Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
das Auto herum zur Beifahrertür ging, ein Bild der Gelassenheit.
    Er zuckte die Achseln.
    »Keine Vorträge, keine Küchenpsychologie, keine Metaphern? Das war’s?«
    »Keine Sorge, nichts spricht eine deutlichere Sprache als ein Leben voller Bedauern und Selbsthass.« Er stieg ein und stellte das Radio an.
    Es kam »Someone Like You« von Adele. Er stellte es lauter.
    Ich drehte es leise. Er stellte es wieder laut. Ich hörte eine Weile zu, wie sich die Liebe der Sängerin von ihr getrennt und jemand anderes gefunden hatte, aber schließlich hielt ich es nicht mehr aus und schaltete um auf die Nachrichten.
    Mein Leben sah mich stirnrunzelnd an. »Magst du keine Musik?«
    »Ich liebe Musik, ich höre nur keine mehr.«
    »Seit wann?«
    Ich tat so, als würde ich nachrechnen. »Seit ungefähr zwei Jahren.«
    »Seit zwei Jahren, elf Monaten und zwanzig Tagen vielleicht?«
    »Das ist ein bisschen zu genau, ich weiß nicht.«
    »Doch, das weißt du.«
    »Na schön. Stimmt.«
    »Du kannst also keine Musik mehr hören.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass ich es nicht kann.«
    Er wechselte wieder zu Adele.
    Hastig stellte ich sie aus.
    »Ha!« Er zeigte mit dem Finger auf mich. »Du
kannst
es nicht!«
    »Na gut! Musik macht mich traurig. Warum freut dich das so?«
    »Ich freue mich nicht darüber, dass du keine Musik hören kannst«, erwiderte er. »Ich freue mich nur, dass ich recht habe.«
    Jetzt waren wir beide sauer und sahen weg. Ich hatte das Gefühl, dass heute einer von den Tagen war, an denen ich mein Leben nicht liebte.
     
     
    In der Schlange an der Sicherheitskontrolle bei
Mantic
verlor ich ihn aus den Augen, und nachdem ich ihn überall gesucht hatte, gab ich schließlich auf und ging allein ins Büro hinauf. Aber er war schon vor mir angekommen, thronte auf dem schwarzen Ledersessel, und Mary-Maus stellte ihm in rasendem Tempo Fragen, die sie von einem Blatt ablas. Quetschi hielt Grahams Uhr in der Hand und stoppte die Zeit, Zwinker-Quentin stand daneben, strahlte übers ganze Gesicht und trank aus seinem Becher, auf dem
Bester Dad der Welt
stand. Ich stellte mich neben ihn und beobachtete mein Leben.
    »In welchem Jahr hat Lucy sich so zugesoffen, dass sie in ein Tattoo-Studio gegangen ist und sich ein Herz tätowieren ließ?«
    »2000«, antwortete mein Leben wie aus der Pistole geschossen.
    Ich riss die Augen auf.
Ich
war sein Spezialgebiet!
    »Und wo befindet sich besagtes Tattoo?«
    »Auf ihrem Hintern.«
    »Genauer?«
    Mein Leben wedelte mit der Hand in der Luft herum und versuchte nachzudenken. »Ich hab es heute Morgen erst gesehen. Äh … äh … äh … auf der linken Arschbacke.«
    »Korrekt.«
    Graham sah mich gierig an, und alle jubelten.
    »Im zarten Alter von fünf Jahren bekam Lucy ihre erste Bühnenrolle im
Zauberer von Oz
. Wen hat sie gespielt?«
    »Ein Munchkin.«
    »Womit ist sie bei der Premiere aufgefallen?«
    »Sie hat vor Aufregung in die Hose gepinkelt und musste von der Bühne getragen werden.«
    »Korrekt!«, lachte Mary.
    »Ach, Lucy, da bist du ja«, rief Quentin. Endlich bemerkte mich jemand. »Ich hab heute Morgen den Leuten in der Cafeteria wegen deinem Drei-Bohnen-Salat die Meinung gesagt.«
    Ich brauchte einen Moment, um mir den Vorfall wieder ins Gedächtnis zu rufen.
    »Ich hab gesagt, dass eine Kollegin von mir den Salat gekauft hat und dass wir auch bei genauerer Überprüfung nur zwei Bohnensorten in dem Drei-Bohnen-Salat ausfindig machen konnten. Natürlich hat die Frau gleich gefragt, ob meine Kollegin die eine Sorte Bohnen vielleicht schon weggegessen hatte, aber da war ich so empört, dass ich verlangt habe, ihren Vorgesetzten zu sprechen. Jedenfalls, um die Sache kurz zu machen – es hat nämlich sehr lange gedauert, und ich musste immer wieder unterstreichen, dass man sich auf dein Wort hundertprozentig verlassen kann …«
    Die anderen jubelten schon wieder, weil mein Leben die nächste richtige Antwort gegeben hatte, aber ich war total gerührt, dass Quentin trotz der Spanisch-Geschichte immer noch an meine Ehrlichkeit glaubte, und konzentrierte mich lieber auf ihn.
    »… und sie haben in meiner Anwesenheit die anderen Behälter überprüft, und du hattest recht, der ganze Vorrat an Drei-Bohnen-Salat bestand tatsächlich nur aus zwei Bohnensorten. Es fehlten die Cannellini-Bohnen, die ich, wenn ich ehrlich bin, auch nicht kenne.« Er war offensichtlich hin und weg von seiner Entdeckung. »Da hab ich zu dem Geschäftsführer gesagt: ›Wie gedenken Sie meine

Weitere Kostenlose Bücher