Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
Endlich machte sie auf. Sie sah fix und fertig aus.
    »Hi, Lucy.«
    »Alles klar?«
    Sie nickte, aber dann füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    »Ist es wegen deiner Mutter?«
    »Nein.« Eine Träne rollte über ihre Wange, und sie machte sich nicht die Mühe, sie abzuwischen. »Ihr geht es tatsächlich besser. Aber Conor macht mir Sorgen, es geht ihm gar nicht gut.«
    »Oh.«
    »Und ich hab nicht viel geschlafen. Aber egal.« Sie wischte sich energisch übers Gesicht. »Was kann ich für dich tun?«
    »Ach, weißt du was, du hast genug um die Ohren. Ist schon okay.« Ich ruderte schnell zurück.
    »Nein, bitte, ich kann ein bisschen Abwechslung brauchen. Worum geht’s?«
    »Ich muss für ein paar Tage weg und wollte fragen, ob du dich vielleicht um meinen Kater kümmern könntest? Ich meine nicht, dass er bei dir wohnen soll oder so, aber es wäre toll, wenn du hin und wieder nach ihm schaust und ihn vielleicht mitnimmst in den Park, wenn du hingehst, und ihn fütterst?«
    Sie sah mich an. Auf einmal wirkte sie verärgert.
    »Was ist? Was hab ich denn gesagt?«
    »Du hast doch gar keine Katze«, stieß sie hervor, und ihre Augen wurden dunkel.
    »Oh, ich hab ganz vergessen, dass du das nicht weißt.« Ich senkte die Stimme. »Ich hab den Kater schon seit Jahren, aber wenn jemand es erfährt, dann schmeißt man mich raus, und das ist es dann doch nicht wert«, scherzte ich, wurde dann aber wieder ernst. »Es stört dich nicht, oder?«
    »Ich hab hier nie einen Kater gesehen.«
    »Direkt hinter mir.«
    »Nein, da ist kein Kater. Lucy, was immer du vorhast, das ist nicht witzig.«
    »Ich tu doch gar nichts. Wie meinst du das?«
    »Hast du mit Nigel gesprochen?«
    »Nigel? Wer ist denn Nigel? Hätte ich mit ihm sprechen sollen?«
    »Mein Mann«, antwortete sie ärgerlich.
    »Nein. Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst. Was …?« Aber ich hatte keine Gelegenheit mehr, den Satz zu vollenden, denn Claire knallte mir die Tür vor der Nase zu. »Was zum …?« Als ich mich umwandte, um MrPan zu fragen, was in aller Welt er Claire denn angetan hatte, kapierte ich endlich. MrPan war nicht da, er war den Korridor hinuntergelaufen, so dass Claire wahrscheinlich gedacht hatte, ich wollte sie bitten, auf eine unsichtbare Katze aufzupassen. Ich kam mir gemein vor, obwohl ich nichts dergleichen vorgehabt hatte, rannte ihm nach und fand MrPan zu Füßen eines mürrischen Nachbarn, der nie ein Wort mit mir wechselte.
    »Ach du meine Güte«, sagte ich erschrocken. »Ist das eine streunende Katze? Wie ist die denn reingekommen? Oder ist es vielleicht ein Er? Wer weiß? Ich bring das Tier am besten gleich weg.« Dann nahm ich MrPan auf den Arm und eilte zurück in meine Wohnung, wobei ich immer wieder brummte: »Du dreckiger kleiner Streuner.« So laut, dass jeder es hören konnte.

Kapitel 21

    Als ich abends am Esstisch meiner Eltern saß, war ich entsetzlich unruhig und konnte meine Nervosität kaum in Schach halten. Noch hatte ich nicht den Mut gehabt, den anderen mitzuteilen, dass ich mal wieder ohne Leben war, nicht weil ich es wie früher unter den Teppich gekehrt hatte, sondern weil meine Entscheidungen ihm nicht gepasst hatten und er mich verlassen hatte. Den ganzen Nachmittag hatte ich versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen, unter dem Vorwand, mich entschuldigen zu wollen, in Wirklichkeit aber, um herauszufinden, ob wir das Essen bei meiner Familie nicht doch noch absagen konnten. Er war nicht drangegangen, und nach sechs vergeblichen Versuchen merkte ich, dass er das Handy ausgestellt hatte. Weil ich nicht die richtigen Worte fand, hinterließ ich auch keine Nachricht. Es tat mir bei weitem nicht leid genug, als dass ich ihn hätte um Verzeihung bitten wollen, außerdem hätte er sofort durchschaut, dass ich es nicht ehrlich meinte. Mir war sehr unbehaglich zumute – das eigene Leben zu ignorieren, war eine Sache, aber wenn man vom eigenen Leben ignoriert und dann auch noch im Stich gelassen wurde, war das ein ganz anderes Kaliber. Wenn mein Leben mich aufgab, hatte ich dann überhaupt noch eine Chance?
    Der Abend war zu kühl, um draußen zu essen, deshalb hatte Edith im Speisezimmer gedeckt, dem feierlichsten Raum meiner Eltern, der eigentlich nur für besondere Anlässe benutzt wurde. Zuerst dachte ich, sie wollte sich dafür rächen, dass ich ihren Kuchen geklaut und ihn Mum als mein eigenes Werk geschenkt hatte, wie neulich bei den Blumen, aber ich beobachtete sie und merkte, dass sie sich ehrlich auf den

Weitere Kostenlose Bücher