Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Inspector, die beiden Kriminaltechniker sind
drinnen noch zugange und haben mich gerade wieder hinausgescheucht.«
Paul O’Brien schämte sich jetzt wegen seiner voreiligen
Kritik und führte das auf die Nervosität zurück, unter der er in letzter Zeit
litt. Er hatte gehofft, dass Jenny davon nichts bemerkte. Aber nun war sie
Zeugin seines ungebührlichen Verhaltens geworden.
»Tut mir leid, Mr McNiven. Ich konnte nicht wissen, dass
die beiden Leute schon so früh bei der Arbeit sind. Und wenn die nichts dagegen
haben, möchte ich nochmals Ihren Computer untersuchen.« Er sagte das mit so
lauter Stimme, dass es auch die beiden Spurenexperten hören konnten.
»Gleich sind wir fertig, Inspector!«, rief einer der
beiden. »Sie haben jetzt wieder uneingeschränkten Zutritt, das gilt auch für Mr
McNiven.«
Als sie das kleine Arbeitszimmer betraten, schob O’Brien
Matthew McNiven zur Seite, stellte den PC-Turm auf den Schreibtisch und löste
sämtliche Kabelverbindungen. Die Schrauben der Metallverkleidungen saßen locker
und ließen sich mit den Fingern herausdrehen. Plötzlich staunte er:
»Wo haben Sie denn die Festplatte gelassen, Mr McNiven?
Gestern Abend muss sie noch da gewesen sein, denn sonst hätten Sie ja nicht
daran arbeiten können. Also, wo ist sie?«
Matthew McNiven lief rot an: »Ich habe sie ausgebaut,
zertrümmert und unten in den Fluss geworfen.«
»Sind Sie total verrückt geworden, Mann? Sie hätten doch
wissen müssen, dass Sie damit wichtiges Beweismaterial vernichteten! Indizien,
mit deren Hilfe es uns vielleicht gelungen wäre, den Mörder Ihrer Frau zu
fassen. Was wollten Sie verschleiern? Haben Sie etwas mit dem Mord an Ihrer
Frau zu tun?«
Matthew McNiven sah O’Brien mit schuldbewusster Miene
an. Er war dem Heulen nahe. »Ich bin etwas homophil und hatte oft Chats mit
Gleichgesinnten. Da geht es gleich zur Sache, verstehen Sie? Obwohl ich alles
anschließend löschte, befürchtete ich doch, dass gewisse Aufzeichnungen von
Ihren Spürhunden rekonstruiert werden könnten. Sie erwähnten gestern so etwas,
da bekam ich einen gewaltigen Schrecken. Verstehen Sie das bitte! Außerdem
hatte mir niemand verboten, mit meinem Computer zu machen was ich will.«
Trotz des Ernstes der Situation musste Paul O’Brien
zunächst schmunzeln, doch dann meinte er unwirsch: »Ich kann Sie zwar gut
verstehen, Mr McNiven. Aber trotzdem durfte in dieser Wohnung während der
Spurensicherung nichts verändert werden. Es ist durchaus möglich, dass wegen
Ihrer Unbedachtsamkeit das einzige Beweisstück zur Identifizierung eines Serienkillers
verloren ging. Das könnte für Sie noch Konsequenzen haben! Jedenfalls müssen
Sie uns auch weiterhin zur Verfügung stehen und dürfen Kingussie vorläufig
nicht verlassen.«
Zusammen mit den beiden Kriminaltechnikern verließen Paul
und Jenny die Wohnung. Zuvor hatte Jenny versprechen müssen, Einzelheiten zu
diesem neuen Mordfall erst nach Rücksprache mit der Polizei-Pressestelle zu
veröffentlichen. Dann fuhren sie zurück nach Inverness, wo sich Jenny vorm
Verlagsgebäude mit einem innigen Kuss von Paul verabschiedete.
Kapitel 24
Harry Coleman hatte es schon bereut, sich als Erpresser
betätigt zu haben. ›Hoffentlich beging ich damit keinen Fehler‹ – plagte
ihn der Gedanke daran. Inzwischen hatten die Medien ausführlich über die
Ermordung Gordon Baynes und Jane McNivens berichtet. Plötzlich überkam Harry
ein seltsames Angstgefühl: ›Gab es eine Beziehung zwischen diesen Mordfällen
und dem Unglück vor meinem Haus? Wussten die beiden letzten Opfer dieses
Wahnsinnigen womöglich, wer jenen Unfall verursachte? Es war doch nicht
auszuschließen, dass Bayne als hoher Beamter des CID Kenntnisse besaß, die er
nun mit seinem Leben bezahlen musste. Und die Frau aus Kingussie hatte
vielleicht auch etwas gesehen, das ihr zum Verhängnis wurde. Womöglich bin
jetzt ich an der Reihe‹ .
Rat suchend rief er seinen Schwager Peter McDavid an.
Dieser wunderte sich über Harrys Aufregung und versuchte ihn zu beruhigen:
»Du hattest absolut richtig gehandelt, indem du den Chat
mit Forster abbrachst. In dessen Augen bist du nur ein kleiner Spinner, der
sich als Erpresser versuchte und dabei ein Eigentor schoss. Wenn Forster den
Wagen nicht fuhr, weil er ihm gestohlen wurde, ist er natürlich unschuldig.
Aber das konntest du ja nicht wissen, als du den Zeitungsaufruf lasest. Mach dir
also keine
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