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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Nirgendwo. Was zum Teufel denkst du dir dabei?«
    »Du hast mich erschreckt«, erwiderte er mit verletztem Stolz. »Und außerdem sind wir nicht im Nirgendwo, sondern mitten in Wexford.« Er drehte sich zu mir um. »Überraschung! Ich helfe dir, deinem Traum zu folgen.«
    »Aber wir sitzen in einem Graben fest.«
    »Ja, ironisch, was?« Er fuchtelte mit seinem Handy herum.
    Ich kämpfte immer noch mit dem Sicherheitsgurt, um mich aus meiner unbequemen Position zu befreien, aber er klemmte. »Willst du es nicht mal mit dem Rückwärtsgang probieren?«, fragte ich frustriert. Endlich klickte der Gurt, und ich rauschte unvorbereitet mit dem Gesicht in die Kopfstütze vor mir und rammte mir die Nase. Ich spähte aus dem Fenster. Der einzige Hinweis auf unseren Standort war ein Haus in der Ferne, von dem ich aus meiner Perspektive ein paar diagonale beleuchtete Fenster sehen konnte.
    »Der Rückwärtsgang wird uns hier auch nicht rausbringen. Jedenfalls nicht mit diesem Auto. Ich glaube, das Problem ist, dass ich zu früh von der Autobahn abgefahren bin. Schauen wir mal …«, murmelte er vor sich hin und fummelte wieder an seinem iPhone-Navi herum.
    Ich versuchte die Tür aufzumachen. Sie ließ sich einen Spaltbreit öffnen, aber dann stieß sie gegen etwas auf der anderen Seite. Es war so dunkel, dass ich nicht aus dem Fenster sehen konnte, also kurbelte ich es nach unten und steckte den Kopf hinaus. Das Hindernis war ein Baum, der wahrscheinlich irgendwann bei einem Sturm umgestürzt war und mir jetzt als ein Haufen verschlungener Zweige und toter Blätter den Weg blockierte. Ich fasste mit der Hand ans Dach, zog meinen Oberkörper durchs Fenster und versuchte dann eine Möglichkeit zu finden, wie ich auch den Rest meines Körpers ins Freie manövrieren konnte. Zuerst probierte ich, mich zu drehen und gleichzeitig das angewinkelte Bein aus dem Fenster zu schieben, aber das war kompliziert. Um nachzuhelfen, nahm ich die Hand vom Dach, aber das war keine gute Idee: Ich verlor den Halt und plumpste rückwärts aus dem Auto, direkt auf den Baumstamm, was schlimmer weh tat als alles, was ich in letzter Zeit an Schmerzen erlebt hatte. Bekanntlich weinten Silchesters nicht, aber sie waren durchaus in der Lage, zu schimpfen und zu fluchen wie die sprichwörtlichen Bierkutscher. Ich hörte eine Tür zuschlagen, und kurz darauf sah ich mein Leben vom Rand des Grabens auf mich herunterblicken. Er streckte mir die Hand entgegen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Nein«, grummelte ich. »Wie bist du aus dem Auto gekommen?«
    »Durch die andere Tür.«
    Oh. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich griff nach seiner Hand, und mein Leben zog mich aus dem Graben.
    »Ist was gebrochen?«, fragte er, drehte mich um und überprüfte meinen Rücken. »Abgesehen von dem armen Baum natürlich.«
    Ich ruckelte ein bisschen herum und testete meine Gelenke. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Wenn du so rumwackeln kannst, ist bestimmt nichts kaputt, glaub mir. Jedenfalls nicht körperlich.« Die Hand in die Hüfte gestemmt, betrachtete er das Auto. »Wir sind nicht weit von dem Bed & Breakfast, das ich gebucht habe, wir könnten hinlaufen.«
    »Laufen? In diesen Schuhen? Und wir können das Auto doch nicht einfach hier im Graben liegen lassen.«
    »Ich rufe auf dem Weg zum Haus den Abschleppdienst an.«
    »Ach was, das kriegen wir doch alleine hin. Du und ich. Los, komm.« Ich ließ nicht locker, bis er sich in Bewegung setzte, und kurz darauf saß ich am Steuer, während er Sebastian rauszuschieben versuchte. Als das nicht klappte, setzte er sich ans Steuer, und ich schob. Als auch das nichts brachte, holten wir schließlich doch unser Gepäck aus dem Kofferraum und trotteten nach den Anweisungen des iPhones die Straße hinunter. Wenn ich Straße sage, wende ich den Begriff ziemlich großzügig an – es war eher ein Trampelpfad für die Bauernhoftiere und Traktoren, völlig ungeeignet für Frauen in Wickelkleidern und Keilabsatzschuhen mit schmerzendem Rücken und Zweigen im Haar. Fünfundvierzig Minuten wanderten wir, bis wir das B&B endlich fanden, das, wie wir feststellten, direkt hinter einem nagelneuen Radisson Hotel lag. Mein Leben sah mich entschuldigend an. Das B&B war ein Bungalow mit altmodischen Teppichen und Tapeten und roch nach Raumspray, aber es war sauber. Da ich zum Lunch kein Mikrowellengericht zu mir genommen und bei meinen Eltern nur ein paar Löffel Zucchini-Erbsensuppe geschlürft hatte, die ich wegen der Beleidigungen meines Vaters

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