Ein mörderisches Komplott (German Edition)
Freie. Von Panik
ergriffen rannte er um das Haus herum zur Montagehalle, sprang in seinen Rover
und legte den Rückwärtsgang ein. Da fiel ihm ein, dass der Kopf des Toten noch
zwischen Kühlergrill und Motorhaube steckte. Er stieg wieder aus, zog Harry
hervor und ließ den Leichnam zu Boden fallen. Dann fuhr er mit gedrosseltem
Motor in Richtung Inverness davon. Er hoffte, von niemandem bemerkt worden zu
sein. Als er kurz in den Rückspiegel sah, glaubte er die Konturen einer Frau
erkannt zu haben. Aber selbst wenn die sich sein Kennzeichen notiert haben
sollte, brauchte er sich keine Sorgen zu machen. In weiser Voraussicht hatte er
sich auf einem Schrottplatz zwei alte Nummernschilder besorgt und über die
vorhandenen montiert.
Zufrieden darüber, einen weiteren, möglichen Mitwisser
so problemlos beseitigt zu haben, fuhr Forster nach Hause. Unterwegs nahm er
die falschen Schilder wieder ab und warf sie in ein Gebüsch. Schadenfreude
überkam ihn, wenn er daran dachte, wie erfolglos die Polizei auch dieses Mal
wieder nach dem Kopfschussmörder suchen würde.
Noch in der gleichen Nacht machte er sich daran, Colemans
Dateien durchzusehen. Er wusste sofort, wo er mit der Suche zu beginnen hatte.
Als Staatsanwalt erlebte er oft genug, wie raffiniert manche Betrüger ihre
Privatkorrespondenz zwischen Rechnungsdateien versteckten. Tatsächlich wurde er
fündig, als er die E-Mails zwischen Harry Coleman und einem Peter McDavid
durchsah. Hatte Coleman nicht davon gesprochen, von einem Peter zu der
Erpressung angestiftet worden zu sein? Coleman hatte ihn tatsächlich anhand der
Versicherungskarte als den Eigentümer des Rovers ermittelt. Allerdings hatte er
McDavid gegenüber nie einen Namen, sondern stets nur den Anfangsbuchstaben ›F‹ erwähnt. Ebenso hatte McDavid in seinen Antworten nur dieses Synonym benutzt.
Bestimmt hatten beide auch miteinander telefoniert, wobei mit Sicherheit der
Name Forster gefallen sein dürfte.
Henry Forster wusste nun, dass es noch einen weiteren
Mitwisser gab. Wer ›A‹ sagt, muss auch ›B‹ sagen , dachte er bei sich. Es
dürfte nicht schwierig sein, die Adresse dieses Peter McDavid herauszufinden.
Kapitel 25
Das schreckliche Ende Gordon Baynes stiftete bei der
Belegschaft des CID große Unruhe. Der Leiter des Morddezernats war zwar nicht
sonderlich beliebt gewesen, trotzdem hatte man ihm als klugem und erfahrenem
Kriminalbeamten großen Respekt bezeugt.
Ein Nachruf für die Tageszeitungen war bereits
vorbereitet, als auf den Titelseiten über die Morde an Jane McNiven und Harry
Coleman berichtet wurde. Um eine Würdigung der Verdienste Gordon Baynes nicht
zwischen den Zeitungsmeldungen zu den neuesten Mordfällen verschwinden zu
lassen, verschob man den Nachruf auf später.
Schließlich war es soweit und in der schottischen Presse
erschien unter dem Porträtfoto DSupt Gordon Baynes eine ausführliche Würdigung
seiner Verdienste um den Schutz der Bevölkerung vor der zunehmenden
Kriminalität. Bereits am darauffolgenden Tag liefen beim CID die
Telefonleitungen heiß. DCI Paul O’Brien hatte auf die Reaktion der Leser
gehofft und die Telefonzentrale angewiesen, alle etwaigen Anrufe direkt zu ihm
durchzustellen.
Zunächst meldete sich Grace Baird aus Kingussie: »Sie
waren doch kürzlich mit einer Dame von der Zeitung bei mir«, erklärte sie
aufgeregt »Ich war die Freundin von Jane McNiven. Sie werden es nicht glauben,
aber bei dem in den Zeitungen abgebildeten Gordon Bayne handelt es sich um den
Mann, der sich als Oliver Robinson ausgab. Sein Gesicht kam mir sofort
bekannt vor und ich erinnerte mich wieder an das Foto, das er Jane schickte.«
Dann rief ein Sergeant Crook an, der in dem Foto den
Superintendent Dylan Jameson wiedererkannte, der den schweren Autounfall
in Aviemore verursachte: »Ich hatte zusammen mit meinem Kollegen Constable
Wakefield die Unfallaufnahme gemacht. Zu unserer großen Überraschung wurden wir
kurz darauf befördert und in den Distrikt Glasgow versetzt. Wegen des Unfalls
wurden wir zu absolutem Stillschweigen verpflichtet, sowohl gegenüber alten und
neuen Kollegen, als auch Familienangehörigen. Alles sei top secret. Andernfalls
drohe uns die Suspendierung vom Dienst.«
Wenig später meldete sich eine Evelyne Forster aus
Aviemore: »Ich bin die Nachbarin des ermordeten Harry Coleman. Seine beiden
Zwillingstöchter sind nun Vollwaisen. Sie bleiben bei mir so lange, bis sie von
ihrer Tante Lucy abgeholt
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