »Gut, das
nehmen wir. Wir haben nur gar nichts dabei, Waschzeug und so weiter.«
»Kein Problem, unser Haus hat für solche Fälle
vorgesorgt. Ich werde Ihnen gleich alles hinaufbringen.«
Jenny freute sich über Pauls Idee, hier zu übernachten. Sie
waren nach dem aufregenden Tag erschöpft und mussten die enge, verkehrsreiche
Strecke bis Inverness nun nicht mehr im Dunkeln zurücklegen. Vielleicht würden
sie auch morgen noch hier gebraucht und ersparten sich so eine erneute Anreise.
Aber das würde sich erst nach dem Gespräch mit Grace Baird herausstellen.
Das Hotelzimmer war geräumig und komfortabel. Auf einem
Tischchen stand der obligatorische, elektrische Heißwasserbereiter. Daneben
befanden sich Teetassen, sowie ein Porzellanschälchen mit Teebags und eine
Zuckerdose. Ein Bastkörbchen mit Keksen rundete diesen Zimmerservice ab. Sie
setzten sich in die bequemen Korbsessel auf dem großen Balkon und ließen sich
den schwarzen Tee munden. Von der grandiosen Aussicht auf die Höhenzüge der Cairngorm
Mountains waren sie begeistert und beobachteten die Fischer, die am Ufer des River
Spey ihre Angeln auswarfen.
Zur verabredeten Zeit suchten sie Grace Baird in ihrem
winzigen Appartement auf. Der Raum war geschmackvoll mit Rattan-Möbeln
ausgestattet und lud zu längerem Verweilen ein. Grace bat sie, Platz zu nehmen.
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Tee, Espresso
oder einfach Wasser?«
»Danke, Miss Baird«, sagte Paul O’Brien. »Wir bleiben
nur kurz, obwohl, zu einem Glas Wasser sagen wir nicht ›nein‹!« Er sah zu Jenny
hinüber, die zustimmend nickte.
Grace stellte eine mit kristallklarem Wasser gefüllte
Glaskaraffe sowie drei Gläser auf den runden Tisch. »Das ist das reinste und
beste Gebirgswasser, frisch von einer Quelle gleich oberhalb des Hotels.« Sie
schenkte ein und sah ihre Besucher an: »Sie wollen also erfahren, ob ich etwas
über Janes Kontakte weiß. Nun, da gibt es nicht viel zu berichten. Jane hatte
diesen Oliver Robinson übers Internet kennengelernt, sich mit ihm aber nur ein
einziges Mal getroffen, allerdings für ein ganzes Wochenende.«
Paul O’Brien zeigte sich überrascht. »Mr McNiven hatte
uns gerade erklärt, dass seine Frau keine Computerkenntnisse besäße. Das stimmt
also nicht?«
»Ja und nein!« Grace lächelte verlegen. »Jane wollte mal
wieder was erleben. Ihr Mann ist viel unterwegs und wenn er nach Hause kommt,
will er nichts als seine Ruhe. In diesem Kaff gibt es kaum Männer, mit denen es
sich anzubandeln lohnt. Darum empfahl ich Jane, es mal in einem Chatroom zu
versuchen. Bei dieser Gelegenheit erklärte ich ihr die einfachsten
Bedienschritte am PC und riet ihr zu einem Nicknamen. Ihr fiel dazu nichts ein.
Darauf schlug ich ihr vor, sich unter dem Namen ›Butterfly‹ einzuloggen
und zeigte ihr, wie man so etwas anstellt. Jane war eine gelehrige Schülerin
und kapierte alles sehr schnell.«
Sie machte eine kurze Pause und alle tranken mit
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