Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Genuss
von dem frischen Quellwasser. Dann fuhr sie fort:
»Jane hatte überraschenden Erfolg und chattete mit einem ›Mr Honest‹ . Sie war von diesem Typ sofort angetan. Der schien das
Gleiche zu suchen, nämlich jemanden zum Plaudern und Ausgehen, aber auch für
romantische, zärtliche Zweisamkeit. Er schickte ihr per E-Mail ein Foto von
sich. Wir beide fanden, dass dieser Mann toll aussah. Ich riet Jane daraufhin ...«
»Moment mal!«, unterbrach sie O’Brien. »Wo befindet sich
das Foto jetzt?«
»Jane übermittelte es mir ebenfalls per E-Mail. Ich
besitze allerdings keinen eigenen PC, kann aber für den Privatgebrauch den
Hotelcomputer benutzen. Doch ich will darauf nichts Persönliches abspeichern
und löschte die Bilddatei gleich wieder.«
»Dann müsste das Foto noch auf dem PC von Matthew
McNiven zu finden sein!«, meinte Jenny.
»Ganz bestimmt nicht! Jane hat nie etwas abgespeichert,
sonst hätte Matthew von ihrer heimlichen Korrespondenz erfahren. Er durfte
nicht wissen, dass sie mit dem PC umgehen konnte.«
»Würden Sie uns wohl bei der Erstellung eines
Phantombildes behilflich sein?«, erkundigte sich Paul mit gesteigertem
Interesse. »Es wäre immerhin möglich, dass Sie sich noch an das Gesicht Oliver
Robinsons von dem Foto erinnern.«
Grace schüttelte nachdenklich den Kopf. »Leider nein,
Inspector, so ein Foto sieht man sich kurz an und vergisst es gleich wieder.
Aber Jane hatte mir verraten, dass Oliver Inhaber einer Whisky-Destillerie
östlich von Inverness sei. Den Ortsnamen hatte sie sich allerdings nicht
gemerkt.«
»Wissen Sie, was für einen Wagen Oliver Robinson besaß«,
erkundigte sich O’Brien weiter.
»Tut mir leid. Darüber hatten wir gar nicht gesprochen
und ich bekam sein Auto auch nicht zu Gesicht.«
»Sollte Ihnen noch irgendetwas dazu einfallen, dann
rufen Sie mich bitte an.« Paul bedankte sich und übergab Grace seine
Visitenkarte. Danach verabschiedeten sie sich.
Im Hotelzimmer meinte Jenny: »Als du mit Mr McNiven den
Computer untersuchtest, sagtest du ›Da muss ein Experte ran‹ oder so
ähnlich. Hatte ich das richtig verstanden? Kann man denn tatsächlich gelöschte
Dateien wiederherstellen?«
»Ich bin zwar kein Fachmann auf diesem Gebiet«,
antwortete Paul. »Aber wenn Dateien gelöscht wurden, geschieht das tatsächlich
nur oberflächlich. Auf der Festplatte sind dann noch immer Fragmente vorhanden,
die es einem Spezialisten unter Umständen erlauben, die ursprünglichen Dateien
zu rekonstruieren. Warum fragst du?«
»Nun, ich dachte mir, ob es vielleicht möglich ist, dass
ein Spezialist auch das Konterfei unseres Oliver Robinsons wieder
hervorzaubert.«
»Jenny, du bist ein Engel! Darauf bin ich gar nicht
gekommen. Natürlich! Das ist die Lösung. Gleich morgen früh suchen wir McNiven
auf und konfiszieren die Festplatte. Vielleicht haben wir Glück und sehen doch
noch, wer sich hinter dem ominösen Oliver Robinson verbirgt.«
Schon bald gingen sie zu Bett. Nach den aufregenden
Erlebnissen des Tages waren sie hundemüde und hatten kein Verlangen mehr nach
Zärtlichkeiten, sondern wollten nur noch schlafen.
Nachts zogen von Westen her schwere Gewitter über die
Cairngorm Mountains hinweg. Stundenlang blitzte und donnerte es und prasselte
der Regen mit Getöse auf die Balkonmöbel herunter. Als jedoch bei einem
besonders kräftigen Donnerschlag die Fensterscheiben klirrten, rutschte Jenny
zu Paul ins Bett und kuschelte sich an ihn. Da vergaßen sie alle guten Vorsätze
und ließen ihren Gelüsten freien Lauf.
Nach einem reichhaltigen Frühstück bezahlte Paul die
Rechnung an der Rezeption, wo jetzt ein junger Mann Dienst tat. Zu seinem
Bedauern erfuhr Paul, dass Grace Baird heute ihren freien Tag hatte, denn sie
hätten sich gern von ihr verabschiedet.
»Es war ein Glücksfall, dass Grace nicht schon gestern
Urlaub hatte«, meinte Paul, als sie ins Auto stiegen.
Sie fuhren nochmals in die Aberdeen Road. Diesmal stand
nur noch ein Polizist vor der Tür, es gab auch keine neugierigen Gaffer
mehr. Umso überraschter waren sie, als ihnen Matthew McNiven aus der Haustür
entgegentrat. Paul O’Briens Gesicht verfinsterte sich und wütend bellte er ihn
an, als er das gebrochene Siegel an der Tür entdeckte:
»Sie haben sich unerlaubten Zutritt verschafft, Mr
McNiven. Das hat Konsequenzen, denn dadurch haben Sie sich strafbar gemacht.«
»Nein,
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