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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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hinunter zu dem Platz, auf dem Blake hätte sitzen sollen. Mein Leben setzte sich neben mich auf Melanies Platz. Alle glotzten uns an.
    »Darf ich vorstellen …«, begann ich und zögerte, hoffte aber, dass niemand es merkte.
    »Cosmo Brown«, beendete mein Leben den Satz für mich. »Ich bin ein Freund von Lucy und ein paar Wochen in der Stadt.«
    Überrascht sah ich erst ihn und dann die anderen an. Ob sie die Erklärung wohl schluckten? Aber warum eigentlich nicht? Sie nickten, gaben freundlich zustimmende Geräusche von sich, einer nach dem anderen stellte sich vor, und die Männer schüttelten sich über den Tisch hinweg die Hände. Adam beäugte mein Leben etwas argwöhnisch, und Mary checkte unter Garantie das Licht auf seinem Gesicht nach Spuren eines Kindheitstraumas.
    »Cosmo«, sagte Lisa, sah ihren Mann an und rieb sich ihren Babybauch. »Der Name gefällt mir.«
    »Ja«, stimmte David zu, in dem Versuch, sowohl zu Lisa als auch zu meinem Leben höflich zu sein, obwohl er den Namen offensichtlich furchtbar fand.
    »Dann wird es also ein Junge?«, fragte Chantelle schlagfertig.
    »Nein«, antwortete Lisa.
    Alles jubelte, und Lisa versuchte den Lärm zu übertönen.
    »Ich hab euch doch gesagt, dass wir es nicht wissen, aber
wenn
es ein Junge wird, wäre Cosmo ein hübscher Name für ihn. Mein Gott, bei euch muss man wirklich jedes Wort auf die Goldwaage legen.« Sie vergrub die Nase in der Speisekarte.
    »Wie lange kennt ihr euch denn schon, Cosmo?«, wollte Adam wissen.
    Interessante erste Frage, die ich in Gedanken übersetzte als:
Wie lange schläfst du schon hinter Blakes Rücken mit Lucy?
    Nervös schaute ich zu meinem Leben, denn ich hatte Angst, dass er alles herausposaunen würde, aber er hielt sein Versprechen.
    »Oh«, sagte er und lachte. »Schon ewig.«
    »Schon ewig?«, wiederholte Adam mit misstrauisch hochgezogenen Augenbrauen. »Für wie lange bist du denn in Dublin?«
    »Das weiß ich noch nicht genau«, antwortete mein Leben, zog sein hässliches Jackett aus und krempelte seine neuen leinenen Hemdsärmel auf. »Mal sehen, wie es so läuft.«
    »Arbeitest du?«
    »Überhaupt oder im Moment?«
    »Hier in Dublin«, erklärte Adam.
    »Das ist teils Arbeit, teils Vergnügen«, sagte mein Leben mit einem so breiten Lächeln, dass der Mangel an konkreter Information gar nicht grob erschien. Anscheinend konnte ich von ihm noch etwas lernen. Kleine Informationshäppchen waren besser als Lügen. Obwohl die Taktik bei Adam nicht zu wirken schien, denn er bestürmte mein Leben weiter mit Fragen.
    »In welcher Branche arbeitest du?«, fragte er.
    »Keine Sorge, nichts Bedrohliches«, antwortete mein Leben und hob abwehrend die Hände, als wollte er sich gegen Adams Verhör verteidigen. Alle lachten, außer Adam, der sich offensichtlich ärgerte. Mary nahm seine Hand und drückte sie beruhigend.
Nur die Ruhe
, hieß das. Sie hasste mich auch. Nach meiner Trennung von Blake hatte sie mich nie mehr allein kontaktiert, ein klares Zeichen, dass wir nur befreundet waren, weil unsere Freunde sich kannten. Obwohl es mich ein bisschen kränkte, war ich auch froh, nie wieder zu bizarren Fotoausstellungen gehen zu müssen, die Titel hatten wie »Zeit der Herbstzeitlosen: Ein zeitloser Blick auf die Natur.«
    »Ich mach nur Witze«, wandte mein Leben sich direkt an Adam. »Ich bin Bilanzprüfer.«
    Ich konnte mir bei der Anspielung auf unser erstes Gespräch damals ein Lächeln kaum verbeißen. Dann legte er den Arm auf meine Stuhllehne, sicher eine unbewusste Beschützergeste, die man aber natürlich auch anders auslegen konnte. Offenbar tat Adam genau das, denn er sah mich an, als sei ich das ekelhafteste Miststück, das ihm je untergekommen war.
    »Oh, dabei fällt mir ein, dass wir noch Papierkram zu erledigen haben«, rief Lisa und sah wieder David an, die Hand wie immer auf dem Bauch. »Hast du die Formulare unterschrieben?«
    »Nein, das hab ich ganz vergessen.«
    »Ich hab sie doch extra auf die Küchentheke gelegt, damit du sie siehst.«
    »Ich hab sie auch gesehen, aber einfach vergessen, sie zu unterschreiben.«
    Lisas Gesicht lief rot an.
    »Wir erledigen das gleich, wenn wir heimkommen«, versprach David ruhig. »Heute ist sowieso Samstag, da können wir nicht viel machen.«
    »Aber als ich dir gestern gesagt hab, dass du unterschreiben sollst, war Freitag, verdammt!«, fauchte sie.
    David warf Jamie einen matten Blick zu.
    »Blake ist übrigens wieder zurück«, lenkte Jamie ab, und sofort hob

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