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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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sich ins Gespräch einbrachte, erkannte ich, dass sie herauszufinden versuchte, ob es angemessen war, Don den Teppich reinigen zu lassen, oder ob sie ihn lieber gehen lassen sollte. Dann redeten mein Leben und meine Mum über die Blumen für das Fest, und Don sah mich an. Das wusste ich nicht etwa, weil ich seinen Blick erwiderte, nein, ich bekam es nur aus dem Augenwinkel mit, und die ganze Zeit wurde die Unterhaltung in meinem Kopf von den Worten meines Vaters übertönt.
    Schließlich trat mein Leben zu mir. »Du hast eine echt große Lüge erzählt.«
    »Ich kann jetzt wirklich nicht mehr«, wehrte ich ab. »Und die Situation kann sowieso nicht mehr schlimmer werden, egal, was du sagst.«
    »Ich will sie auch gar nicht schlimmer machen. Sondern besser.« Mein Leben räusperte sich, und Mum, die spürte, dass etwas Wichtiges vor sich ging, unterbrach ihr Gespräch mit Don und Edith.
    »Lucy hat das Gefühl, dass sie für ihre Eltern nie gut genug ist, egal, was sie tut.«
    Ein unbehagliches Schweigen trat ein, ich spürte, wie ich rot wurde, aber ich wusste, dass ich es verdient hatte. Eine große Lüge verdiente eine große Wahrheit. »Ich muss gehen.«
    »Ach, Lucy.« Mum schaute mich traurig an, aber dann rastete irgendetwas in ihr ein, der Silchester-Hebel wurde umgelegt, und sie lächelte mich strahlend an. »Ich bringe euch zur Tür.«
     
     
    »Das hast du wirklich nicht verdient, Lucy«, sagte mein Leben, als wir durch die Hügel von Wicklow zur Autobahn zurückfuhren. Ich saß am Steuer, er auf dem Beifahrersitz.
    Es war der erste Satz seit fünfzehn Minuten, genaugenommen der erste überhaupt, seit wir ins Auto gestiegen waren. Mein Leben hatte nicht mal versucht, das Radio anzumachen, wofür ich ihm sehr dankbar war, denn der Lärm in meinem Kopf war schlimm genug. Hauptsächlich war es die Stimme meines Vaters, immer die gleichen Worte, und inzwischen machte ich mir keine Hoffnungen mehr, dass wir uns jemals versöhnen würden. Alles, was mein Vater heute über mich gesagt hatte, war ihm leicht und ohne jede gefühlsmäßige Beteiligung über die Lippen gekommen. Sicher, er war wütend gewesen, aber dahinter hatte ich keinen Schmerz gefühlt, keine Verletzung, die ihn dazu brachte, Dinge zu sagen, die er so nicht meinte. Nein, er hatte jedes Wort seiner Tirade ernst gemeint, und ich hätte gewettet, dass er bis zu seinem Tod dabeibleiben würde. Es gab kein Zurück. Eigentlich war es mir nicht recht gewesen, dass mein Leben mitfuhr, aber er hatte darauf bestanden, und mein Wunsch, so schnell wie möglich vom Haus meiner Eltern wegzukommen, war so überwältigend gewesen, dass ich wahrscheinlich auch einen bengalischen Tiger auf dem Rücksitz mitgenommen hätte.
    »Ich hab bekommen, was ich verdiene. Ich hab gelogen.«
    »Ja, das hast du schon verdient. Aber was dein Vater gesagt hat, das hast du nicht verdient.«
    Ich antwortete nicht.
    »Und jetzt?«
    »Ich bin wirklich nicht in der Stimmung für eine tiefschürfende psychologische Diskussion.«
    »Wie wäre es dann mit einer geographischen? Du hast die Auffahrt zur Autobahn verpasst.«
    »Oh.«
    »Dann fahren wir jetzt vermutlich nach Wexford?«
    »Nein, wir fahren nach Hause.«
    »Was ist mit deinem Plan, die Liebe deines Lebens zu besuchen?«
    »Die Realität ist mir dazwischengekommen.«
    »Und das heißt …?«
    »Er hat die Vergangenheit hinter sich gelassen, und das muss ich auch.«
    »Rufst du dann Don an?«
    »Nein.«
    »Oh, dann bist du jetzt für keinen mehr gut genug.«
    Ich schwieg, aber in meinem Kopf schrie ich
Ja
.
    »Was dein Vater gesagt hat, ist nicht wahr, weißt du.«
    Ich sagte nichts.
    »Okay, ich hab heute Vormittag die Beherrschung verloren und vielleicht ein paar unfaire Dinge gesagt.«
    Ich sah ihn an.
    »Okay, ich habe
bestimmt
ein paar unfaire Dinge gesagt, aber ich hab sie so gemeint.«
    »Was für eine Entschuldigung ist das denn?«
    »Gar keine. Ich sage nur, du hättest deinen Job nicht hinschmeißen sollen, bevor du dir einen anderen gesucht hast, aber das ist alles. Was dein Vater sonst noch von sich gegeben hat, ist alles Quatsch.«
    »Ich kann die Miete nicht mehr bezahlen. Ich weiß nicht mal, ob ich genug Geld habe, um in dieser Schrottmühle nach Wexford zu kommen. Ich hab nicht genug Geld, um Don zu bezahlen, was ich definitiv will. Ich hätte den Job behalten sollen, und sei es nur für ein bisschen finanzielle Stabilität. Ich hätte mich nach einer anderen Arbeit umschauen sollen, während ich den Job noch

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