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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Schmetterling jagte und begeistert herumsprang. Der Gedanke, dass er das letzte Mal Gras unter den Füßen gehabt hatte, als ich welches an den Schuhen in die Wohnung geschleppt hatte, tat mir richtig weh.
    »Erstens ist er nicht ›Dad‹«, korrigierte ich ihn, »sondern ›Vater‹. Sobald unsere Lippen das Wort formen konnten, hat er uns das unmissverständlich klargemacht. Und zweitens gibt es da nicht viel zu erzählen.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    Mein Leben wandte sich der alten Frau zu, die neben ihm saß. »Entschuldigen Sie, die junge Frau neben mir ist von ihrem Freund verlassen worden, aber vorher haben die beiden sich ausgedacht, dass sie alle Leute anlügen und sagen, es war andersherum.«
    »Oh«, sagte die Frau verwirrt, weil sie dachte, sie müsste wissen, wovon er redete, es aber nicht verstand.
    »Ich glaub’s nicht«, grummelte ich.
    »Du erzählst eine Lüge, ich erzähle eine Wahrheit«, wiederholte er sein Mantra.
    »Ich hab nicht gelogen, über meinen Vater gibt es wirklich nicht viel zu erzählen.«
    »Lucy, ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass ich aus einem bestimmten Grund hier sein könnte? Sobald ich alle Bereiche untersucht habe und weiß, wo das Problem liegt, bin ich weg, aus deinem Leben verschwunden. Du musst mich nie wiedersehen, und stell dir nur mal vor, wie glücklich du dann bist. Deshalb liegt es in deinem eigenen Interesse, zu kooperieren, auch wenn du meinst, das Thema, das ich anspreche, ist total unergiebig.«
    »Was gibt es denn an mir in Ordnung zu bringen?«
    »Das weiß ich nicht, die Diagnose steht noch aus. Aber ich überprüfe alle Bereiche, um zu sehen, wo das Problem liegen könnte.«
    »Dann bist du also das Endoskop für meinen After.«
    Er zuckte zusammen. »Wieder dieses Metaphern-Thema.«
    Wir grinsten beide.
    »Du hast mir mal gesagt, dass dein Vater ein aufgeblasener kleiner Mann ist, der von seinem hohen Ross herabsteigen soll. Das lässt durchblicken, dass es bei diesem Thema Material zum Reden gibt.«
    »So hab ich mich nicht ausgedrückt, ich hab ihn als
arroganten
kleinen
Scheißer
bezeichnet.«
    »Ich hab deine Aussage ja auch nur sinngemäß wiedergegeben.«
    »Mein Vater und ich kommen einfach nicht miteinander aus. Früher ging es bis zu einem gewissen Grad, da waren wir einigermaßen höflich zueinander, aber inzwischen gibt es keinen Raum für Höflichkeit mehr.« Ich sah mein Leben an. »Bist du hier, um meinen Vater-Komplex zu analysieren? Sollte das nämlich so sein, dann können wir die Sache gleich abblasen. Wenn ich einen Vater-Komplex hätte, würde ich doch den ganzen Tag versuchen, es ihm recht zu machen, was dazu führen würde, dass ich super erfolgreich wäre, und davon bin ich im Moment himmelweit entfernt. Er kann mich nicht mal genug nerven, dass ich erfolgreich werde. Unsere Probleme zu besprechen, ist reine Zeitverschwendung.«
    »Ja, du hast recht, du bist ein Versager, also hast du keinen Vater-Komplex.«
    Wir lachten.
    »Er mag mich nicht«, erklärte ich schlicht. »Tiefer braucht man nicht zu bohren, es gibt nichts zu reparieren, nichts zu erforschen. Er hat mich einfach nie gemocht.«
    »Wie kommst du auf diese Idee?«
    »Er hat es mir gesagt.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Du weißt, dass er das gesagt hat. Als ich bei meinem letzten Job gefeuert wurde, war das für ihn der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Was absurd ist, denn bis zu diesem Zeitpunkt war ich tatsächlich erfolgreich, deshalb hätte es eigentlich der erste Tropfen sein müssen. Oder überhaupt kein Tropfen, weil ich ihm ja nicht gesagt habe, dass ich gefeuert worden bin, sondern dass ich selbst gekündigt habe, weil ich nicht einverstanden war mit der umweltpolitischen Einstellung der Firma. Wir hatten Streit, und ich habe ihm gesagt, ich weiß, dass er mich hasst, und er hat geantwortet – ich zitiere: ›Lucy, ich hasse dich nicht, ich mag dich einfach nicht besonders.‹ Zitat Ende.« Ich sah mein Leben an. »Also bitte, es liegt nicht an meiner Paranoia. Nimm deinen kleinen Computer und schau selber nach.«
    »Bestimmt hat er es nur in diesem einen Moment so gemeint.«
    »Er hat es in diesem Moment ganz bestimmt so gemeint, die Sache ist nur, dass dieser Moment nie zu Ende gegangen ist, wir stecken immer noch mittendrin.«
    »Warum hat man dich gefeuert?«
    Endlich waren wir bei dieser Frage angekommen.
    Ich seufzte. »Weißt du, was CSR ist?«
    Mein Leben runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    » CSR heißt

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