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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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kann, dass du es deiner Mummy vielleicht lieber nicht erzählen magst.« Sie lächelte schüchtern und räusperte sich. Was für ein peinlicher, schrecklicher Moment. Vermutlich wartete Mum darauf, dass ich ihr widersprach, aber ich war nicht sicher und sagte deshalb lieber nichts. Wo war mein Lügentalent, wenn ich es mal brauchte? »Schließlich hab ich es dann mit deinem Vater besprochen und beschlossen zu unterschreiben.«
    »Er hat dir gesagt, du sollst unterschreiben?«, fragte ich, so ruhig ich konnte, aber ich spürte, wie die Wut in mir hochstieg. Was wusste mein Vater denn schon über mein Leben? Er hatte mir nie eine persönliche Frage gestellt, nie das geringste Interesse gezeigt …
    »Nein, eigentlich nicht«, unterbrach Mum meine Gedanken. »Er hat gesagt, das wäre alles ein Haufen Unsinn, aber da ist mir klargeworden, dass ich anderer Meinung bin als er. Ich glaube nicht, dass es ein Haufen Unsinn ist. Jedenfalls kann es ganz sicher nicht schaden. Verstehst du? Wenn mein Leben sich mit mir treffen wollte, würde ich das ziemlich spannend finden, glaube ich.« Sie lächelte. »Wenn so etwas Aufregendes passiert, das muss doch wunderbar sein.«
    Ich war beeindruckt, dass sie gegen die Anweisungen meines Vaters gehandelt hatte, und es überraschte mich, dass sie sich gern mit ihrem Leben getroffen hätte. Ich hätte gewettet, dass das so ziemlich das Letzte war, was sie sich wünschte. Was würden denn
die Leute
dazu sagen?
    »Aber hauptsächlich habe ich mir Sorgen gemacht, dass ich auch irgendwie daran schuld bin, wenn es dir schlechtgeht. Ich bin deine Mutter, und wenn mit dir etwas nicht in Ordnung ist, na ja, dann …«
    »Mit mir ist alles in Ordnung, Mum.«
    »Na ja, vielleicht hab ich mich falsch ausgedrückt, entschuldige. Ich meinte …«
    »Ich weiß, was du gemeint hast«, unterbrach ich sie ruhig. »Und es ist nicht deine Schuld. Wenn etwas nicht mit mir in Ordnung wäre, wärst du nicht schuld daran, meine ich. Du hast nichts falsch gemacht.«
    »Danke, Lucy.« Auf einmal sah sie zehn Jahre jünger aus. Bis zu diesem Moment war es mir nie in den Sinn gekommen, dass sie sich für den Zustand meines Lebens verantwortlich fühlen könnte. Ich hatte immer gedacht, das wäre ganz und gar meine Sache.
    »Und – hast du dich mit deinem Leben getroffen? Wie ist es denn so?«, fragte sie, wesentlich entspannter.
    »Mein Leben ist ein Mann, und ja, wir haben uns letzte Woche getroffen.«
    »Dein Leben ist ein Mann?«
    »Ja, ich war auch überrascht.«
    »Ist er attraktiv?« Mum kicherte.
    »Mum, das ist ja eklig – er ist mein Leben!«
    »Ja, natürlich«, räumte sie ein und versuchte ein Lächeln zu unterdrücken, aber ich konnte genau sehen, dass sie insgeheim auf Hochzeitsglocken hoffte. Jeder Mann wäre ihr als Schwiegersohn recht gewesen. Vielleicht hoffte sie aber auch auf einen Partner für Riley.
    »Er ist überhaupt nicht attraktiv, genaugenommen ist er sogar hässlich«, antwortete ich trotzdem und stellte ihn mir vor, mit seiner klammen Haut, seinem Mundgeruch, seiner Schniefnase und seinem zerknitterten Anzug. »Aber egal, es ist alles in Ordnung, alles wunderbar. Ich glaube nicht, dass er sich noch mal mit mir treffen möchte.«
    Wieder runzelte Mum die Stirn. »Bist du sicher?« Dann ging sie kurz nach draußen und kam mit einem Beutel voller Umschläge zurück, mit der Lebensspirale und meinem Namen darauf, verschickt an die Adresse meiner Eltern. »Wir haben letzte Woche jeden Tag einen davon gekriegt. Und gestern früh schon wieder.«
    »Oh«, sagte ich. »Dann hat er bestimmt meine Adresse verlegt.« Lachend schüttelte ich den Kopf. »Vielleicht ist das große Problem meines Lebens sein mangelndes Organisationstalent.«
    Mum lächelte mich ziemlich traurig an.
    Im gleichen Augenblick kam Riley wieder aus seinem Schlafzimmer, die Autoschlüssel in der Hand. Als er den Umschlag sah, fragte er: »Oh, sind wir jetzt bei diesem Thema?« Dann öffnete er eine Schublade in der Flurkommode, kam mit einem Packen Briefe zurück, knallte sie auf den Tisch, steckte sich noch ein Papadam in den Mund und zermalmte es. »Tu mir bitte einen Gefallen, Schwester, ja? Hör auf, dein Leben zu ignorieren. Dieses Zeug hat den ganzen Briefkasten verstopft.«
    Zuerst war mir mein Leben egal gewesen, aber nach dem Tag heute war ich schon wütend, und diese ganzen Briefe an meine Familie machten mich stinksauer. Morgen war der Termin bei Starbucks, den ich mit ihm abgesprochen hatte. Ich hatte

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