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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Teppichmann?«
    »Nein, dein Leben«, lachte sie.
    »Was ist mit dem Teppich passiert, Sheila?«, fragte meine Großmutter.
    »Kaffeeflecken auf dem Perser im Salon. Lange Geschichte, aber er muss unbedingt morgen wieder sauber sein, denn da kommt Florrie Flanagan zu Besuch.« Mum wandte sich an mich. »Erinnerst du dich an Florrie?« Ich schüttelte den Kopf. »Doch, bestimmt, ihre Tochter Elizabeth hat grade einen kleinen Sohn bekommen. Sie haben ihn Oscar getauft. Ist das nicht schön?«
    Ich überlegte, warum sie Riley nie fragte, ob die Geburt eines Babys schön war. In diesem Moment hörten wir Schritte an der Tür. Ich beobachtete, wie Mum tief Luft holte und vorsorglich ein Lächeln aufsetzte, und versuchte mir schnell etwas einfallen zu lassen, was ich tun könnte, wenn gleich entweder Don oder mein Leben auftauchte. Aber ich hätte mir gar keine Sorgen machen müssen, denn es war Philip, der den Kopf zur Tür hereinstreckte. Mum atmete hörbar aus.
    »Ach, du bist es nur.«
    »Oh, danke für die nette Begrüßung«, sagte Philip und kam, gefolgt von seiner siebenjährigen Tochter Jemima, ins Zimmer. Jemima wirkte so gelassen wie immer und schaute sich ruhig im Zimmer um. Erst als sie mich und Riley entdeckte, wurden ihre Augen ein bisschen größer und leuchteten auf.
    »Jemima«, rief Mum und eilte auf sie zu, um sie in den Arm zu nehmen. »Was für eine wundervolle Überraschung!«
    »Mum konnte heute nicht mitkommen, deshalb hat Daddy gesagt, ich darf ihn begleiten«, antwortete Jemima mit ihrer sanften Stimme.
    Riley wölbte die Hände über der Brust und gab sich Mühe, nicht zu lachen. Philips Frau Majella hatte sich in den letzten zehn Jahren so vielen Schönheitsoperationen unterzogen, dass es an ihr kein Stück Haut mehr gab, das sich freiwillig bewegte. Philip war Schönheitschirurg, und obwohl er behauptete, dass es sich ausschließlich um Wiederherstellungschirurgie handelte, überlegten Riley und ich gelegentlich, ob das für seine Frau nicht zu einer Art Kosmetikbehandlung nebenbei geworden war. Jedenfalls hatte ich immer das Gefühl, dass Jemima als Reaktion auf die Operationen ihrer Mutter – sozusagen nach ihrem Vorbild – immer weniger Mimik zeigte. Genau wie bei ihrer botoxbehandelten Mutter war ihre Mimik kaum wahrnehmbar, sie grinste niemals breit und legte auch nie die Stirn in Falten. Auf dem Weg um den Tisch klatschte Jemima Riley ab. Meine Großmutter gab missbilligende Laute von sich.
    »Hallo, Jemima Patschel-Watschel«, sagte ich, als die Kleine bei mir ankam, und schloss sie fest in die Arme.
    »Darf ich neben dir sitzen?«, fragte sie.
    Ich warf meiner Mutter einen kurzen Blick zu, die verwirrt aussah und anfing, Tischkärtchen auszuwechseln und laut darüber nachzudenken. Schließlich sagte sie ja, Jemima setzte sich zu mir, und Mum ging wieder dazu über, Messer und Gabeln zurechtzurücken, obwohl sie längst perfekt positioniert waren. Sie machte einen fahrigen Eindruck. Dabei wurden Silchesters doch nie fahrig.
    »Hat die Teppichreinigung dir gesagt, wen sie vorbeischicken?«
    »Ich hab mit einem Mann namens Roger gesprochen. Er meinte, er arbeitet abends nicht, aber sein Sohn würde vorbeikommen.«
    Mein Herz hüpfte, dann wurde es schwer, dann hüpfte es wieder, rauf und runter wie eine Boje auf hoher See. Seltsamerweise freute ich mich darauf, Don zu sehen – aber nicht hier!
    Mum schob immer noch das Besteck über den Tisch.
    »Wie laufen die Hochzeitsvorbereitungen, Mum?«, erkundigte sich Philip.
    Als Mum aufblickte, sah sie einen Moment gequält aus, aber der Ausdruck verschwand so schnell wieder, dass ich mich fragte, ob ich ihn mir nur eingebildet hatte.
    »Alles läuft prima, danke, Philip. Ich habe schon die Anzüge für dich und Riley bestellt. Sehr elegant. Und Lucy, Edith hat mir deine Maße für das Kleid gegeben, danke. Ich hab einen wunderschönen Stoff ausgesucht, aber ich wollte ihn nicht bestellen, bevor du ihn dir angeschaut hast.«
    Da ich niemandem meine Maße mitgeteilt hatte, musste es wohl mein Leben getan haben, was mich ärgerte – jetzt verstand ich immerhin, warum ich einmal mit dem Maßband um den Brustkorb aufgewacht war –, aber ich war froh, dass Mum mir wenigstens ein Vetorecht einräumte. »Danke.«
    »Aber die Schneiderin meinte, wenn ich nicht bis spätestens Montag bestelle, wird das Kleid womöglich nicht mehr rechtzeitig fertig, deshalb musste ich dann doch schon zusagen.« Sie sah mich besorgt an. »Ist das in Ordnung? Ich

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