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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Corporate Social Responsibility oder Unternehmerische Sozialverantwortung und umschreibt den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, die über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. CSR steht für verantwortliches unternehmerisches Handeln in der Geschäftstätigkeit, über ökologisch relevante Aspekte bis hin zu den Beziehungen mit Mitarbeitern und dem Austausch mit den relevanten Anspruchs- bzw. Interessengruppen. Es ist sozusagen das Firmengewissen, das das öffentliche Interesse in die Entscheidungen der Firma integrieren soll. Die Idee dahinter ist, dass ein Unternehmen auf lange Sicht einen größeren Profit macht, wenn es nach diesen Gesichtspunkten handelt, obwohl manche Kritiker dagegenhalten, dass es von der ökonomischen Rolle einer Firma ablenkt.« Ich trank einen Schluck Kaffee. »Meiner Meinung nach stimmt übrigens das Erste. Ich habe in einem großen internationalen Unternehmen gearbeitet, das seine Prinzipien hätte ernster nehmen sollen, und ich war mit den Praktiken nicht einverstanden.«
    »Was ist denn passiert? Hast du Papier im Plastikmüll gefunden?«
    »Nein.« Ich verdrehte die Augen. »Ich werde nicht auf die Details eingehen, aber ich habe dem Chef meine Meinung gesagt, und er hat mich umgehend entlassen.«
    Mein Leben nickte und ließ sich meine Geschichte durch den Kopf gehen. Dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte, lachte so laut, dass die alte Frau neben ihm erschrocken aufsprang. Er lachte im Namen unseres ganzen Landes. Als er endlich aufhörte, war er völlig außer Atem.
    »Also der war echt gut«, sagte er. »Danke.«
    »Gern geschehen.« Ich trank meinen Kaffee und machte mich auf seine Rache gefasst.
    »Du wirst feststellen, dass es sich gelohnt hat.« Er wandte sich an die alte Frau. »Manchmal wäscht sie ihre BH s eine ganze Woche nicht.«
    Ich schnappte nach Luft. Jetzt hatte die Frau endlich genug, stand auf und ging.
    »Wo hast du denn diese Geschichte her?«, fragte mein Leben.
    »Wikipedia. Als ich mal nachts nicht schlafen konnte, hab ich mich nach einer guten Erklärung umgeschaut.«
    »Hübsch. Und die hast du dann allen erzählt?«
    »Japp. Keiner hat je nachgefragt, mit welchen Praktiken genau ich eigentlich nicht einverstanden war. Ursprünglich hatte ich mir was mit illegaler Müllentsorgung ausgedacht, aber das kam mir dann zu offensichtlich und zu sehr nach achtziger Jahre vor.«
    Er lachte wieder, hielt dann aber inne. »Aber deinem Dad hast du das nicht erzählt, oder?«
    »Doch, hab ich.« Als ich mich an den Moment erinnerte, zuckte ich innerlich zusammen. »Wie sich herausstellte, kannte er die Wahrheit bereits, aber er hat sich meine Geschichte in aller Ruhe erzählen lassen und mir dann erst gesagt, dass er Bescheid wusste. Er ist der Einzige, der die Wahrheit hinter dieser Lüge kennt. Daher auch der Streit.«
    »Woher hat er es gewusst?«
    »Er ist Richter, und die Juristenwelt ist klein.«
    »Ah. Hast du vielleicht Lust, auch mir die Wahrheit zu sagen?«
    Ich trank meinen Kaffee aus und warf den Pappbecher in den nächsten Mülleimer. Leider traf ich nicht, und der Becher fiel auf den Boden. Ich seufzte müde und spürte die Last der ganzen Welt auf meinen Schultern, aber dann stand ich doch auf, stopfte den Becher in den Eimer und kehrte zur Bank zurück.
    »Ich sollte einen Klienten vom Flughafen abholen, aber weil ich betrunken war, hab ich mich verfahren, wir sind eine Stunde herumgeirrt, und er hat sein Meeting verpasst. Dann hab ich ihn auch noch vor dem falschen Hotel abgesetzt und dort stehenlassen.« Ich blickte auf. »Man hat mich gefeuert, ich hatte ein Jahr keinen Führerschein, also hab ich mein Auto verkauft und mir eine Wohnung in der Stadt gesucht, von der aus ich alles mit dem Fahrrad erreichen konnte.«
    »Was gut zu deiner Geschichte mit der ökologischen Verantwortung passte.«
    Ich nickte.
    »Clever.«
    »Danke.«
    »Eigentlich hast du also deinen Vater angelogen, er hat dich dabei erwischt, und jetzt bist du sauer auf ihn, weil er sauer auf dich ist?«
    Ich dachte darüber nach, wollte protestieren, mich rechtfertigen und darauf hinweisen, dass ich jahrelang seine herablassenden, aggressiven Bemerkungen hatte ertragen müssen. Sie hatten viel zur Vergiftung unserer Beziehung beigetragen, dieser eine Streit war ja nicht der einzige Faktor gewesen. Aber es gab so viel zu erklären, ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte, und ich hatte auch weder Zeit noch Energie, noch Lust, in die

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